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Sean Rowe - The salesman and the shark

Sean Rowe- The salesman and the shark

Anti / Epitaph / Indigo
VÖ: 07.09.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Statt Karten

Sean Rowe sollte besser keine Visitenkarten drucken lassen. Unter seinen Namen müsste dann nämlich so etwas stehen wie "Naturalist und leider Stadtmensch", was automatisch für Stirnrunzeln sorgen würde, auch wenn es der paradoxen Wahrheit entspräche. Dass er Menschen und die Kunst der Stadt mag, streitet Rowe nicht ab, nur vollständig erklären kann er es sich selbst nicht. Der 37-Jährige, gebürtig aus dem US-Staat New York, lebt und liebt die Natur, hat schon mehrere Wochen am Stück in der Wildnis verbracht, greift ihre Bilder in seinen Songs auf und fühlt sich der Mystik unerforschter Naturphänomene auch deshalb verbunden, weil er darin Parallelen zur Musik sieht.

Rowes musikalisches Interesse setzt demnach früh an, etwa in den fünfziger und sechziger Jahren. "The salesman and the shark" ist ein zeitloses und mit Herzblut getränktes Album: komplett live eingespielt, reale Instrumente, ohne technischen Schnickschack und abgemischt am Ebenbild eines Mischpultes, das schon Rolling Stones, T. Rex oder Neil Young verwendet haben. Was Musik für Rowe zeitlos macht, ist die Leidenschaft, die Bands bei aller Limitiertheit der technischen Möglichkeiten damals in ihre Aufnahmen steckten. Und wenn sein Bariton ganz aus der Nähe die teils poetischen Songs erzählt, ist Rowe mittendrin statt nur dabei.

Im Klammerblues fleht er "Bring back the night", während ihn gezupfte Akkorde, ein samtenes Piano, Schellenkranz und Backgroundchor ins Dunkel begleiten. Nach dem Country-Twang von "Flying" rumpelt Rowe dann in Tom-Waits-Manier durch "Joe's cult", während die aufrüttelnden Drums ruppigen Bluesrock andeuten. Im bewegenden "Signs" sinniert er über Zurückgelassene und kehrt dabei in schimmernde Folk-Gefilde zurück, ehe Inara George von The Bird And The Bee im frühzeitlichen Disney-Soundtrack "The wall" erklärt bekommt, was sie bestimmt schon erahnt hatte: "I know it's red outside / But I'm stuck in black in white."

Dass mit Rowe aber auch die Pferde durchgehen können, beweist das facettenreiche "Horses". Im Western-Galopp mit Glockengeklöppel schwingt er sich zum Ausritt auf, bremst bei den Worten "at night he leaves the light on" urplötzlich ab, setzt sich erklärend und schützend an die Bettkante eines Kindes - ein kurzer Moment der Stille. Dann beginnen Streicher zu singen, und schon reitet Rowe wieder in die Nacht. Mit "Old shoes" folgt das wohl schönste Stück: "Put your hand where you can feel me / And in this moment we're alive / In this moment we could die free", singt er über eine leergefegte Bar, in der nur noch ein einsamer Mann Piano spielt. Sean Rowe trägt Scott Walker, Bruce Springsteen, Tom Waits und Leonard Cohen nun mal immer bei sich. Und hoffentlich bald auch Visitenkarten mit der unzweifelhaften Unterzeile "Passionierter Singer-Songwriter".

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Bring back the night
  • Signs
  • Horses
  • Old shoes

Tracklist

  1. Bring back the night
  2. Flying
  3. The lonely maze
  4. Joe's cult
  5. Signs
  6. The wall
  7. The ballad of Buttermilk Falls
  8. Horses
  9. Old shoes
  10. Downwind
  11. Thunderbird
  12. Long way home

Gesamtspielzeit: 49:22 min.

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  • Sean Rowe (3 Beiträge / Letzter am 24.02.2011 - 23:46 Uhr)

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