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Jason Lytle - Dept. of disappearance

Jason Lytle- Dept. of disappearance

Anti / Epitaph / Indigo
VÖ: 12.10.2012

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Bart ab

Wer sich schon zu Großvaters Zeiten für Musik interessierte, ist vielleicht sogar mal auf der Schleimspur ausgerutscht, die Jeff Lynnes Electric Light Orchestra in den Siebzigern mit orchestriertem Bombast und harmonischen Komplexen hinter sich herzog. Das ist zum Beispiel Jason Lytle passiert, der sich deswegen nie wieder rasieren wollte. Doch irgendwann fielen ihm ein paar Indierocker aus dem Bart und wollten mit ihm eine Band gründen. Die hieß natürlich Grandaddy, und die Welt war dank Alben wie "Under the Western freeway" und "The sophtware slump" gerettet.

Dass Grandaddy sich irgendwann später auflösten, war noch trauriger als Tränenzieher wie "He's simple, he's dumb, he's the pilot" oder "OK with my decay". Lytle hatte den ganzen Kram doch eh immer alleine gemacht. Und trotzdem musste er seinen Bart zum Wischmop umfunktionieren, um die vielen Tränen aufzuwischen. Wenn er so ganz ohne Gefussel vom Cover von "Dept. of disappearance" guckt, sieht er seltsam nackt aus. Zum Glück die Musik ist weiterhin herrlich.

Schon wenn das Titelstück von Lytles zweiten Soloalbum los quietscht und dengelt, schütteln sich die Mottenkugeln von selbst aus dem ollen Flanellhemd. Kauziger Schrammelpop wie "Matterhorn" oder "Hangtown" kuschelt sich auch wieder ganz nah an Dein diabetisches Herz-Kreislauf-System heran. Die staubigen Elektronik-Bauteile, die in Songs wie "Young saints" oder "Willow wand willow wand" immer wieder oszillieren dürfen, werden mit Siebziger-Jahre-Kitsch eingeschmiert. Unter dem Klavier von "Last problems of the Alps" und "Somewhere there's a someone" lauert großes Pantoffelkino, und das desillusionierte "Your final setting sun" lässt sich von quengelnden Synthesizern nur so lange nerven, bis die Gitarren rosten.

Lytles Ästhetik aus unrasiertem Indie-Geschrammel, quietschfidelen Flirts mit dem Kitsch und naiver Einwegelektronik hat sich über die Jahre angenehm wenig geändert. "Many years have passed and now I see / It's all about the small simplicities", erkennt Lytle beim herrlich überambitionierten Abschluss "Gimme click gimme grid". Also bleiben selbst komplizierte Arrangements übersichtlich, denn die Komplexe bleiben in seinem Kopf. Nebenbei ist natürlich nicht nur dieses Album ein Grund zur Freude. Grandaddy haben sich zusammengerauft und spielen Lytles Songs wieder gemeinsam. Werft die Rasierer weg!

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Dept. of disappearance
  • Somewhere there's a someone
  • Your final setting sun
  • Gimme click gimme grid

Tracklist

  1. Dept. of disappearance
  2. Matterhorn
  3. Young saints
  4. Hangtown
  5. Get up and go
  6. Last problem of the Alps
  7. Willow wand willow wand
  8. Somewhere there's a someone
  9. Chopin drives truck to the dump
  10. Your final setting sun
  11. Gimme click gimme grid

Gesamtspielzeit: 49:53 min.

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User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2014-04-11 15:03:59 Uhr
Schönes Album.
dasPeterchen
2012-11-12 19:23:29 Uhr
Das Problem ist nur:

Rock ist nichts, wenn er nichts nach vorne bringt

Die Rock-Puristen hören AC/DC und Rolling Stones, weil sie musikalisch gesehen tot sind!

Denen kann man keine neuen Tricks mehr beibringen.

Also sollte man sie auch einschläfern!
dasPeterchen
2012-11-12 19:20:16 Uhr
Mein Reden. AC/DC sind scheiße.

Kein Mensch mit ein bischen Gehirn hört den Rockmist. Das war schon vor Jahrzehnten so.

Die haben gute Riffs, aber wenn der Sänger beginnt zu singen, dann ist musikalisch alles im Arsch. Das war schon so, als der seelige Bon Scott noch dabei war.

AC/DC waren schon immer kacke!!!

AC/DC ist Musik für Idioten, für Prolls, die sich im Rock bestätigt sehen.
Denniso
2012-11-12 13:12:06 Uhr
@ Grano: Bei mir das Selbe. Und wenn schon Nostalgie, dann eben "Sumday" oder "The sophtware slump".
dasPeterchen
2012-11-12 11:41:47 Uhr
Das Dept.-Album ist viel besser als sein Letztes, viel persönlicher. Es hat eine ungemein traurige, geknickte Stimmung.

So runtergezogen hat mich noch Keines seiner Werke. Da mache ich mir Gedanken. Ich hoffe, daß es Jason gut geht, auch oder gerade seelisch!
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