Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Bloc Party - Four

Bloc Party- Four

Frenchkiss / Cooperative / Universal
VÖ: 24.08.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Irrtum möglich

Jetzt mal ganz unter uns: So richtig hat doch niemand mehr an Bloc Party geglaubt. Die vier Mitglieder hatten sich offensichtlich nichts mehr zu sagen und entwickelten sich in den vergangenen Jahren auch musikalisch in grundverschiedene Richtungen. Lange Zeit war also eine Meisterfeier von Schalke 04 wahrscheinlicher als eine neue Platte der vier Jungs aus London, doch wie es das Schicksal so will, warten die Königsblauen immer noch auf den Titel, während Bloc Party nun "Four" veröffentlichen. Zu allem Überfluss ist das Album sogar richtig gut, weil mutig und ideenreich und präsentiert eine Band, der man künftig noch viele weitere Grabenkämpfe wünscht. Nach der erratischen Electro-Platte "Intimacy" folgt nun also eine, die in viele Richtungen denkt. Mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen.

Interessant ist vor allem, dass sich das Quartett auf "Four" erstmals nicht auf einen Stil oder ein übergeordnetes Thema festlegt. Natürlich pumpt immer noch eine Menge juvenile Wut und körperliche Sehnsucht durch die Songs, doch mehr als je zuvor scheinen die vier möglichst viele Facetten ihres Könnens abbilden zu wollen. Sie blicken aber auch reuelos zurück, spielen mal zackig-krachigen Post-Punk, dann aber auch wieder diesen herrlich atmosphärischen Gitarrenpop, den sie mit Stücken wie "Kreuzberg" oder "So here we are" kultivierten. An dieser Stelle sollte man also unbedingt das herrlich perlende "Truth" erwähnen, in dem Kele Okereke mit seiner sanftesten Stimme zärtliche Zeilen zaubert: "Our hearts, they beat / A quarter tone apart / I am yours now / Respectfully."

Auf der anderen Seite zeigt sich der Einfluss von Bands wie Wolves In The Throne Room oder Liturgy, denn anders sind die semi-hysterischen Keif- bzw. Schreiattacken, die ab und an durch die flinken Songs pflügen, nicht zu erklären. Das endet allerdings nicht immer glücklich: Speziell im etwas zu breitbeinig pöbelnden Albumfinale "We are not good people" wirkt die ganze Chose zu aufgesetzt und muckerhaft. Wunderbar funktioniert diese Novität dafür im galligen "3x3", einem der bis dato merkwürdigsten Stücke im Œuvre des Quartetts. Ohne jeden Zweifel kann man nun wenigstens all diejenigen beruhigen, die Bloc Party schon gedanklich auf Ibiza wähnten, denn diesen Pfad haben Kele und Co. zugunsten der wiedererlangten Handfestigkeit verlassen. Eine Rückkehr zum stur pumpenden Electro-Pop lässt sich freilich nicht ausschließen, denn nach einem so eklektisch durch die Stile grätschenden Album wie diesem scheint alles möglich.

"Four" kann und sollte man als Übergangs- oder Orientierungsalbum charakterisieren, denn musikalische Konsistenz und inhaltliche Kohärenz wird man nicht finden. Vielmehr probieren Bloc Party herum, loten die vielfältigen Optionen aus und landen dabei auch mal auf der Schnauze. Im unangenehmen "Coliseum" erklingen zunächst Country- und Americana-Klänge, bevor diese von tollwütig schnaubenden Hardrock-Gitarren in Grund und Boden gestampft werden. Uff. Doch wenn man dem Prinzip "Trial and error" folgt, dann sind solche Resultate nun einmal logische und irgendwie unausweichliche Konsequenz. Die andere Seite der Medaille glänzt mit tollen Songs wie dem vertrackt-hymnischen "Kettling" oder dem wuchtigen Opener "So he begins to lie" dafür umso heller. Und so funkelnd wie im manisch-schönen "Real talk" haben sie auch zu Glanzzeiten nur selten geklungen. Wie es von hier an weitergeht? Bloc Party scheinen es bereits zu wissen: "The future's ours, yes it is / We can feel it in our bones." Man möchte es fast glauben.

(Kevin Holtmann)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • So he begins to lie
  • Real talk
  • Truth

Tracklist

  1. So he begins to lie
  2. 3x3
  3. Octopus
  4. Real talk
  5. Kettling
  6. Day four
  7. Coliseum
  8. V.A.L.I.S.
  9. Team A
  10. Truth
  11. The healing
  12. We're not good people

Gesamtspielzeit: 43:29 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2021-08-05 16:06:23 Uhr
Bitte nicht nur ins Debut, der Zweitling ist nämlich sogar noch besser. :D

jo

Postings: 5657

Registriert seit 13.06.2013

2021-08-05 16:05:28 Uhr
@didz:

Mache ich auf jeden Fall noch mal :).

eric

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 2794

Registriert seit 14.06.2013

2021-08-05 14:29:32 Uhr
"V.A.L.I.S." war schon immer sehr geil. Ansonsten ist "Four" durchwachsen, aber mit paar Perlen, japp.

didz

Postings: 1982

Registriert seit 29.06.2017

2021-08-03 20:55:58 Uhr
@jo
ich würd dem debut von young legionnaire unbedingt nochma ne chance geben, es lohnt sich. ich finds teilweise auch nich sooo weit entfernt vom bloc party debut oder auch four, halt bisschen krachiger :-D
"a hole in the world", "nova scotia" und "these arms" sind da gute einstiegsnummern.

four für mich übrigens auch unterbewertet, für mich auf platz 3 ihrer disko.

jo

Postings: 5657

Registriert seit 13.06.2013

2021-08-03 20:41:12 Uhr
Hmm, die sind bei mir noch nicht so zum Vorschein gekommen. Weiß nicht genau, woran es liegt...
Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify