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Timid Tiger - The streets are black

Timid Tiger- The streets are black

Papercup / Indigo
VÖ: 30.03.2012

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

O.C. Colonia

Wer sich noch an das Debüt "Timid Tiger & a pile of pipers" von 2005 erinnern kann, ja, wer diese knall-gelb-rote Platte tatsächlich in Heavy Rotation zu seinem Sommer-Soundtrack werden ließ, denkt unweigerlich an: Elektropop mit Katzenköpfen, Picknick an der Isar, Alster oder Elbe, ruft sich "Good morning Miss Murray / I feel good but I know you're not coming" ins Gedächtnis und wie eine enttäuschte Liebe rotzig, aber frohgemut bis heiter, hinter sich gelassen wurde. Der entsinnt sich eventuell auch des Zahnschmerzes, den Songs wie "Tiger is not a bird" auf Dauer verursachten. Am Ende lag "Timid Tiger & a pile of pipers" im CD-Regal, wurde staubig und fiel der Blick dennoch zweimal im Jahr darauf, dudelte für einige Sekunden imaginär ein schrilles Keyboard und gut war.

Album Nummer zwei, "Timid Tiger & the electric island" fünf Jahre später, wurde offenbar in der Veröffentlichungsflut geschluckt und ist bis dato auch nicht mehr aufgetaucht. Nun, 2012, ist es zwar nicht mehr so lustig wie in den "Honolulu beach nights", dafür hat sich die Fünf-Mann-Kombo aus Köln aber um die Gründung des eigenen Labels Papercup Records bemüht und ein, glaubt man dem Titel, seriöseres Werk aufgenommen: "The streets are black". Der gleichnamige Opener versprüht dann auch prompt den Charme eines Tracks, der wunderbar in das Ambiente eines Wellness-Ressorts im Spreewald passen würde. Da ist "Hangin' in the sun" schon beschwingter.

Es ist also wieder Sommer im Mikrokosmos Timid Tiger! Sänger Keshav PuruShotham rappt sogar! Der Bass: funky! Doch was wohl die Assoziation an ein Bierchen im Sonnenschein hervorrufen soll, klingt eher nach Venice Beach und einer Clique Königskinder. "The new catastrophe" führt die eingeschlagene Richtung im prophetischen Titel gekonnt weiter. Schließt man die Augen, sieht man gebräunte Männer mit Gitarren, Spiegelbrillen und dicken Eiern. Hier noch ein Justice-Akkord, da ein Red-Hot-Chili-Peppers-Riff, supercool, bis die Geschichte allmählich mittels fettem Schweine-Elektro ihre eigene Banalität beklatscht. Apropos banal: "Love like you’ve never been hurt"? Mehr Lebensweisheit hat man zuvor nur von Yogi-Tee-Zettelchen erfahren.

Tatsächlich aber gibt es Skrupel beim Schreiben dieser Sätze. Nämlich bei so lieblichen Ausnahmen wie "You and me" oder "Astronaut", die klingen, wie Timid Tiger nach der Konfettiparty Mitte der Nuller Jahre hätten klingen können – weniger aufgekratzt, mehr Blechkuchen denn Baiser, noch immer zu süß, aber wenigstens ohne Hypoglykämie. Auf "The streets are black" hat man jedoch offenkundig versucht, das Bonbon-Image durch Rap, penetrante dirtyness und eine Glasur aus Klöten-Attitüde zu kaschieren – West-Coast-Gehabe mit Bubifrisur und dümmlichem Gebalze. "Back from hell" heißt ein Stück. Wo Timid Tiger genau gewesen sind, möchte man sich eigentlich gar nicht ausmalen.

(Carolin Weidner)

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Highlights

  • Astronaut

Tracklist

  1. The streets are black
  2. Miracle
  3. Hangin' in the sun
  4. The new catastrophe
  5. Love like you've never been hurt
  6. The sun goes down, the streets are black
  7. You and me
  8. Walking in the sand
  9. Many miles away
  10. Back from hell
  11. Everytime we talk
  12. Astronaut

Gesamtspielzeit: 41:35 min.

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