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Aesop Rock - Skelethon

Aesop Rock- Skelethon

Rhymesayers / Rough Trade
VÖ: 13.07.2012

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kaum Fleisch

Irgendwann ist das dein Körper da in der Holzkiste. Keine schöne Vorstellung. An der eigenen Vergänglichkeit hat die Menschheit am meisten zu knabbern und die lässt sie in Gras beißen. Das ist weder fair, nett, noch überhaupt in moralischen Kategorien verständlich. Einzig die Liebe treibt viele Künstler zu ähnlichen Leistungen an, aber der Tod tilgt auch sie. Aesop Rock hat das verstanden. Das Ende ist das Ende. Und so rattern die Worte auch auf "Skelethon" über karge Beats, die Aesop Rock dieses Mal selbst produziert hat, zeichnen hoffnungslose Bilder und ziehen die unschuldige Seele ordentlich runter. Ein Ton verläuft sich im Hall, sein Echo klingt nach und kommt zurück, schraubt sich nach oben und prallt am Rhythmus ab. Dieser Moment von "Cycles to Gehenna" baut in wenigen Sekunden eine Spannung auf, die sich auch in den nächsten vier Minuten nicht auflöst.

Nur wenigen Alben gelingt es, dass die Tracks einzeln funktionieren, aber eben auch im gesamten Kontext einen tieferen Sinn ergeben. "Zero dark thirty" fügt sich anständig in dieses schwere Gefüge, das Aesop Rock in "Skelethon" aufbaut. Der hektische Beat, wiederkehrende Worte, die sich auf die Hirnlappen einbrennen, und die mechanischen Drums runden den kompletten Track ab. Durch die Übernahme der Sound-Gestaltung hat Aesop Rock die letzten Lücken zwischen Musik und Wort geschlossen. Auch wenn es nach "None shall pass" fast unwahrscheinlich erscheint, liegen die einzelnen Schichten noch enger zusammen. Dieses Gewicht ist nicht überladen, sondern genau angemessen für das gesamte Unterfangen. Selbst das flirrende "Ruby '81" lässt kaum Luft, sondern dreht diese ab. "Homemade mummy" schlägt dann im hinteren Teil um und präsentiert seinen schwarzen Humor ziemlich offenherzig auf einem kantigen Beat. Doch folgt das Hirn Aesop Rock vor allem wegen seines lyrischen Stakkatos. In den ersten Durchläufen bleiben wie gewohnt nur einzelne Worte hängen, wenn überhaupt. Mit der Zeit öffnen sich dann Sätze, Zeilen, Ansätze und wer erst einmal durch die Technik des Vortrags durchgestiegen ist, steht vor den Verschlüsselungen der Texte. Auch da liegen auf "Skelethon" die Dinge eng zusammen und ergeben doch erst nach einigen Mühen eine Bedeutung - jene, die einem schon von Anfang an vor Ohren stand.

Und das ist das Beste, was ein Künstler schaffen kann. Denn auf diesem Weg bietet Aesop Rock noch genug Momente und Ideen, die im Kopf schleichen, während das Album längst auf der Seite liegt. Diese kurze Sektion mit den Bläsern in "Fryerstarter" etwa, die aus den Ruinen eines Albtraums ragen. Und "Walk into the light" trägt Aesop Rock so resignierend, so hoffnungslos und doch trotzig vor. Die Zerrissenheit kommt aber "Skelethon" als Album nicht nahe. "The sample's the flesh and the beat's the skeleton", gaben einst Cannibal Ox aus. Aesop Rock hat auf "Skelethon" tatsächlich kaum Fleisch an das Skelett gesetzt. Dafür pumpen aber seine Worte das Blut durch die Adern, ziehen Verästelungen und öffnen den Kopf für so viele Dinge. Def Jux hängt im Sound immer noch drin und wer da Underground maulen, loben oder sagen mag, kann das gerne tun. Es ist vor allem HipHop durch und durch. Und das in jedem einzelnen Moment.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Cycles to Gehenna
  • Fryerstarter
  • Homemade mummy
  • Grace

Tracklist

  1. Leisureforce
  2. ZZZ Top
  3. Cycles to Gehenna
  4. Zero dark thirty
  5. Fryerstarter
  6. Ruby '81
  7. Crows 1
  8. Crows 2
  9. Racing stripes
  10. 1000 O'clock
  11. Homemade mummy
  12. Grace
  13. Saturn missiles
  14. Tetra
  15. Gopher guts

Gesamtspielzeit: 55:10 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

nagolny

Postings: 1114

Registriert seit 06.11.2022

2023-04-17 15:52:48 Uhr
Eines der besten Rapalben überhaupt, ganz egal auf welche Ära bezogen. Das Ding ist zeitlos gut. Cremig und mit Stückchen. 10/10.
nu-clear-nerd-head
2013-10-25 16:53:45 Uhr
das ding packt mich grad ziemlich hart. erinnert mich von den beats her ein wenig an dj shadow und el p und natürlich frühere aesop sachen. verdammt, bouncet das tight, und der flow ist überragend. bin nicht mal bei der hälfte angelagt und schon hin und weg. textlich, soweit ich das beim ersten hören schon verdaut kriege, auch richtig gut. das wird wohl gekauft werden...
hans
2012-08-29 19:03:19 Uhr
Ich wollte übrigens schon immer zwei PT-Phrasen in einem Thread unterbringen und bin jetzt wahnsinnig stolz auf mich. Ich gehöre dazu!
hans
2012-08-28 22:58:54 Uhr
Definitiv besser als der Vorgänger, auch besser als die Hail Mary Mallon. This ends now eat the god damn beans! Die Strophe könnte ich auf Dauerschleife hören.
zany
2012-07-28 15:30:09 Uhr
Das ist wirklich ein unglaublich gutes Album geworden, noch ein Stückchen besser als der Vorgänger.
Ich höre es auch schon rauf und runter und meine Favoriten sind soweit: Zero Dark Thirty, Fryerstarter, Racing Stripes und Homemade Mummy.
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