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Purity Ring - Shrines

Purity Ring- Shrines

4AD / Beggars / Indigo
VÖ: 20.07.2012

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Schokostückchen

Es ist zu einer Art Sport geworden, immer neue, noch detailliertere Genrebezeichnungen zu erfinden. Doch obwohl sie sich mit Chillwave-, Witch-House- oder Post-Dubstep-Klunkern wahnsinnig interessant inszenieren könnten, bezeichnen Purity Ring ihr musikalisches Schaffen schlicht als Pop. Das soll wohl ein Stück weit als Rebellion verstanden werden: Schaut her, wir machen was ganz Neues und schreiben "alt und ausgelutscht" drauf. Dass Jutebeutel mal hip werden würden, hätte lange Zeit auch niemand behauptet. Andererseits geht "Shrines" dermaßen flott ins Ohr, dass man meinen könnte, die beiden hätten sich Seite für Seite durch jedes Pop-Lehrbuch gearbeitet und es beim Lesen nur aus Versehen falsch herum gehalten. Eher nebenbei haben die beiden Musiker während einer Tour mit der kanadischen Band Gobble Gobble ihren Stilcocktail in Form des ersten gemeinsamen Songs "Ungirthed" zusammengekippt und sich kurzerhand aus dem Bandleben verabschiedet, um der hungrig gewordenen Online-Gemeinde in regelmäßigen Abständen neues Material zu servieren.

Die Kombination von düster schleppenden HipHop-Beats aus der Feder von Corin Roddick auf der einen und Megan James' zierlicher Mädchenstimme auf der anderen Seite funktioniert zunächst, weil die beiden scheinbar Gegensätzliches souverän zusammenbringen. Sie verlassen sich aber darauf, dass allein dieses Rezept das gesamte Album trägt, was es nicht durchweg überzeugend schafft. Mehr gesanglicher Variationsreichtum und Mut zum Ausbrechen aus wenigen stabilen Schemen hätten "Shrines" gut getan. Einiges wirkt redundant. In der subtilen Produktion und zum Teil auch in Songwritingansätzen steckt aber größeres Potenzial als das Album auszuschöpfen vermag. Gerade dieser im Pop bisher kaum präsente Sound, den das Duo für sich etabliert hat, bietet beinahe unbeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten, weil er sich vergleichsweise wenig mit vorhandenen Standards vergleichen lassen muss. So können einzelne Songs für sich stehend wirklich faszinieren, weil James mit ihrem Talent für zuckersüße Hooks ein Lebenselixier für Beats schafft, die sich in aktuellem HipHop zwar möglicherweise wohler fühlen würden, hier aber begierig versuchen, die Vocals zu verschlingen. Beide Elemente wirken erst im Wechselspiel, sie fordern und ergänzen sich gegenseitig.

"Das klingt doch alles gleich!" ist nach dem ersten Durchlauf eine zwar überspitzte, aber in Teilen doch nachvollziehbare Reaktion. Die interessanten Details, die mit Sicherheit mühevoll inszeniert sind, bleiben mitunter zu sehr im Kleinen. "Shrines" klingt beeindruckend und ist kein reines Chillout-Gesäusel für Starbucks-Lautsprecher - die Bandbreite an Effekten, Samples und Beatgerüsten, mit der das Album aufwartet, hätte aber auch mit wenigen Songs fast vollständig abgedeckt werden können. Was einzelne Stücke trotzdem herausstechen lässt, ist das berühmte gewisse Extra: Dinge, die aus dem durchaus hochwertigen Einerlei ausbrechen. "Obedear" zum Beispiel kleidet ein simples Synthiepattern in schlichte, aber perfekt sitzende Soundkostüme, und "Amenamy" reißt die Dreampop-Schublade gehörig weit auf, um atemberaubend schöne Melodien mit einem auffallend treibenden Beat zu verweben. Lässt man sich vom kraftvollen Sound der Platte mitreißen, kann man guten Gewissens den einen oder anderen Track skippen. Ein bisschen verhält es sich mit "Shrines" wie mit Omas Süßigkeitendose: Naschkatzen sollten sich die besonderen Stücke herauspicken - Schokolade ist halt irgendwie überall dabei. Und zu viel des Immergleichen macht Bauchschmerzen, so gut es auch ist.

(Konrad Spremberg)

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Highlights

  • Amenamy
  • Ungirthed
  • Obedear

Tracklist

  1. Crawlersout
  2. Fineshrine
  3. Ungirthed
  4. Amenamy
  5. Grandloves (feat. Young Magic)
  6. Cartographist
  7. Belispeak
  8. Saltkin
  9. Obedear
  10. Lofticries
  11. Shuck

Gesamtspielzeit: 38:15 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26411

Registriert seit 08.01.2012

2017-07-25 18:56:11 Uhr - Newsbeitrag


PURITY RING

ASIDO

VÖ: 25.07.2017

LABEL: 4AD

LC: 05807

ISRC: GBAFL1700236

Das Debütalbum Shrines von Purity Ring feiert diese Woche 5-jähriges Release-Jubiläum - Grund genug für die beiden Kanadier eine neue, bisher unveröffentlichte Single, in Form von Asido zu veröffentlichen und dem Song ein tolles Animations-Video zu spendieren! Drum: Feiert mit!

Klingt das
2015-01-13 20:07:11 Uhr
scheiße!
Akim
2015-01-13 20:00:09 Uhr
Neues Album erscheint am 03.03.

http://www.birp.fm/blog/1296-purity-ring-announce-new-album
Akim
2014-12-12 22:57:27 Uhr
Der Vollständigkeit halber.

http://www.muzu.tv/purity-ring/push-pull-music-video/2333135/
Akim
2014-12-12 22:54:14 Uhr
New Song..

http://pitchfork.com/news/57694-purity-ring-share-new-track-push-pull/
Zum kompletten Thread

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