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Superpunk - A young person's guide to Superpunk

Superpunk- A young person's guide to Superpunk

Tapete / Indigo
VÖ: 04.05.2012

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Endlich tot

Die beste Band der Welt? Diesen Titel hatte ihnen eine andere Gruppe schon vor geraumer Zeit weggeschnappt. Versuchen wir es also einmal anders. Die The Who des kleinen Mannes. Fischmob mit anderen Mitteln. Fehlfarben mit Anzügen. Beziehungsweise ohne. Oder andersherum? Fest steht jedenfalls: Superpunk sind nicht mehr. Und doch werden die jungen Hüpfer im Titel dieser Abschieds-Compilation staunen und, nun ja, hüpfen. Ersteres, weil es tatsächlich schon elf Jahre her ist, dass "Man kann einen ehrlichen Mann nicht auf seine Knie zwingen" ein Hit im damaligen Musikfernsehen war. Zweiteres, weil die Hamburger auf "A young person's guide to Superpunk" ihre Auflösung eher feiern denn betrauern. Es sei ihnen gegönnt: Superpunk waren zuletzt einfach die Größten.

Auch wenn sie gelegentlich Qualitätsschwankungen unterlagen und kein Album nach 2001 ganz an das Meisterwerk "Wasser marsch!" heranreichte. Trotzdem musste man die Hanseaten um Carsten Friedrichs einfach gern dafür haben, wie sie auf Platten wie "Why not?" oder "Die Seele des Menschen unter Superpunk" Northern Soul mit Garagenrock und schief grinsenden Weisheiten alternder Mods und Punks koppelten. Denn Superpunk bewahrten in ihren fatalistisch-lustigen Liedern stets Würde und Größe - und hätten in Zeiten chronischen finanziellen Ruins vermutlich lieber den Putz von der Decke geknabbert, als auf Stil und Vergnügen zu verzichten. Haltung bewahren statt Fassung verlieren. Oder um die Band selbst zu zitieren: "Du hast Probleme, Du bist traumatisiert / Du bist paranoid, doch fantastisch frisiert." Und genau so soll es sein.

Dabei gäbe es Grund genug zur Niedergeschlagenheit: "Das Feuerwerk ist vorbei" etwa könnte auch ein todtrauriger Blues aus der Midlife Crisis sein, würden Superpunk den Song nicht mit groovigem Streicher-Verve und umwerfender Selbstironie inszenieren. Auch "Ja, ich bereue alles" spielt launig mit Selbstmitleid und Vergänglichkeit - und stapft dann gezielten Schrittes dorthin, wo es die ganzen Getränke gibt und man die morschen Gelenke schütteln kann. Und so geht das pausenlos auf dieser höchst amüsanten Zusammenstellung, die zwar kaum Raritäten und allenfalls unveröffentlichte Versionen, dafür aber nahezu alles Hörenswerte der Bandgeschichte bietet. Und nein, über einzelne fehlende Glanztaten wie "Auf ein Wort, Herr Fabrikant" oder "Ich trinke" mag man sich dann auch einfach nicht aufregen. Nicht unter diesen Umständen.

Zumal Superpunk nicht den Fehler machen, liebgewonnene Evergreens aus fehlgeleitetem Exklusivitätsanspruch heraus einer Neubearbeitung zu unterziehen, die hier mehr stören als nützen würde. Und so unterscheidet sich der Wigan-Garage-Mix von "Neue Zähne für meinen Bruder und mich" nur durch Nuancen vom köstlichen Original, für den "I can't explain"-Hofknicks "Das waren Mods" wird sogar die rauere Single-Fassung bemüht. Und mit Maxine Nightingales "Right back where we started from" ehren die Top Old Boys sogar hochoffiziell den Song, der grob geschätzt für etwa die Hälfte ihrer Diskografie verantwortlich ist. Die Version von Andreas Doraus "Komm wieder" transportiert gegen Ende gar die vage Hoffnung auf eine Rückkehr - doch vorläufig sind Superpunk erst einmal Geschichte. Diese Welt war nicht für sie gemacht. Das hat sie nun davon.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Neue Zähne für meinen Bruder und mich (Wigan-Garage-Mix)
  • Das Feuerwerk ist vorbei (Single Edit)
  • Ich bin kein Ignorant, ich bin kein Idiot
  • Das waren Mods (Artstore version)
  • In der Bibliothek
  • Man kann einen ehrlichen Mann nicht auf seine Knie zwingen

Tracklist

  1. Rock'n'roll will never dead
  2. Neue Zähne für meinen Bruder und mich (Wigan-Garage-Mix)
  3. Ja, ich bereue alles
  4. Matula, hau mich raus
  5. Das Feuerwerk ist vorbei (Single Edit)
  6. Bitte verlass mich (Bitte-verpatz-nix-Mix)
  7. Ein bisschen Seele
  8. Ich bin kein Ignorant, ich bin kein Idiot
  9. Baby, ich bin zu alt
  10. Right back where we started from
  11. Parties in München
  12. Das waren Mods (Artstore version)
  13. Ich kann nicht nein sagen
  14. Allein in eisigen Tiefen
  15. In der Bibliothek
  16. Man kann einen ehrlichen Mann nicht auf seine Knie zwingen
  17. Komm wieder
  18. Ich weigere mich aufzugeben (Radio version)

Gesamtspielzeit: 54:39 min.

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