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Chris Robinson Brotherhood - Big moon ritual

Chris Robinson Brotherhood- Big moon ritual

Silver Arrow / Soulfood
VÖ: 08.06.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Südstaatensolo

Das Soloalbum ist die Lieblingsbeschäftigung vieler Frontmänner von eingespielten Rockbands. Manchmal bekommt man fast den Eindruck, der Ausflug in die vollkommene Selbstbestimmung sei hauptsächlich ein Urlaub vom Tinnitus. Denn meist besteht das Endprodukt aus flauschigen Folksongs und gänzlich unverzerrten Gehversuchen in Sachen Singer/Songwriter-Kunst. Das gilt für Punkband-Vorsteher wie Greg Graffin oder Joey Cape genauso wie für Metalveteranen wie Wino und Scott Kelly. Wem jetzt Chris Cornell und sein "Scream" auf unangenehme Weise wieder ins Gedächtnis kommt, der hat die Ausnahme von der Regel auch gleich gefunden.

Chris Robinson, hauptberuflich bei den Südstaaten-Rockern The Black Crowes beschäftigt, legt mit "Big moon ritual" ein Album auf die Waagschale, das sicher nicht zu den Ausnahmen zählt, aber die Regel doch erfrischend variiert. Tief verwurzelt im Rhythm & Blues und dem sumpfigen Soul seiner Heimat, verzichtet das Album auf simple Songs und reduzierte Arrangements. Stattdessen windet es sich durch siebenmal mindestens siebenminütige Kompositionen voller Wärme und Friedlichkeit, Gospelchöre und zirpender Gitarrenlicks.

"Tulsa yesterday" beginnt mit psychedelisch anmutenden Keyboardflächen, bevor Gitarre und Bass behutsam ein Klimpern von sich geben und ganz langsam in den gleichen Takt und Rhythmus fallen. Zweieinhalb Minuten sind dann bereits vorbei, bevor der Song überhaupt richtig angefangen hat. Zweieinhalb Minuten, die aber die Atmosphäre für das ganze Album vorbereiten: leicht melancholisch und sehnsüchtig, gleichzeitig aber sonnig und gelassen. "Tulsa yesterday" wandelt zeitweise an der Grenze zum Rocksong, verschleppt dann aber seine Riffs immer wieder gekonnt in diverse Freiform-Spielereien. Hier erreicht die Band fast die Dynamik einer Jazz-Improvisation, kehrt jedoch immer wieder auch zum 1960er-poppigen Refrain zurück.

Zum Glück kriegen Chris Robinson und seine Mitmusiker immer die Kurve. "Big moon ritual" artet trotz seiner Länge nie zur Jamsession aus, die zwar ein Riesenspaß für die beteiligten Musiker gewesen wäre, den Zuhörer aber abseits von Konzerten eher kaltgelassen hätte. "Rosalee" gedenkt auf neun Minuten mit Slidegitarren und knackigen Drums der Allman Brothers Band, "Tomorrow blues" schwingt mit beherztem Shufflebeat das Tanzbein, und das abschließende "One hundred days of rain" schmachtet sich herzzerreißend durch soulige Orgeln und traurig klimpernde Gitarrensoli. Chris Robinson entfernt sich auf "Big moon ritual" sicherlich nicht meilenweit von seiner Hauptband, bleibt aber auch von ausgetretenen Solopfaden ein gutes Stück entfernt - und macht damit alles richtig, was man ohne Verstärkerturm im Rücken richtig machen kann.

(Maik Maerten)

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Highlights

  • Tulsa yesterday
  • Rosalee

Tracklist

  1. Tulsa yesterday
  2. Rosalee
  3. Star or stone
  4. Tomorrow blues
  5. Reflections on a broken mirror
  6. Beware, oh take care
  7. One hundred days of rain

Gesamtspielzeit: 60:42 min.

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