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Schmidt - Femme Schmidt

Schmidt- Femme Schmidt

Warner
VÖ: 18.05.2012

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Der Bauchladen der guten Unterhaltung

Wem die überaus unerotische Wirkung von Strapsen nicht bewusst ist, der kennt diese nur aus Qualitätserotikfilmen der Siebziger - als der Teppich noch unter dem Vorhang eine Etage höher durchschimmerte. Es schickt sich mittlerweile an, dass die Menschen dieses aufreizende Stück Schlafzimmerkultur nur noch für zwei Zwecke entdecken: Junggesellenabschiede und Burlesque-Auftritte. Allerdins entfaltet der gemeine Straps weder an Maschinenbaustudenten mit Bauchladen noch an junggebliebenen alten Hausfrauen seine frühere Wirkung. "Ain't gonna wear no stockings and belt / If you can't make my heart melt", singt Schmidt und vielleicht, ja vielleicht würde sich da ein Hauch von Erotik einstellen, wenn es dazu kommen würde.

Die einzelnen Stücke des Herzens würden wie Stücke von Polkappen in diesem Meer treiben, wenn Schmidt es denn entstehen lassen würde. Die Ohren würden sich geschmeichelt an ihre Stimme schmiegen und sich herzlich den Bläsern in "Stay" hingeben, wenn da nicht irgendwer fleißig die Tasten eines Telefons drückt. Und ja sogar das Hirn brännte vor Liebe, allerdings löscht der merkbefreite Text von "Voodoo eyes" jeden geistigen Funken, der überspringen könnte. Gemeinsam mit Guy Chambers, den der denkende Teil der Menschheit schon für "Lemon tree" hassen muss, erdachte Schmidt diesen Sound. "Pop Noir" heißt das in Neusprech, dahinter verbirgt sich aber nur der gleiche leicht gammelige Kram von Musik, den schon Caro Emerald bastelte und der in etwa so viel Anziehungskraft besitzt wie ein Lattenzaun. Dabei setzen die Damen ja alles auf die Karte, dass ihr Sound diesen Faktor entstehen lässt und kokettiert. Doch dass jemand auf "Femme Schmidt" offensichtlich grundlegende Dinge nicht ganz beisammen bekommt, macht auch "Do the dada" deutlich.

Alles läuft bei Schmidt auf diesen zurückgeworfenen Moment hinaus, der keine Selbstironie hat, sondern nur aus eingefahrenen Strukturen besteht. "Defenceless" mag ein liebes kleines Liebeslied sein, das in dem nächsten Rotz-und-Wasser-Film von Anne-Katherine Heiglway seine volle Wirkung erzielt. Gefühle werden auf ein bestehendes Maß zurecht gestutzt und in das übliche Schema gepresst. "Du musst so sein, das ist das Schema, das ist normal!" Und genau in diesem Augenblick, vielleicht wenn "Sin city" einsetzt oder "Boom boom" seinen verloren Groove sucht, zieht durch den Hinterkopf ein Mörderrhythmus, vor dem sich die Worte "I guess that cunt getting eaten" abspulen. Keine Unterhaltung aus dem Bauchladen mehr, bitte. Und zur Not einfach so machen, wie wenn man die Dinger sonst sieht: In die andere Richtung gucken und ignorieren.

(Björn Bischoff)

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Highlights

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Tracklist

  1. Shadowman
  2. In the photo booth
  3. Boom boom
  4. Stockings & belt
  5. Alain Delon
  6. Do the dada
  7. Sin city
  8. Stay
  9. Under my heart
  10. Voodoo eyes
  11. Remote control
  12. Defenceless

Gesamtspielzeit: 41:40 min.

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