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Delphic - Collections

Delphic- Collections

Chimeric / Cooperative / Universal
VÖ: 01.02.2013

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Die Flickenteppichreiter

"Sämtliche Tauwerke der königlichen Flotte sind dergestalt gesponnen, dass ein roter Faden durch das Ganze durchgeht, den man nicht herauswinden kann, ohne alles aufzulösen, und woran auch die kleinsten Stücke kenntlich sind, dass sie der Krone gehören", schrieb der gute Goethe einst vor gerade einmal 200 Jahren und schuf damit einen Begriff, den wir heute noch gern verwenden: Wenn etwas einen "roten Faden" hat, folgt alles einer bestimmten Grundidee oder Richtlinie. Warum das an dieser Stelle wichtig ist? Nun, der Leser erinnert sich vielleicht noch an "Acolyte", das Debüt der Briten Delphic. Und während dieses sicher nicht jedem gefallen musste, hatte es dennoch ein Konzept oder einen Grundgedanken, also einen roten Faden. Und von diesem ist der Nachfolger "Collections", so darf man guten Gewissens behaupten, meilenweit entfernt.

Nun ist es sicher nicht schlimm, wenn eine Band ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellt und ihr Interesse für verschiedene Stile offenbart. Wenn sich an ein kleines Stück des roten Fadens aber innerhalb von wenigen Millimetern allerlei kunterbunte Fetzen reihen, sorgt das schnell für ein unangenehmes Chaos. Immerhin: Delphic reiten den von ihnen leidenschaftlich geknüpften Flickenteppich mit Begeisterung. Von der kleinen HipHop-Einlage in "Changes", die sofort von dramatischem Gesang abgelöst wird, über die stellenweise äußerst merkwürdig anmutende Ballade "Tears before bedtime", bei der man eine Dame durch eine Art Funkgerät sprechen hört, bis zum Gitarrenriff in "Atlas", welches sich jedoch nicht den kompletten Song über fortsetzen darf, findet der Hörer hier innerhalb kürzester Zeit mehr musikalische Eindrücke als beim Eurovision Song Contest - und von der Theatralik her könnten sich einige der Interpreten dort sogar noch eine Scheibe bei Sänger James Cook abschneiden.

Das große Problem ist, dass Delphic hier durchweg cooler wirken wollen, als sie sind. Verspricht der Opener "Of the young" noch ein polterndes Alternative-Dance-Spektakel mit waschechtem Chorgesang, verliert sich schon das darauffolgende "Baiya" in gefälligem Dance-Pop, der sich fürs Radio sicher spitzenmäßig eignet, dessen Halbwertzeit aber auch nur bis zum nächsten Song reicht. Die HipHop-Beats kehren dann kurz vor Schluss bei "Memeo" zurück, was in etwa so authentisch wirkt wie jeder Rapper einer Boyband, während die beiden Schlusslichter "Don't let the dreamer take you away" und "Exotic" das Ruder auch nicht mehr recht herumreißen können. Es bleibt leider dabei: Wer mit Delphic schon auf "Acolyte" nichts anfangen konnte, lässt sich jetzt sicher nicht mehr umstimmen. Und schlimmer noch: Wer sie damals mochte, könnte es sich nach "Collections" womöglich anders überlegen. Da braucht der Flickenteppich nicht mal einen Schleudersitz.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Of the young
  • Don't let the dreamers take you away

Tracklist

  1. Of the young
  2. Baiya
  3. Changes
  4. Freedom found
  5. Atlas
  6. Tears before bedtime
  7. The sun also rises
  8. Memeo
  9. Don't let the dreamers take you away
  10. Exotic

Gesamtspielzeit: 43:03 min.

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  • Delphic (37 Beiträge / Letzter am 26.01.2013 - 11:02 Uhr)