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Scott Matthews - What the night delivers...

Scott Matthews- What the night delivers...

San Remo / Indigo
VÖ: 13.04.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Schuhe aus

Was bringt die Nacht? Bei Scott Matthews sicher keine Party - und wenn er von einer Party spricht wie in "Echoes of the lonely", dann geht es um Schlaflosigkeit, das Sterben des Träumenden und um betrunkene, einsame Seelen auf den Straßen, die ihre One-Night-Stands in schummriges Licht ziehen. Auf "What the night delivers..." textet Matthews oft von Schlaf, vom Aufwachen und viel von Verlusten und dem Tod. Die Beschwingtheit wohnt schon längst ein paar Straßen weiter und holt durch den Uptempo-Song "So long, my moonlight" nur noch ein paar letzte Kisten ab. Matthews' Gedankenzyklus sitzt eben am Fenstersims, und sein Streifzug ist zu nächtlicher Stunde bestens aufgehoben.

Das traurige "Ballerina lake" beschreibt die Leere, nachdem ein geliebter Mensch gegangen ist: "What's a memory without a life?" Im wunderbar aufbauenden "The man who had everything" verliert ein Mann mit seinem Besitz auch seine große Liebe, und in "Head first into paradise" ist eine Krankheit hartnäckiger als der Wille, sie zu bekämpfen: "When you're given the key / Will you leave me a note at first light / As you go head first into paradise." Selten sind bei Matthews lichte Momente mit Positivismus besetzt.

"Bad apple" ist so einer: Der Song erzählt den langen Weg eines verdorbenen und vertrockneten Apfels, der Jahre später zu neuem Leben gedeiht. Das Stück lässt sich nicht nur zu einer Art perkussivem Reprise mit Matthews' wieselflinken Fingern an der Akustikgitarre hinreißen, als der Song bereits beendet scheint. Vielmehr sind sowohl Stimme als auch Produktion hier so nahe an Nick Drake, wie sonst nur bei Drake höchstselbst zu seinen Lebtagen. Für die einen wird es ein Abklatsch bleiben, die anderen aber wissen, dass mehr hinter dem Mann aus Wolverhampton steckt, der sich mit "s" am Ende schreibt, nichts mit dem Australier Scott Matthew zu tun hat, dafür aber häufig mit Jeff Buckley in Verbindung gebracht wird.

2007 gewann er den Ivor Novello Award für seinen Song "Elusive". Nach dem zugehörigen Album "Passing stranger", Touren mit Robert Plant, den Foo Fighters und Rufus Wainwright sowie dem großem Missverständnis mit einer großen Plattenfirma für Album Nummer zwei nistete er sich für seinen vorliegenden Drittling wieder beim kleinen Label San Remo ein. Und mit ihm die Ruhe für reduzierte, leicht bluesige und zumeist an der Akustikgitarre vorgetragene Songs. Wenn Lap-Steel-Gitarre, Cello, Theremin, Tuba und gerade auf den ersten Tracks kaum merkliche Elektroniksprengsel auf "What the night delivers..." Platz nehmen, dann ziehen sie vorher die Schuhe aus und gehen ganz leise zu ihrem Einsatz über. Man will ja niemanden aufschrecken in der Nacht, gerade dann, wenn die Angst des Ungewissen schon mit unter dem Laken liegt. Der nächste Morgen kommt bestimmt - aber eben nicht für jeden.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Bad apple
  • So long, my moonlight
  • Head first into paradise
  • The man who had everything

Tracklist

  1. Myself again
  2. Obsession never sleeps
  3. Ballerina lake
  4. Bad apple
  5. So long, my moonlight
  6. Head first into paradise
  7. Walking home in the rain
  8. Echoes of the lonely
  9. The man who had everything
  10. Piano song

Gesamtspielzeit: 50:55 min.

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