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Paul Weller - Sonik kicks

Paul Weller- Sonik kicks

Island / Cooperative / Universal
VÖ: 23.03.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Altspund

Ein großer alter Musiker - so heißt es ja öfter mal. So heißt es zum Beispiel, obwohl Paul Weller gerade mal seine 50er überschritten hat. Beziehungsweise: So heißt es schon seit circa 20 Jahren, seitdem Weller also seine Twenties hinter sich ließ. Dass sich der "Elder statesfather" des Brit-Mod dabei seit Jahr und Tag sehr viel spielfreudiger zeigt, als es ihm zustünde, ist für die versammelte Musikjournalisten-Kamarilla eine echte Neuronen-Bombe zwischen Ärgernis und gelupfter Augenbraue. Mit "Sonik kicks" präsentiert Weller erneut zum Wundern genug, aber zum Festnageln zu wenig - gerade weil er auf seinen Status pocht, aber nach wie vor nur das daraus macht, was er allein für richtig hält. Im Zweifel bringt das einen kickenden Song nach dem anderen.

Denn Weller verlangt Freispiel. Und was das bedeutet, ist so klar wie ein beschwipst schreddelnder Jingle-Jangle-Akkord: jeder erste Eindruck täuscht. Synthie-Zirpen, um dem Albumtitel gerecht zu werden? Check. Ausschließlich Uptempo im ersten Albumviertel, um anständig aus den Startlöchern zu kommen? Check. Wunderbarer Gitarrenpop zu "When your garden's overgrown" und "The attic", mit mal mehr, mal weniger Einschlag in Richtung (Disco)-(Punk) der Marke Big Audio Dynamite? Zudem jeweils vertieft mit der Trauerkloßmelodie am genau rechten Fleck? Check. Noel Gallagher und Graham Coxon als Gastspieler der letztwürdigen Britpop-Generation, weil danach, wenn man ehrlich ist, ja auch nichts wirklich Aufregendes mehr kam? Check. Alles eh egal, weil doch nur Staffage für Arrangements, die ebenso klassisch wie wohlgelaunt aufgehen? Check, jetzt aber mal.

Genau hierbei ist es nach wie vor erstaunlich, wie Weller Genre-Standard auf Genre-Standard schichtet, um doch wieder seine ganz eigene Party zurechtzuschrauben. So haut der Schlusssatz von "That dangerous age" dem Hörer seinen Dub noch mal so richtig um die Ohren, falls er ihm unter all den Soul-Arrangements zuvor nicht wirklich aufgefallen sein sollte. Ska zuckt zu "Kling / Klang", und Krautrhythmen gehen mal offensiv zu Werke wie beim Opener oder auch eher subtil wie bei "Dragonfly" oder im klackernden Bass von "Around the lake". Und zu den kraftvollen Akkorden und Fliegenschwarm-Streichern von "By the waters" croont Weller mit kongenialerer Inbrunst. Recht so, denn dass selbst Trauerfolk geschmettert werden kann, ohne dabei auch nur ansatzweise cheesy zu klingen, ist ebenso ein Verdienst, den er durchaus derart frontal in Erinnerung rufen darf.

Auch sonst gibt "Sonik kicks" weder den Miesepeter noch den Barden auf der Suche nach den Brotkrumen unter der eigenen Courage. Statt Konzeptionist, Dandy-Wendy oder Whiny Weiner bleibt Weller der konservativ leidenschaftliche Songschreiber. Und was für einer: Jeder einzelne Song bekommt genau das, was er verdient und/oder braucht. Auch der Spacerock-Country von "Drifters", ein spätes Meisterstück der Platte, zu dessen rhythmischem Druck erneut so ziemlich jedes Instrument Stimmung macht, das auch nur ausdenkbar ist. Oder das anschließende "Paper chase", stampfend im Takt, melancholisch im Beigeschmack, psychedelisch im Streicherwahn. All das wird sich im Albumkontext schon zusammenfügen, zunächst klingt es auf Wellers elftem Album ausschließlich nach Spaß am jeweiligen Lied. Was heißt: nach einem großen Musiker. Nein, kein Adjektiv vergessen.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • The attic
  • By the waters
  • When your garden's overgrown
  • Drifters
  • Paper chase

Tracklist

  1. Green
  2. The attic
  3. Kling / Klang
  4. Sleep of the serene
  5. By the waters
  6. That dangerous age
  7. Study in blue
  8. Dragonfly
  9. When your garden's overgrown
  10. Around the lake
  11. Twilight
  12. Drifters
  13. Paper chase
  14. Be happy children

Gesamtspielzeit: 43:27 min.

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