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Lail Arad - Someone new

Lail Arad- Someone new

R.a.P. / Minor / In-Akustik
VÖ: 20.04.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Lach- und Sachgeschichten

Der Schall männlichen Gelächters hat mindestens 280 Schwingungen pro Sekunde, der des weiblichen sogar 500. Aus diesem Blickwinkel betrachtet müsste Lail Arads Debütalbum eigentlich dem Swing huldigen, denn "Someone new" ist vor allem eines: unglaublich lustig. Dass einem das Lachen aber manchmal, wenn es zwischen all den wortgewandten Kalauern ganz plötzlich ernst wird, auch ganz schön im Halse stecken bleiben kann, macht die zwölf Stücke umso besser. Eine Genrebezeichnung für diese Verquickung von schief grinsendem Amüsement, souveräner Musikalität und irrwitzigen Geschichten gibt es bislang noch nicht, aber wenn es einem Wort gelingen sollte, das Spektakel zu bändigen, dann dürfte es dieses sein: Tongue-in-cheek-Folk. Die 27-jährige Londonerin würde im Tongue-in-cheek-Chick-Check locker alle Punkte einsacken und selbst aus dieser wortspielerischen Grenzwertigkeit in maximal fünf Minuten einen verdammt witzigen Song machen.

Nostalgische Streicher eröffnen das Album und überlassen nach nur zwei Sekunden äußerst beschwingtem Piano-Pop (mindestens 400 Schwingungen pro Sekunde) die Bühne. Es wird auf Holz geflötet und in Blech geblasen, während Arad verkündet, dass sie das Internet nicht versteht, das Universum sowieso nicht, und dass das größte Mysterium von allen ein ganz bestimmter Mann ist - ohnehin sind die Herren der Schöpfung eines ihrer Lieblingsthemen. In der Lollipop-Nummer "Mm mm" macht sie einem bedauerlicherweise vergebenen Exemplar eindeutig zweideutige Avancen, in "The pay you have to price" berichtet sie über die Absonderlichkeiten ihrer internationalen Liebhaber und imitiert höchst belustigt deren Akzente. Auch "Captcha" mit seinem Kazoo-Getröte wirkt in seiner schamlosen Albernheit wie eine Schnittmenge zwischen Faschings-Trara und Kindergeburtstag. Dass Arad sich all diese hübschen Entgleisungen locker leisten kann, liegt an ihrem außerordentlich cleveren Humor. Diese Texte würden auch ohne Musik hervorragend funktionieren.

Dass das Vergnügen in Kombination mit Kompositionen aber doch noch um einiges größer ist, hat die Dame mit dem flotten Pony und den charakteristischen Augenbrauen ihrem großartigen Instinkt für erinnerungswürdige Melodien zu verdanken, die angenehm einfach, aber im Detail dann doch wunderbar verspielt sind. "Everyone is moving to Berlin" verknüpft lyrische Großstadthektik mit einer meisterlich geklampften Woody-Guthrie-Ode, "Who am I" persifliert zu herrlich französischem Schunkelpop die ungeschminkten Leiden eines Fashion-Victims und in "Had it harder" sinniert Arad "Maybe I'd be prouder / If I'd had it harder from the start." Es scheint ihr auch nicht sonderlich schwergefallen zu sein, Balladeskes zu komponieren. Da wäre zum Beispiel das herzerwärmende "Winter" oder auch der Titeltrack "Someone new", ausschließlich von einer Akustikgitarre und von unerwarteter Ernsthaftigkeit begleitet. In einem der schönsten Songs, "The magic", liefert Arad dann noch eine wertvolle Weisheit, umgarnt von einem charmanten Cello: "The magic's gonna hide / 'Til we stop the search and start to play." Man könnte es auch so formulieren: "Someone new" spielen zu lassen, wäre schon einmal ein guter Anfang, um der Magie ganz langsam auf die Spur zu kommen.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • Over my head
  • Winter
  • The magic
  • Someone new

Tracklist

  1. Over my head
  2. Winter
  3. Everyone is moving to Berlin
  4. Mm mm
  5. Reminds me of you
  6. The magic
  7. Had it harder
  8. Who am I
  9. The pay you have to price
  10. Someone new
  11. Captcha
  12. The q song

Gesamtspielzeit: 40:44 min.

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