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Soundtrack - Django unchained

Soundtrack- Django unchained

Universal
VÖ: 18.01.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Blei bleibt sein Geschäft

In seiner Hochzeit war der Spaghettiwestern ein wenig wie Sofia Coppola: so aufregend und verwegen, dass "Pulp Fiction"-Regisseur Quentin Tarantino ihm einfach nicht widerstehen konnte. Keine vier Minuten lief Sergio Corbuccis stilbildender Streifen "Django" in den Kinos der 1960er Jahre an, da packte das Drehbuch bereits die Peitsche aus: sadistische Mexikaner in Patronengurt und Sombrero peitschten eine Frau aus - nicht etwa im Off, die Kamera hielt erbarmungslos drauf. Spätestens in diesem Moment hatte das Western-Genre seine Unschuld verloren. Nichts war mehr übrig von den klinisch sterilen Gut-Böse-Märchen, an deren Ende edle Ritter wie John Wayne der Abendsonne entgegensattelten. In Western italienischer Prägung knallten selbst Ohrfeigen wie Kanonenschläge, Hauptprotagonisten blieben schon mal namenlos, und den vermeintlichen Helden ging es vor allem ums Geld. Oder wie bei Django: um Rache. Rache, die Django gegen Ende von Corbuccis Film bekommt: Beide Hände haben ihm die Mexikaner da längst gebrochen, ihre Pferde auf ihnen rumtrampeln lassen und die Schmerzensschreie des Protagonisten sowie das Stöhnen des Kinopublikums dabei ignoriert. Es ist fast ein Wunder, dass sich Quentin Tarantino mit "Django Unchained" erst jetzt um eine Art Neuauflage bemüht hat. Wie bei Tarantino üblich: mit einer Handvoll Soundtrack.

Dieser Soundtrack ist ähnlich freigeistig wie Tarantinos "Django"-Interpretation. Morricone-Westernklassiker mit Dengelgitarre und der welk gewordenen Patina aus einem knappen halben Jahrhundert entführt Tarantino direkt von seinen zerkratzten Vinylplatten in die Kinowelt des 21. Jahrhunderts - Knistern, Knacken, Rauschen inklusive. In über zwei Stunden Spaghetti-Hommage und eben auf diesem Soundtrack schafft Tarantino Klangräume, in denen sich Künstler versammeln, wie sie gegensätzlicher kaum sein könnten: Exklusive Neukompositionen von R&B-Musikern wie Anthony Hamilton and Elayna Boynton lässt sich Tarantino frei Haus liefern. Rapper Tupac Shakur und Soul-Legende James Brown machen in "Unchained (The payback / untouchable)" zusammen einen auf Untertitelstück. Riz Ortolani, der schon die Skandalszenen aus "Cannibal Holocaust" mit verstörenden Melodien befeuerte, darf noch mal in die Zweitverwertung. Und natürlich darf das alte "Django"-Thema nicht fehlen, einem mit eingängiger Gitarre und englischsprachigen Lyrics unterlegtem Stück Melodie, wie es charakteristisch für seine Sparte werden sollte. Dazwischen: Tarantino-typisch Wortfetzen und Dialoge aus dem Film direkt für Klowand, die IMDB.com-Zitatesammlung und fürs Facebook-Profil.

Das alles passt wunderbar zum Film - selbst dann, wenn in einer Liebeserklärung an die Pioniere von Gewaltkino, Antihelden und wirklich wildem Westen plötzlich Hip-Hop-Beats ballern. Denn ähnlichen Handlungsspielraum nimmt sich Tarantino schließlich nicht nur im Ton, sondern auch im Bild. Der einst weiße Django mutiert im Film "Django Unchained" zum Farbigen, aus dem Einzelgänger Franco Nero macht Tarantino den Leibeigenen Jamie Foxx, der von Christoph Waltz begleitet und aus der Sklaverei freigekauft wird. Selbst Djangos Sarg mit Maschinenpistole ist verschwunden. Was bleibt, sind Gewalt, Unmoral, rauchende Colts - und Rache. So stört es kein bisschen, dass die Hälfte des "Django Unchained"-Soundtracks sprichwörtlich aus der Zeit geplumpst ist; dass die Titelmelodie aus "Die rechte und die linke Hand des Teufels" hier mit 2Pac gemeinsame Sache macht. Schließlich geht es Tarantino um den einstmals so verwegenen Spaghettiwestern. Und ein verwegener Soundtrack muss da einfach mit.

(Sven Cadario)

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Highlights

  • Django
  • Ancora qui
  • Trinity

Tracklist

  1. Winged
  2. Django
  3. The braying mule
  4. "In that case Django, after you..."
  5. His name was King
  6. Freedom
  7. Five-thousand Dollar nigga's and gummy mouth bitches
  8. La corse (2nd version)
  9. Sneaky Schultz and the demise of Sharp
  10. I got a name
  11. I giorni dell'ira (Days of anger)
  12. 100 black coffins
  13. Nicaragua
  14. Hildi's hot box
  15. Sister Sara's theme
  16. Ancora qui
  17. Unchained (The payback / untouchable)
  18. "Who did that to you?"
  19. Too old to die young
  20. Stephen the poker player
  21. Un monumento
  22. Six shots two guns
  23. Trinity (titoli)

Gesamtspielzeit: 59:20 min.

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