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Crystal Castles - (III)

Crystal Castles- (III)

Fiction / Polydor / Universal
VÖ: 09.11.2012

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Wie die Pest

Alice Glass schreit, wie's ist: "I am the plague!" Vermutlich wäre sie gern die Geißel einer Menschheit, die ihre mannigfaltigen Verbrechen bevorzugt unter religiösem Deckmantel verübt. Oder wie die Sängerin von Crystal Castles es unlängst im Interview ausdrückte: "Purification is genocide." Das sind schon andere Ansagen als Robert Smiths niedergeschlagenes "I'm not in love" im letzten Hit des kanadischen Duos. Und in diesem Sinne geht es weiter: Wenig später schickt Glass zusammen mit Schrauber Ethan Kath den "Wrath of God" auf die "Violent youth" nieder, bis nur noch "Pale flesh" übrigbleibt. Am Ende heißt es gar: "Child I will hurt you." Und wo tut's sonst noch weh?

Musikalisch zumindest so gut wie nirgends. Im Gegensatz zu den irgendwo zwischen unversöhnlich und apokalyptisch angesiedelten Parolen seiner Partnerin lässt Kath bei der Instrumentierung nämlich verhältnismäßig subtile Mittel walten. Und so rauscht "Plague" eisig durch verstrahlten Analog-Electro, während Glass sich an Beats und Synthie-Shots entlanggurgelt und schließlich höllische Flüche ausstößt. Nicht gerade reinster Pop, nichtsdestotrotz ein Hit von manischen Ausmaßen. Im nächsten Moment kriechen Bässe aus der Tiefsee empor, zerstückelt eine Rasierklinge den Gesang und poppen zur Auflockerung hakenschlagende Sequenzen auf.

Und obwohl man kaum ein Wort versteht, beschleicht einen das nicht nur dumpfe Gefühl, dass Glass da wenig Erfreuliches von sich gibt. Doch zum Glück enthält "(III)" erhebende Momente zur Genüge. Aus dem gekippt daherkabelnden "Affection" schlängeln sich eine melancholische Zerrfläche und engelsgleiche Vocals heraus, der "Not in love"-Wiedergänger "Sad eyes" probt imposant den Schwarzlichtaufstand in der Technotrance-Disco, und bei "Violent youth" scheint gar eine putzige Heinzelmännchen-Armada über Kaths Tasten gehüpft zu sein. Doch fehlt nicht noch etwas?

Bitte sehr: Kurz nach der Hälfte legt "Insulin" mit derbem Magengruben-Noise mal eben sämtliche Schaltkreise lahm. In der Tradition der beiden Vorgänger zwar nur einmalig und dabei zweckmäßig kurz, aber eindrucksvoll grobschlächtig. Herrlich disziplinierter Lärm und ein Highlight in nicht einmal zwei Minuten. Danach tut sich auf "(III)" zwar nicht mehr allzu viel - doch Crystal Castles' Soundarsenal zwischen Synthie-Pop und Electroclash-Nachgeburt respektive Chiptune-Ästhetik und Witch-House-Insignien wächst schon aufgrund fehlenden Lichteinfalls halt nicht in den Himmel. Und durchgängige Interpretationsverweigerung ist auch nicht immer sexy. Aber klebt wie die Pest. Vor allem im Ohr.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Plague
  • Affection
  • Sad eyes
  • Insulin

Tracklist

  1. Plague
  2. Kerosene
  3. Wrath of God
  4. Affection
  5. Pale flesh
  6. Sad eyes
  7. Insulin
  8. Transgender
  9. Violent youth
  10. Telepath
  11. Mercenary
  12. Child I will hurt you

Gesamtspielzeit: 39:39 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Niklas Beinghaus
2012-11-20 18:37:50 Uhr
Mir gefällt das aktuelle Album nicht wirklich - meine Rezension könnt ihr hier lesen: http://neurogewitter.de/2012/11/19/uber-helden/
Akim
2012-11-18 15:23:55 Uhr
7/10

Kommt nicht an die Vorgänger ran und es hätten gern 2-3 Songs mehr sein können. "Pale Flesh" hat mich bisher am meisten gepackt.
Magge
2012-11-18 12:12:19 Uhr
gefällt mir sehr gut.
diese düstere atmosphäre,die das album umgibt macht es erst so richtig interessant, wird aber von einigen whrscheinlich nicht so aufgenommen werden. 8/10 mit tendenz nach oben.
blocr
2012-11-17 14:49:47 Uhr
@confused (1): ganz meine Meinung!
@confused (2): bissl weniger haten vielleicht?
confused
2012-11-17 03:54:14 Uhr
Dass ich 'ne schwule Jungfrau bin ist ja wohl klar.
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