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Bobby Womack - The bravest man in the universe

Bobby Womack- The bravest man in the universe

XL / Beggars / Indigo
VÖ: 08.06.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Der Seelenklempner

"Wir haben mit der Vergangenheit abgeschlossen, aber die Vergangenheit nicht mit uns." Diese Weisheit dürfte Bobby Womack spätestens mit seiner Autobiographie "Midnight mover" abgehakt haben, in der der große Soul-Sänger die nicht immer positive Bilanz seines bewegten Lebens zog. Seit 1994 und seinem letzten Studio-Lebenszeichen "Resurrection" war er lediglich dank Quentin Tarantinos "Jackie Brown"-Ausgrabung des Songs "Across 110th street" und der Vocals auf zwei Tracks des Gorillaz-Albums "Plastic beach" zu neuerlichen Ehren gekommen, wobei Womack selbst zu Protokoll gab, er habe vorher noch nie von der Affenbande gehört. Doch Damon Albarn und XL-Recordings-Chef Richard Russell hatten Größeres mit ihm vor - und überredeten den frisch von einem Krebsleiden genesenen Altmeister dazu, neue Songs zu schreiben.

Schließlich versteht sich vor allem der Labelboss seit "I'm new here", dem beachtlichen Comeback des 2011 verstorbenen Gil Scott-Heron, auf die Inszenierung von Ikonen schwarzer Musik. Aber natürlich konnte dieses Album auch mit Russell an den Drummachines und Albarn am Piano nichts anderes als eine Soul-Platte werden - schon aufgrund der Allmacht von Womacks mal flehender, dann klagender, mitunter auch zürnender Stimme. Ein geborener Seelenklempner, der statt Gas, Wasser, Scheiße mit Inbrunst Blut, Schweiß und Tränen verhandelt. Wenn Womack zu klatschendem Beat und entrücktem Klavier "The bravest man in the universe / Is the one who has forgiven first" singt, ist das nämlich nicht zuletzt ein Kniefall eingedenk eigener Verfehlungen.

Mit "Please forgive my heart" folgt zwar sogleich ein weiteres Selbststudium in Demut - aber Womack hat auch das Hier und Jetzt fest im Blick: "Whatever happened to the times" aktualisiert den Song aus dem 1985er Album "So many rivers" unter gedrückten Dubstep-Bedingungen äußerst stichhaltig, und bei den unruhig vorwärts schiebenden, gedoppelten Percussions von "Dayglo reflection" legt die über 40 Jahre jüngere Lana Del Rey bleierne Torchsong-Schwermut an den Tag - auch eine Art von Soul. Doch kurz darauf sind die Sample-Geister der Vergangenheit wieder da: Gespenstisch heruntergepitcht spricht Sam Cooke mahnende Worte, und Gil Scott-Heron erklärt Gott für pleite, bevor Womack die swingende Religionsschelte "Stupid" intoniert.

So stehen den gebrochenen, aber immer würdevollen und stolzen Songs von "The bravest man in the universe" Bassmusik und Downbeat fast durchgängig näher als traditionelle Soul-Muster. Und wird es einmal opulenter, jubelt "If there wasn't something there" den Streicherflächen einen groß auftrumpfenden Groove unter, während das eher ungelenke "Love is gonna lift you up" klingt, als versuche ein Gospelchor vergeblich, Burials "Raver" von seiner fröstelnden Beklommenheit zu befreien. Das letzte Wort jedoch hat der Optimismus: "Jubilee (Don't let nobody turn you around)" trampelt zum Schluss als Electro-HipHop ohne Geschwindigkeitsbegrenzung durch die Bude, als ginge die Party jetzt erst richtig los. Gut möglich, denn abgeschlossen hat Womack offensichtlich nicht. Erst recht nicht mit sich selbst.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • The bravest man in the universe
  • Dayglo reflection (feat. Lana Del Rey)
  • Stupid
  • If there wasn't something there

Tracklist

  1. The bravest man in the universe
  2. Please forgive my heart
  3. Deep river
  4. Dayglo reflection (ft. Lana Del Ray)
  5. Whatever happened to the times
  6. Stupid introlude (ft. Gil-Scott Heron)
  7. Stupid
  8. If there wasn't something there
  9. Love is gonna lift you up
  10. Nothin' can save ya (ft. Fatoumata Diawara)
  11. Jublilee (Don't let nobody turn you around)

Gesamtspielzeit: 37:10 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
fish
2012-07-04 16:19:41 Uhr
Danke, gelungen - auch die Bewertung geht okay.
Boss
2012-06-27 12:36:10 Uhr
Schuld war nur der Bossanova!
fish
2012-06-27 09:44:04 Uhr
Unverständlich, dass es von dieser Platte kein Review gab. Warum eigentlich?
fish
2012-06-25 10:08:34 Uhr
Das Album wird mit jedem Hören besser. Grosse Soul Klasse!
Björn
2012-06-12 23:38:33 Uhr
Sowas Dünnes und Billiges hat Womacks große Stimme nicht verdient.

Das funktioniert aber gerade dadurch, weil Womack seine Stimme so bestens ausspielen kann. Nicht überladen, kein Bombast - und der Song mit Lana Del Rey ist stark.
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