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John Frusciante - Pbx funicular intaglio zone

John Frusciante- Pbx funicular intaglio zone

Record Collection / EMI
VÖ: 21.09.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ex-Ex-Ex

Es gibt Beziehungen, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt sind. Die von John Frusciante zu den restlichen drei Red Hot Chili Peppers gehörte zweifelsfrei dazu. Während seine Ex-Ex-Ex-Kollegen nun einmal mehr die größten Arenen der Welt bespielen, schloss sich der immer schon als Eigenbrötler geltende Maniker John Frusciante ein, um ein weiteres Album zu veröffentlichen. Elektronischer sollte es sein, so viel war vorab klar. Elektronisch ist es auch geworden, irgendwie. Das kryptisch betitelte "Pbx funicular intaglio zone" ist Frusciantes elftes Solo-Werk und gehört sicherlich auch zu den denkwürdigsten. Wobei Denkwürdigkeit im Kosmos des Ausnahmegitarristen ja ohnehin eine spezielle Vokabel ist.

Im eröffnenden Intro lässt Frusciante dann gleich die Katze aus dem Sack: Kein atmosphärisches Plingplong, viel eher erwartet den Hörer hier der inoffizielle Soundtrack zu einem 90er-Videospiel seiner Wahl. "Pbx funicular intaglio zone" ist aufgekratzt, verwirrend, ein fiepender Irrgarten aus Geräuschen, in dem Stile so wild durcheinander gekreuzt werden, dass lediglich der abgenutzte Crossover-Begriff das Spektakel zu erklären vermag. Zu Beginn des eklektischen "Bike" zerstückelt Frusciante seine Grundidee in guter alter Free-Jazz-Manier, lässt später wilde Beats drüber rumpeln und strandet finalement zwischen Nine Inch Nails und Skype-Anrufton. Uff, aber irgendwie auch geil.

"Pbx funicular intaglio zone" ist kein schlampiges Album, auch wenn natürlich alles umeinander liegt. Frusciante überblickt das Chaos, ordnet die einzelnen Puzzleteile neu an und kreiert Songs, die wiederum selbst aus unzähligen Versatzstücken bestehen. "Ratiug" wäre ein Paradebeispiel hierfür, denn der Sechsminüter beginnt verhalten, dann mischt sich Frusciantes Stimme ins Gewimmel, Bläser verzieren den Hintergrund, bevor schlussendlich Kinetic 9 seine gerappten Zeilen über die flächige Synthielandschaft regnen lassen darf. Im folgenden "Guitar" scheint Frusciantes Vorliebe für Autechre, Aphex Twin und Venetian Snares durch, die Gitarre flaniert über schnelle Beats und unbarmherzige Rhythmuswechsel. Dass das schlussendlich richtig gut klingt, ist wirklich eine große Leistung.

Auf eine Platte wie diese muss man sich freilich auch einlassen können. Wenn "Mistakes" mit seinen Nintendo-Beats wie ein Schlaflied aus der Zukunft klingt, dann ist das auf den ersten Blick komisch, auf den zweiten aber wirklich interessant und gar nicht mal so albern, wie es klingt. Ein John Frusciante macht eben das, was ein John Frusciante von einem John Frusciante erwartet, und das entspricht meistens nicht dem, was nachmittags auf Antenne Bayern läuft. Sprich: "Pbx funicular intaglio zone" ist wohl eher keine Musik für den 08/15-Chili-Peppers-Aficionado. Mit "Pbx funicular intaglio zone" fantasiert sich dieser seltsame Typ nämlich weiter sein eigenes Paralleluniversum zusammen. Und das ist wohl wirklich spannender als das eintausendfünfhundertdrölfste Konzert in einer überdimensionierten Allzweck-Arena.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • Ratiug
  • Guitar
  • Sum

Tracklist

  1. Intro/Sabam
  2. Hear say
  3. Bike
  4. Ratiug
  5. Guitar
  6. Mistakes
  7. Uprane
  8. Sam
  9. Sum

Gesamtspielzeit: 36:58 min.

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