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Die Fantastischen Vier - MTV unplugged II

Die Fantastischen Vier- MTV unplugged II

Columbia / Sony
VÖ: 26.10.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Reverend im Hemd

Auch ne Idee: das Album mit "Zugabe"-Rufen starten zu lassen. Hätten die Fans der Fantastischen Vier zu Zeiten von "Unplugged" schon damit begonnen und bis heute durchgezogen, sie müssten mittlerweile auf ihre Stimme verzichten und würden in blutige Hände klatschen. Immerhin sind zwölf Jahre vergangen seit ihrer Premiere in der MTV-unplugged-Reihe. Als erste Band überhaupt spielten die Stuttgarter ein zweites Mal akustisch auf. Erneut dort, wo sie dereinst performten und aufnahmen: in der schönen Balver Höhle im Sauerland. Wer diese Information nicht irgendwo im Booklet liest, der bekommt es bei anderthalb Stunden Material aber auch circa 30 Mal gesagt und in dafür teils abgewandelten Texten verbal einmassiert. Virales Marketing des Höhlenmenschen 2.0.

"Wenn du mich hasst, dann fick Dich / Wenn du mich liebst, dann fick mich", raunt Smudo im dekonstruierenden "Kaputt". Die Fantastischen Vier sind Herren klarer Worte. Wer nach "Für Dich immer noch Fanta Sie" abgewunken und erste zeitgeistige Relevanzfragen in den Raum stellte, darf sie sich nun gerne selbst in den Rachen stopfen. Was die Stuttgarter auf "MTV unplugged II" anfassen, hat, bis auf "Ernten was wir säen", dem der Drive etwas abhanden gekommen ist, Hand und Fuß. Das liegt allerdings nicht nur am Quartett. Unter dem Arrangeur und ständigem Fanta-4-Tourmusiker Lillo Scrimali spielt eine tolle Band auf, zudem werden Congas und Bongos geklopft, Flöten und Geigen bespielt, und die ersten Minuten von "Was wollen wir noch mehr" gehören Rafael Cortés an der Flamenco-Gitarre.

Dann wäre da ja noch der "größte sauerländische Gospelchor der Welt", den Die Fantastischen Vier beschwören. Verstärkt durch Gospelsänger muss das Publikum ran. Sie sollen nicht umsonst schwarz gekleidet erschienen sein und nun ihre weißen Kragen umbinden. Es gilt Reverend Smudo zu huldigen in einem James Brown-Gottesdienst namens "Smudo in Zukunft". Und sie hören, wie der leibhaftig Bejubelte den Flow noch mal schnell um die Zunge schnallt und in Sachen Tempo auf den Pfaden von Busta Rhymes wandelt. Das macht richtig Spaß und ist die lange Einleitung wert. Stichwort Spaß bzw. "funny wie Bugs Bunny", um es mit den Worten des Reverend zu sagen - den gab es bereits zuvor: beim groovenden "Geboren", das wenigstens kurz an Gerry Rafferty denkt, dem Karriereguide "Dann mach doch mal" und der discoiden Selbstliebe "Ichisichisichisich".

Wer in 25 Jahren Bandgeschichte tatsächlich noch nichts von den Fantastischen Vier gehört hat, startet besser mit der zweiten CD dieser Zusammenstellung oder skippt auf entsprechender DVD der Limited Edition. Nach dem instrumentalen "Mission Ypsilon" skizzieren die Stuttgarter in "Was wollen wir noch mehr" ihre musikalischen Lebensläufe in wahlweise selbstreferentieller oder selbstbeiweihräuchernder Form. Und die sind nun um einige Einträge reicher. Erstmals gibt es beispielsweise "Populär" in einer Salsa-Version zu hören, und Smudo zieht sich Helium rein, damit die Eröffnungssequenz "Wir kicken den Shit" aus "Pipis und Pops" möglichst originalgetreu klingt. Am Ende: "Zugabe"-Rufe. Salbt die Hände, das kann dauern.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Dann mach doch mal
  • Geboren
  • Smudo in Zukunft
  • Pipis und Pops
  • Troy

Tracklist

  • CD 1
    1. Fornika
    2. Ernten was wir säen
    3. Danke
    4. Dann mach doch mal
    5. Geboren
    6. Ichisichisichisich
    7. Smudo in Zukunft
    8. Mehr nehmen
    9. Pipis und Popos
    10. Mantra
  • CD 2
    1. Mission Ypsilon
    2. Was wollen wir noch mehr
    3. Bring it back
    4. Gebt uns ruhig die Schuld (den Rest könnt ihr behalten)
    5. Kaputt
    6. Einfach sein
    7. Populär
    8. Troy

Gesamtspielzeit: 95:22 min.

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