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The Alchemist - Russian roulette

The Alchemist- Russian roulette

Decon / Groove Attack
VÖ: 27.07.2012

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Völlig losgelöst

Der Fortschritt lässt die Dinge alt aussehen. Kaum etwas sieht so herrlich bescheuert aus wie ein zehn Jahre altes Handy, ein dicker speckiger Klotz. Und auch Zeug aus den Siebzigern ist merkwürdig fremd geworden: Hippies (haarig), Emma (haariger), der Schulmädchen-Report (am haarigsten) und Prog-Rock (am haarigstesten). Es gab mal ernsthaft eine Zeit, in der endlose Gitarrensoli für feuchte Höschen sorgten und in der Jethro Tull beliebt waren. Kaum vorstellbar heute. Und als wenn sich ein Rückblick in jene Epoche nicht schon aus sich heraus lohnen würde, geht Alan Daniel Maman, alias The Alchemist, einen Schritt weiter und beschränkte sich bei den Arbeiten zu "Russian roulette" auf Mütterchen Russland beim Sammeln von Samples. Herhalten mussten dabei vor allem eben jene Progbands, und so versammelt sich hinter verquarzten Beats allerlei Gefrickel - was dieser Platte allerdings, auch im Vergleich zu den beiden Vorgängern sowie Mamans diversen Instrumental-HipHop-Alben, ein ganzes Stück weitere Tiefe verleiht.

Denn The Alchemist hat sich dafür auch die richtigen Leute als Feature geholt. Auf den Rhythmus von "Flight confirmation" passt Danny Brown einfach perfekt. Eine simple Gitarrenmelodie läuft als Loop, dazu verstückelte Bläsersätze, die kurz vor der Fanfare stehen, aber immer wieder abdrehen. Am Ende übernimmt dann The Alchemist wieder selbst und schickt noch den Gesang hinterher. Wobei es kaum Anfang und Ende gibt - die Platte macht bei dreißig Tracks keine einzige wirkliche Pause. Das Solo von "Adrian's words - Champion song" leitet direkt über "Flight of the bumblebee" zu dem sackschweren Flow von Guilty Simpson, der sich kaum gegen das Sample absetzen kann. Das Zusammenspiel aus den alten Sounds versetzt mit Beats, Loops und Effekten und dazu eine ziemlich starke Sammlung an Features lässt diese Platte gut werden, The Alchemist aber macht sie fast perfekt. Die Kompositionen, die sich ebenso in den kleinen Momenten wie "The turning point" wie in den großen wie dem mehrteiligen "The kosmos"-Abschluss zeigen, sind einfach sauber ausgependelt.

Menschenleer schiebt sich "The kosmos pt. 7 - The explanation", in dem Mr. Motherfucking Exquire die karge Landschaft bereichert, in "The kosmos pt. 8 - Return to earth outro master" - so schließt sich der Kreis. Ein Stimmengewirr beendet diesen unglaublichen Trip durch Moskau, Raumfahrt und alte Zeiten. Mit diesem Album hat sich The Alchemist losgelöst von gängigen Trends. Keiner dieser Tracks würde auf eine der hochgelobten Rap-Platten des letzten Jahres passen. Überhaupt kann kaum ein Teil für sich alleine stehen, obwohl das ganze Konzept von "Russian roulette" doch in jeder Sekunde durch die Platte pumpt. Endlich ein neuer, ein frischer Weg, der tatsächlich auf Innovation und Ideen beruht, obwohl immer wieder der Geist der Golden Era vor dem Hörer steht - allerdings ohne dass ihm permanent die Underground-Fahne ins Gesicht weht. Dafür ist der ganze Vibe auch viel zu abgehoben mit den zahlreichen Stimmen aus alten Zeiten, die zwischen den Rhymes ständig auftauchen und Geschichten von früher singen, der Sirenengesang der Vergangenheit. Nur zieht er "Russian roulette" nicht runter, sondern The Alchemist holt ihn in die Gegenwart. Und das könnte kaum neuer sein.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • The turning point (feat. Roc Marciano)
  • Adrian's words - Champion song
  • Oleg's flight (feat. Fashawn)

Tracklist

  1. Soundcheck
  2. Apollo's last stand (feat. Ag Da Coroner)
  3. Crushed Kremlin (feat. Meyhem Lauren)
  4. Decisions over Veal Orloff (feat. Action Bronson)
  5. Learned by listening
  6. Training montage - Getting stronger
  7. Ivan's workout plan
  8. Never grow up (feat. Evidence)
  9. The turning point (feat. Roc Marciano)
  10. Live from Dynamo Stadium 2
  11. Don Seymour's theme (feat. Midaz)
  12. Before the fight prelude
  13. Adrian's words - Champion song
  14. Flight of the bumblebee
  15. Kalashnekov guns (feat. Guilty Simpson)
  16. Flight confirmation (feat. Danny Brown & Schoolboy Q)
  17. Press conference prelude
  18. Freakish strength
  19. Junkyard fight scene (feat. Durag Dynasty)
  20. Oleg's flight (feat. Fashawn)
  21. Moscow mornings - Sunrise
  22. Moscow evenings - Sunset
  23. The kosmos pt. 1 - Liftoff (feat. Chuuwee)
  24. The kosmos pt. 2 - Power glove (feat. Boldy James)
  25. The kosmos pt. 3 - In orbit
  26. The kosmos pt. 4 - Moon probe (feat. Big Twinz)
  27. The kosmos pt. 5 - 1st contact
  28. The kosmos pt. 6 - Life on another planet (feat. Willie The Kid Master)
  29. The kosmos pt. 7 - The explanation (feat. Mr. Motherfucking Exquire)
  30. The kosmos pt. 8 - Return to earth outro master

Gesamtspielzeit: 45:50 min.

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