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Phantom Ghost - Pardon my English

Phantom Ghost- Pardon my English

Dial / Rough Trade
VÖ: 15.06.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Goldene Zeiten

Was soll der Ernst? Der melodramatischen Strenge der Musicals aus den prätentiösen Zwanzigern überdrüssig, konzipierte George Gershwin zu Beginn der Dreißiger gemeinsam mit seiner Schwester Ira kurzerhand eine Musical-Comedy. Die just zu dieser Zeit erforschte Schizophrenie, die unschöne Prohibition und die deutsche Leberwurst wurden in einer Polit-Satire verwurstet, die Dresden als Schauplatz nutzt, die eine leichte und leicht verstörende Liebes-Kriminal-Geschichte erzählt. Eine Karikatur, zu früh für das New Yorker Publikum, zu abgedreht für die Kritik. Die Gershwins nennen ihren kommerziellen Flop "Pardon my English" und liefern damit eine Steilvorlage für das fünfte Album des Musik-Duos Phantom Ghost.

Munter und beschwingt verweisen Dirk von Lowtzow und Thies Mynther innerhalb ihrer Songs auf Gershwin. Ein verspieltes, dezent melancholisches Piano gibt den Rahmen vor, Streicher spielen eine untergeordnete Rolle, Schlaginstrumente sowieso. Sehr reduziert ist das, sehr leicht, sehr angenehm. Über dieser musikalischen Idylle liegt der sonore Gesang von Lowtzows, der mal ins Erzählen verfällt, mal in höchste Höhen flüchtet. Eine knisternde Erotik liegt in diesen zehn Songs, erst recht, wenn die Sängerin Michaela Meise ins Geschehen eingreift. Mit ihrer unschuldigen Stimme verleiht sie von Lowtzow im Duett das Charisma des Unantastbaren und Übergroßen.

Musikalische Referenzen werden versteckt, Zitate in einen neuen Kontext gebracht. Es geht hier um die Ungreifbarkeit des Menschen, um die Verrücktheit der Vernunft. "But if you really want to see / All that I am or wish to be / Just keep me some company" singt Dirk von Lowtzow im gespenstischen "Phantom of the operette". Es ist das Leitmotiv dieses Konzeptalbums, das man als Hörer niemals so recht zu greifen bekommt. Ist "Pardon my English" von Phantom Ghost ein Musical? Ein Popalbum? Ein klassizistisches Musikspiel? Die Antwort liegt irgendwo dazwischen.

Das versponnene "In the tittery" ist der größte Spaß, den Phantom Ghost auf ihrem Album verstecken. Eine Fantasie, ein Spiel zwischen Schlafen und Wachen - mit einer Melodie zum Mitpfeifen. Der Song fängt die Stimmung von Gershwins "Isn't it a pity" ein und schließt damit den Kreis: "Pardon my English" spannt einen weiten Bogen vom mondänen Berlin der Gegenwart zum wilden, überdrehten New York der Dreißiger. "Early in the morning / What do I see / Baby tits singing for me" - der Song wird zum romantischen Sinnbild. Phantom Ghost sind nicht im Historismus gefangen, sie nutzen ihn zum Fortkommen.

(Christian Preußer)

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Highlights

  • Dr. Schaden Freud
  • Dreams of plush
  • In the tittery

Tracklist

  1. Pardon my English I
  2. Universal prostitution
  3. Dr. Schaden Freud
  4. Dreams of plush
  5. Pardon my English II
  6. In the tittery
  7. Phantom of the operette
  8. Pardon my English III
  9. Smashing New York Times
  10. Three limericks for liberty

Gesamtspielzeit: 37:02 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Dersepp
2012-06-25 16:20:22 Uhr
Musik für Würmer
Fünf Gramm Sommerregen
2012-06-24 16:45:00 Uhr
Ein paar nette Melodien, die alle nach dem gleichen Schema aufgebaut sind, sowie ein Haufen Füllwerk bei einer mickrigen Gesamtspielzeit. Eigentlich mag ich Wiggers Kritiken ganz gerne und oftmals liegt er mit seiner Einschätzung ziemlich gut. Aber das hier ist mit Sicherheit keine 10. Eine 5 könnte gerade noch so durchgehen.
drooog
2012-06-12 01:14:13 Uhr
ihr seid doof, das ding ist grandios. und die bewertung ist durchaus ernst zu nehmen, nicht umsonst hat wigger die platte seit wochen auf seiner playlist. der sarkastische unterton seines textes mag wohl eher aus dem neid auf lowtzows massivem genital herrühren.
fräger
2012-06-07 19:28:38 Uhr
Kann man das schon irgendwo hören?

2012-06-07 13:49:26 Uhr
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