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The Cribs - In the belly of the brazen bull

The Cribs- In the belly of the brazen bull

Wichita / PIAS / Rough Trade
VÖ: 04.05.2012

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Schmerz ist Trumpf

Scheiden tut weh. Sagt man zumindest. Und wenn es stimmt, was man sagt, muss die Pein für The Cribs in den letzten Jahren groß gewesen sein. Zunächst gab Ryan Jarman seine Trennung von der ehemals angebetenen Kate Nash bekannt - doch dieses Thema überlassen wir lieber den Kollegen aus dem People-Sektor und hoffen stattdessen, dass gehässige Kommentare wie "Cribs frontman with his less talented girlfriend" bald aus dem Internet verschwunden sind. Als nächstes verschwand das prestigeträchtige vierte Mitglied vom letzten Album "Ignore the ignorant": Mit einer möglichen neuen Platte von The Healers und einer durch die Medien geisternden angeblichen Live-Reunion der Smiths vor der Brust fehlte Johnny Marr die Zeit, um weiter bei den Brüdern aus Wakefield mitzutun.

Natürlich beeilten sich diese zu sagen, dass wenigstens letzteres halt der Lauf der Dinge und daher halb so bis gar nicht schlimm ist - und spielten zum Beweis das fünfte Album wieder zu dritt ein. Und in der Tat: Viel anmerken lassen sich The Cribs nicht. Da knirschen die Gitarren, johlen die Chöre und trifft ansatzweise breitbeinige Rockmusik auf, na ja, immer noch irgendwie jugendlichen Charme und Bubblegum etwas herberer Geschmacksrichtung. Das riecht stellenweise schon nach Power-Trio - auch der an den Flaming Lips erprobte Produzent Dave Fridmann hat nicht allzu viel zu melden, wenn erst einmal Steve Albini in den Mix eingreift. Und war es nicht Jarman selbst, der einst zu Protokoll gab, er halte die Mainstream-Orientiertheit britischer Indie-Bands für bedenklicher als die Erderwärmung? Na also.

Heiß wird es in dieser Bratküche aus vorlauten Riffs und wuchtigen Schlagzeugkanonaden nämlich allemal - Drummer Ross Jarman trifft mit seinen Breaks krachend ins Schwarze, und auch der nächste Handkantenschlag aus der überrissenen Gitarre lässt meist nicht lange auf sich warten. Zu "Come on, be a no-one" schütteln nicht nur leicht orientierungslose Jungmenschen die Matte, und beim lautstarken Gerüttel von "Chi-town" macht man ebenfalls gern ein Fass auf. Man sollte sogar. Denn besser wird "In the belly of the brazen bull" danach leider nicht mehr. Zwar geben sich The Cribs alle Mühe, Power mit Pop-Appeal und wilde Rocksau mit infektiösen Singalongs zu kreuzen - dass das Songwriting im Vergleich zum Vorgänger "Ignore the ignorant" aber zusehends auf der Strecke bleibt, wirkt gerade angesichts von 14 Stücken mit der Zeit arg ermüdend.

Selbst ein schwelgerischer, potenziell hymnischer Schmachtfetzen wie "Pure O" wird nicht konsequent zu Ende gedacht, sondern auf halber Strecke mit quäkender Leadgitarre und wenig dienlichen Soli aufgefüllt - nicht der einzige Hit, den die Jarmans auf diesem Album zugunsten von Mittelmaß verschenken. Zuweilen droht die Stimme gar im zwar voluminösen, aber wenig akzentuierten Breitwand-Sound unterzugehen, was den Blick auf die Essenz vieler Songs eher verstellt denn schärft. Oder ist es mit diesen einfach nicht mehr so weit her wie früher, und The Cribs haben ihren Zenit schon überschritten, ohne jemals richtig durchgestartet zu sein? In Zukunft sollte sich das Trio tunlichst wieder mehr zusammenreißen, wenn aus dem Rindvieh im Titel nicht bald ein Urviech werden soll. Schmerzliche Erfahrungen hin oder her.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Come on, be a no-one
  • Chi-town

Tracklist

  1. Glitters like gold
  2. Come on, be a no-one
  3. Jaded youth
  4. Anna
  5. Confident men
  6. Uptight
  7. Chi-town
  8. Pure O
  9. Back to the bolthole
  10. I should have helped
  11. Stalagmites
  12. Like a gift giver
  13. Butterflies
  14. Arena rock encore with full cast

Gesamtspielzeit: 47:22 min.

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