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Loreen - Heal

Loreen- Heal

Warner
VÖ: 26.10.2012

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Heißes Lüftchen

Die Windmaschine arbeitet. An jenem Abend im Mai beim Eurovision Song Contest hat sie viel zu tun, um die Haare und das seidene Gewand von Lorine Zineb Nora Talhaoui alias Loreen von links nach rechts flattern zu lassen und ihr Gesicht zu verdecken. Für die Sängerin nichts Neues, weil der Pony die Stirn einnimmt, ihre Arme sowieso zu theatralischen Gesten neigen und sie ohnehin mit Capoeira-artigen Tanzschritten immer in Bewegung ist. Es sieht aus wie eine Mischung aus "Braveheart" und Pilates. Geschadet hat es der Schwedin mit marokkanischen Wurzeln nicht. Loreen gewann den Contest, ihr Song "Euphoria" landete in etlichen Ländern auf Platz eins und bei manchen Vorglüh-WG-Partys auf der Liste der am meisten laut und schief gesungenen Tracks des letzten halben Jahres.

Was den zweifelsfrei ohrwurmigen, von der Innovativion her allerdings in den neunziger Jahren steckengebliebenen Song ausmacht, charakterisiert auch "My heart is refusing me". Loreen wispert und wartet, bis sie mit der geschwungenen Dancekeule Richtung vokalen Ausbruch mitfliegen kann. Nur scheinen all ihre Glückshormone mit "Euphoria" bereits gänzlich aufgebraucht. "Heal" zeigt sie insgesamt als emotional verletzte Sängerin. Das erinnert frappierend in vielerlei Hinsicht an das nichtssagende Medina-Album, ist glücklicherweise aber weniger stumpfsinnig. Loreen setzt immerhin auf Schallschutz statt auf Dezibelobergrenze und überrascht in "Everytime" mit spärlichen Beats zu ganz und gar akustischen Anfängen - das geht schon als Rohversion einer Gabriel & Dresden-Nummer durch.

"Heal" verhält sich an vielen Stellen wie ein heißer Kochtopf mit sprudelndem Wasser. Bevor es überschwappt und einbrennt, gibt es einen Klaps mit dem Löffel, so dass Loreen nicht unter rohrkrepierenden Beats verschwindet. Zwar tänzelt sie dadurch auch mal umher wie eine nivellierende Abrissbirne aus Schaumstoff, versucht das aber wieder auszubügeln, in dem sie an anderer Stelle mit Streichern und Pianotönen das Organische im Dance-Pop herauszuarbeiten versucht oder in "Do we even matter" auf prunklos-balladeskes Drama baut. Aber gerade die zweite Hälfte enttäuscht völlig: Für "Sidewalk" sind Loreens Vocals zertreten worden, damit es auch zum obligatorischen wie minimalistischen Dubstep-Moment passt, "Sober" und "If she's the one" verlaufen sich im Uptempo-Nirgendwo, "Breaking robot" ist gemorphter Schlunz Marke Medina, und "See you again" hat für die Teeparty in Carly Rae Jepsens Bubblegum-Club auch nur lauwarmes Wasser zum Aufgießen parat. "Heal" wirft sicherlich noch ein, zwei Single-Hits ab, die Wahrheit liegt aber am Ausschaltknopf der Windmaschine: nicht mehr als ein laues Lüftchen.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Everytime
  • Euphoria

Tracklist

  1. In my head
  2. My heart is refusing me
  3. Everytime
  4. Euphoria
  5. Crying out your name
  6. Do we even matter
  7. Sidewalk
  8. Sober
  9. If she's the one
  10. Breaking robot
  11. See you again
  12. Heal (feat. Blanks)

Gesamtspielzeit: 49:15 min.

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User Beitrag
Eurovision
2012-10-12 16:17:57 Uhr
Kommt am 24. Oktober. Nächste Single: http://www.youtube.com/watch?v=cClLutPmFDI
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