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Public Image Ltd. - This is PiL

Public Image Ltd.- This is PiL

PiL Official / Cargo
VÖ: 01.06.2012

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Oh, alter Punk

"God save the Queen? Von mir aus." Würde John Lydon vermutlich sagen und mit den Schultern zucken. Schließlich lebt der Mann, der es als Johnny Rotten mit den Sex Pistols gerade einmal auf ein einziges Studioalbum brachte, seit geraumer Zeit in Los Angeles. Public Image Ltd. hatte er bis zu einer 2009er Live-Reunion über eineinhalb Jahrzehnte nicht mehr angefasst - doch solche Verstocktheiten ist man gewohnt vom britischen Ur-Punk, der sogar beim 50-jährigen Thronjubiläum von Elizabeth II. auftrat und inzwischen als eine Art bizarres Nationalheiligtum gilt. Egal, wie er früher über die Royal Family pöbelte. Vielleicht ahnte Neil Young so etwas, als er in "My my, hey hey (Out of the blue)" sang: "The king is dead but not forgotten / This is the story of a Johnny Rotten". Was für Geschichten Lydon 35 Jahre nach "This is not a love song" wohl zu erzählen hat?

Jedenfalls interessantere, als der Opener einem weismachen will: Nach einem herzhaften Rülpser zwecks Imagepflege stilisiert Lydon dieses Comeback eingangs im Stile eines HipHop-Großmauls zu einer Personality-Show hoch, bei der der Bandname lieber ein Mal zu viel als zu wenig genannt wird. Und erinnert so daran, dass Public Image Ltd. von jeher ausgezogen waren, dem alten Affen Punkrock mit Versatzstücken aus Alternative, Dub und verquerem Pop-Arschwackeln den Garaus zu machen. Zwar heißen die Mitmusiker 2012 nicht mehr Bill Laswell, Ginger Baker oder Ryuichi Sakamoto - mit dem früheren The-Damned-Gitarristen Lu Edmonds und Drummer Bruce Smith sind statt ihrer aber immerhin alte Weggefährten am Start, die wissen, wie Public Image Ltd. kraft Lydonschen Gesetzes zu klingen haben.

Das Sagen beziehungsweise Skandieren hat auf "This is PiL" nämlich in erster Linie der Frontmann, der sich mal kehlig nörgelnd, mal leidend durch die teilweise überlangen, trackhaften Stücke laviert und dabei keift, quengelt und Silben dehnt, dass es eine maulige Wonne ist. Dazu lugen aus den improvisierten bis pumpenden Rhythmusmustern Subbässe und Edmonds' variables Spiel hervor, das sich auf tieffrequenzige Post-Punk-Gitarren genauso versteht wie auf spitzes Fingerpicking und halbakustische Grundierung. Das großartige, abwechselnd von scheppernden und wühlenden Riffs getragene "Deeper water" könnte von Lydons Gemecker abgesehen auch ein struppiger Magazine-Song sein, während "Human" dem Vereinigten Königreich in pointiertem Midtempo eine knorrige Beerdigungsmusik spielt.

Da ist es dann doch schon fast wieder Punk, wenn das Songwriting zuweilen auf der Strecke bleibt und sich Improvisationen wie "It said that" oder das Prosagedicht "The room I am in" mehr als Vehikel für waghalsige Vokalakrobatik denn als Lieder im herkömmlichen Sinne erweisen. Dafür hat an der Dancehall-Mutation "Lollipop opera" sicher nicht nur der alte Haudegen Mark Stewart seine helle Freude: Bass-Synthies sprotzen wie heißes Fett in der Pfanne, während die Gitarren das Stück immer wieder fies zerteilen. Und solche beabsichtigten Unebenheiten sind letztendlich zugleich Vorteil und Problem dieses Albums: Dank argwöhnischen Hinterfragens der Songs und abrupter Kehrtwendungen droht "This is PiL" mehrmals in der Mitte durchzubrechen. Lydon wird's recht sein, zumal hinterher doch alles heil bleibt. Wie es England künftig ergehen wird, bleibt abzuwarten.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Deeper water
  • Human
  • Lollipop opera

Tracklist

  1. This is PiL
  2. One drop
  3. Deeper water
  4. Terra-gate
  5. Human
  6. I must be dreaming
  7. It said that
  8. The room I am in
  9. Lollipop opera
  10. Fool
  11. Reggie song
  12. Out of the woods

Gesamtspielzeit: 64:09 min.

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