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Artificial Brothers - Make our hearts sway

Artificial Brothers- Make our hearts sway

Für / Soulfood
VÖ: 21.09.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Im Regen

Düster dreinblickende Gestalten in dunklen Mänteln, von einer stumpfen Hektik umgetrieben. Obwohl sie dicht gedrängt eine zähe Masse bilden, nimmt keiner den anderen wahr. Sie wirken wie Kopien ohne alles Menschliche, sind Brüder, künstliche Brüder ... Vielleicht böte sich dem Betrachter dieses Bild, würde nicht ein Meer aus grauen Regenschirmen den Blick auf alles Darunterliegende versperren und das Cover von "Make our hearts sway" irgendwie trostlos wirken lassen. Und dieses leuchtende Etwas in der Mitte? Ein Glanz geht davon aus, fast wirkt es fehl am Platz inmitten all dieser Trostlosigkeit, aber die dunklen Menschen scheint es ohnehin nicht zu kümmern. Sie verstehen es nicht, und doch, ob sie wollen oder nicht, nehmen sie es wahr, berührt es sie. "Make our hearts sway".

Dieses Etwas ist die Musik. Drumherum, die düsteren Gestalten, das sind zunächst die Hörer, möglicherweise aber auch Artificial Brothers selbst, die sich auf ähnliche Weise von ihrer Musik mitnehmen lassen. Und mit dem Titel ist das erste Album der Dänen ziemlich gut beschrieben. Da steht nicht "Make our brains sway", und das aus gutem Grund. Ein Piano-Intro eröffnet die Platte, dazu kommt sehnsuchtsvoller Gesang, und schon nach wenigen Tönen ist klar, dass die ersten Takte von "Redemption" bloß die berühmte Ruhe vor dem Sturm sind. Wie ein gewaltiger Windstoß mit viel zu großen Regentropfen schlägt dem Hörer eine Wand aus Trommeln und verzerrten Gitarren ins Gesicht und durchbricht schließlich die etwas zu friedliche Stille. Die Atemlosigkeit, mit der das vonstatten geht, hat nichts Glückliches. Sie gleicht dem Adrenalinschub, den ein Steuermann verspürt, wenn er sein Schiff während eines nächtlichen Orkans durch gefährliche Riffe lenken muss - Angst, die süchtig macht.

"Make our hearts sway" klingt nicht wie ein Debüt. Es wirkt, als hätte die Band ihren Sound schon vor Jahren gefunden und könne, mit der Zeit erwachsen geworden, den Klang des Albums aus vielen bruchstückhaften Erfahrungen zusammenbasteln. Mal klingen Artificial Brothers nach Interpol oder Editors, erschaffen eine Zwielicht-Stimmung, wie es Radiohead nicht besser könnten, treten dann aber wieder mit sehr eigensinnigen Atmosphären an. Und nicht alle Songs klingen nach Regen und Sturm: "The children" etwa fühlt sich mit Wolldecke und Kaminfeuer viel wohler, ist deshalb aber längst noch nicht gemütlich. Die Stimme von Sänger Mathias Bertelsen hält alles zusammen, mal zerbrechlich, mal aufgeregt klagend, aber immer sehr eigen. Stücke wie "Blindfold the sun" zeigen auf einer kleinen Reise, welche Welten zwischen leise und laut, zwischen zart und kräftig liegen. Das ist beeindruckend und begleitet einen, bis irgendwann die Sonne wieder aufgeht. Dann bleibt "Make our hearts sway" als ferne Erinnerung zurück - kein Albtraum, aber genauso schwer greifbar. Bis zur nächsten Nacht.

(Konrad Spremberg)

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Highlights

  • Redemption
  • Psychedelic friend
  • Blindfold the sun

Tracklist

  1. Redemption
  2. Spiders
  3. The children
  4. Psychedelic friend
  5. Reign over me
  6. Oh my god
  7. Parades' end
  8. After the ball is over
  9. Last goodbye
  10. Blindfold the sun

Gesamtspielzeit: 43:21 min.

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