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Simian Mobile Disco - Unpatterns

Simian Mobile Disco- Unpatterns

Wichita / PIAS / Rough Trade
VÖ: 11.05.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Das Reich der Mitte

Das verflixte Ding mit der dritten Platte: Einfach weitermachen wie bisher? "Gab's alles schon, könnt Ihr nichts Neues?" Nach Ausflügen auf Album zwei wieder zu den Wurzeln zurückkehren und den Sound vom ersten Album weiterführen? "Lahm, der Sound vom Zweitling war viel cooler!" Eine natürliche Entwicklung zulassen und vielleicht ganz was anderes machen als auf den bisherigen Veröffentlichungen? "Früher war alles besser, Ihr seid viel zu kommerziell geworden!" Man hat es aber auch nicht leicht als Musiker. Gut, dass Jas Shaw und James Ford alias Simian Mobile Disco diesem Problem mit einem eigenen Rezept begegneten: Nach den ersten zwei Studioalben unter dem Namen Simian Mobile Disco folgte als drittes Werk nur so eine Art Album, das eigentlich eine Zusammenstellung verschiedener 12-Inch-Singles ist und dessen Klassifizierung, Album drei oder nicht, ganz im Auge des Betrachters liegt. Geschickt, denn "Delicacies", was auch immer es sein mag, gab niemandem, was er erwartet hatte. Staubtrockene Technotracks anstelle von tanzbaren Elektropop-Ohrwürmern. Eine Zwischenepisode, die bisher unerreichte Mäuler zu stopfen vermochte und von den Hörern, die mit dem neuen Sound nichts anzufangen wussten, einfach als zwischengeschobene Singlesammlung abgestempelt werden konnte. Friede, Freude, Eierkuchen.

Das neue Album, welches trotz Nummerierungsproblemen getrost als solches bezeichnet werden darf, nutzt den Brutalschlag von "Delicacies", um soundtechnische, aber keinesfalls qualitative Kompromisse einzugehen. Prominente Gastgesangssternchen wie sie das Zweitwerk "Temporary pleasure" zu Hauf beherbergte, sucht man vergeblich. Es scheint, als habe zu viel Pop den beiden Briten nicht gutgetan. Sie wählen ein gesundes Mittelmaß, das am ehesten noch in Richtung des Debüts geht, aber auch dieser Vergleich funktioniert nur beim ersten Hören. "Unpatterns" ist deeper als "Attack decay sustain release" und gefühlt auch eine Nummer langsamer. Weniger rastloses Hüpfen über die Tanzfläche, mehr friedliches, aber nicht minder extatisches Fliegen durch den Raum. Auch der Durchschnittslänge der Tracks ist anzumerken, dass es den beiden Musikern mehr ums Ausbauen als ums Ausprobieren geht. Was auf den ersten Werken häufig auf drei bis vier Minuten Popsonglänge getrimmt wurde, kann hier schon mal doppelt so lang werden.

"I waited for you" braucht über eine Minute, bis es den Sound gefunden hat, der den Hörer aus seiner Welt abholen und in die scheinbar unendlichen Tiefen von "Unpatterns" führen soll. Hypnotische Gesangssamples und Synthesizer vom anderen Ende der Welt evozieren geradezu entgrenzte Gedanken und laden ein, die Augen zu schließen und sich der Musik vollkommen hinzugeben. "Why can't you be / Where I want you to be?", fragt die Single "Seraphim" und fordert erneut dazu auf, alles Irdische, Rationale hinter sich zu lassen. Aber auch hier sind Gesangssamples das höchste der Gefühle - Shaw und Ford wollen keine Hintergrundmusik für eine erneute Hitparade à la "Temporary pleasure" basteln. Die auf diesem Werk stark houselastig geratenen Instrumentals stellen sich klar in den Vordergrund und benutzen Stimmen lediglich als weitere Instrumente zur Ergänzung ihres elektronischen Klangkosmos. Die beiden Musiker versuchen, alle mit ins Boot zu holen: die frenetischen Clubgänger mit "Put your hands together" und die Fans des Debütalbums mit "A species out of control" - nur die Stammgäste im Pop-Süßwarenhandel kommen diesmal nicht auf ihre Kosten. Und was soll das jetzt sein? Weiterentwicklung, back to the roots, konsequente Fortsetzung? Irgendwie ist es alles - und könnte, ohne platt zu sein, still und heimlich Konsens werden. Ziel erreicht.

(Konrad Spremberg)

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Highlights

  • Cerulean
  • Seraphim
  • A species out of control
  • The dream of the fisherman's wife

Tracklist

  1. I waited for you
  2. Cerulean
  3. Seraphim
  4. A species out of control
  5. Interference
  6. Put your hands together
  7. The dream of the fisherman's wife
  8. Your love ain't fair
  9. Pareidolia

Gesamtspielzeit: 51:38 min.

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