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Mutiny On The Bounty - Trials

Mutiny On The Bounty- Trials

Redfield / Al!ve
VÖ: 27.04.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Auf den letzten Drücker

Was sich nicht von sich aus fügt, das bringt die Wut auf alles andere schon zusammen. So in etwa denken sich Mutiny On The Bounty das mit ihrem schillernden, komplexen, popharmonisch verschmitzten Post-Teenage-Angst-Rock. Platz für Mätzchen haben sie, Platz für rhythmische und melodiöse Eleganz, Platz für magensaure Wut ohnehin. Nur Platz für ein wenig Noise, den wollen sie nicht wirklich machen. Nein, gut und sauber und klar müssen sie klingen, die Wut, die Eleganz und auch die Mätzchen. Dabei wäre ein wenig klangliche Rage genau der Kitt gewesen, der Mutiny On The Bountys sehr starkes Zweitwerk "Trials" zu einem extraordinären Siegeszug gemacht hätte.

Stattdessen beginnt etwa "North Korea" als Speed-Metal-Keule, aufgeplustert mit hochtönenden Lead-Gitarren und stumpfen Fettakkorden, immer auf die Eins. Man muss sagen: klingt nur aufs erste Ohr gar nicht mal so toll. Zwar haben sich mit abgeschmackter Metal-Meta-Ironie kürzlich ja bereits ganz andere Sumpfhühner zum Affen gemacht, doch natürlich waren und sind Mutiny On The Bounty eine vollkommen andere Kategorie. So hat später "Myanmar" deutlich ungetrübteren Spaß an seinen Schwermetall-Neigungen, und auch "North Korea" klärt sich mit dem Akkordmuster doch noch in Richtung Mathrock-Tappings zu Postrock-Dramaturgie und Dickhosen-Uptempo. Da sind Mutiny On The Bounty zu Hause, und sie ziehen ihren Stil munter bis zum Ende von "Trials" durch.

Die Verlaufskurven und Harmonien ihrer Songs gleichen dabei jenen der 2010 groß aufspielenden Six Gallery öfter mal bis aufs Haar. Allerdings haben Mutiny On The Bounty in Sacha Schmitz eben einen Drummer/Sänger mit Hang zum Skandieren und mit Nicolas Przeor einen Gitarristen mit Bock auf Backing-Shouts. Und die Gitarren kommunizieren nicht ausschließlich in herausgepickten Mückenschwärmen, sondern geben auch auf die Zwölf, wenn sie die Eins bei all dem Takt-Geschiebe nicht mehr finden. Das verpasst Songs wie "Modern day robbery", "Statues" und "Shifting paradigms" eben jenen Vibe, der kurz vor 1990er-Emo und dem, was sich heutzutage Postcore schimpft, nicht nur links abbiegt, sondern ein hübsches Verkehrschaos veranstaltet.

Doch trotz ungemein beweglicher Arrangements, spürbarer Spielfreude und emotionalem Überschwang: Die dringlichste Frage bleibt, weshalb Mutiny On The Bounty "Trials" durch einen Soundfilter schicken, der kaum mal eine Frequenz zulässt, welche die Songs am glatten Fortlauf hindern könnte. Dass sie mit Matt Bayles einen Produzenten hinter den Reglern haben, der etwa für The Fall Of Troy, Horse The Band oder Minus The Bear gezeigt hat, dass er mit diesem Stil umzugehen weiß, macht die Sache umso rätselhafter. Andererseits: Punkrock-Whoo-hos, heiseres Hustensaft-Keifen im Linkin-Park-Modus, dazu manches Synthie-Flackern, Bässe zwischen Bratzen und Kratzen, elegische Hochton-Sechzehntel und überhaupt eben Metal, Mathrock, Postrock, Hardcore etc. pp. - vielleicht wollen Mutiny On The Bounty selbst für Bayles letztlich zu viel. Spaß macht das dennoch. Sehr sehr großen sogar. Und eine Band, die selbst die kleinen Schwächen ihrer Platte mit derartigem Elan wegzwirbelt und/oder niederknüppelt, dürfte auch äußerst selten zu finden sein. Die Wut, die Eleganz, die Mätzchen - letztlich zahlen sie alle mit doppelter Münze zurück.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Modern day robbery
  • Candies
  • Myanmar
  • Statues

Tracklist

  1. The long loud silence
  2. North Korea
  3. Artifacts
  4. Modern day robbery
  5. Candies
  6. Shadow people
  7. Myanmar
  8. Fiction
  9. Statues
  10. For the men who had everything
  11. Shifting paradigms
  12. Mapping the universe

Gesamtspielzeit: 49:31 min.

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