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Spoek Mathambo - Father creeper

Spoek Mathambo- Father creeper

Sub Pop / Cargo
VÖ: 16.03.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Vom Boden der Geisterbahn

Manchmal können Lügen helfen - aber nicht bei Spoek Mathambo. Wer meint, dass er in der Welt des südafrikanischen Musikers irgendwas verstanden hat, kann nur ein Blender oder aber Mathambo selbst sein. Schon seine erste Platte drückte einem das angesagteste Zeug durchs Ohr - irgendwo zwischen natürlichem Wahnsinn und Kunsthochschulkasperei. Das Joy-Division-Cover "Control" sorgt bis heute für üble Flashbacks. Mathambo spukt da durch zerstückelte House-Beats überführt Ian Curtis' Worte, die einen vor geraumer Zeit schon tagelang verfolgten, in entrücktes Gesäusel. Prädikat: Afro-Futurismus, besonders wertvoll. Und was gut ist, soll nicht verändert werden - eigentlich. Denn der stete Fortschritt hat bei Mathambo ja Methode. Also hat er sich Nicolas Van Reenen für seine neue Platte ins Studio geholt, einen Gitarristen, der "Father creeper" eine seine greifbarsten Facetten gibt. Denn zwischen den zahlreichen Splittern aus Elektronik, HipHop, Jazz und Soul fügt sich dieses Element nur allzu gut ein. Mathambo dreht die Dinge einfach so lange, bis sie in die Lücke passen.

Eine leichte Gitarrenlinie zieht sich etwa durch "Let them talk", das im Aufbau jedermanns Indie-Liebling ähnelt. Geht es mit Gesang noch deutlich unrhythmischer zu, wechselt die Atmosphäre in einen ziemlichen Fluss am Ende, bis die Stimmen verstummen. Das steht im kompletten Kontrast zum Titeltrack, für den Mathambo die Beats auf dem staubigen Boden einer Geisterbahn zusammengefegt hat. Synthieflächen steigen auf und versinken sofort wieder im Sog des Sounds, und Mathambo schafft es dabei, diese vielen verschiedenen Elemente natürlich verwachsen zu lassen. Widersprüche entstehen nicht, sie gehören auch einfach nicht ins Konzept, denn "Father creeper" schmeckt wie eine ganzheitliche Medizin und setzt sich in Geist und Körper ab. Die kitzelnde Melodie von "Dog to bone" passt zu dieser Heilung ebenso wie "Put some red on it", das vor kantiger Club-Pumperei und mit Hilfe von Mathambos Ehefrau Ana Rab über Blutdiamenten rappt.

Vermutlich ließen sich an diesem Album so ziemlich alle Theorien von Pluralität durchexerzieren - es würde nur keinen Sinn ergeben. Denn trotz der vielen Vorlagen kommt man "Father creeper" am ehesten bei, wenn man die verschiedenen Nebenwirkungen anschlagen und sich das Hirn in wohligen Nebel hüllen lässt. Mathambos Wechsel zwischen Singen und Rappen erzeugt sowieso ein Mantra, in dem seine Texte oft sinnvoll sinnlos anmuten. In "Stuck together" geht es zu einer Beerdigung - ob die Story allerdings versöhnlich oder eher beängstigend sein soll, bleibt offen. Der Chorus weckt auf jeden Fall gleich wieder Assoziationen in die goldene Zeit des Indie-Rock, den Mathambo für die Nummer einfach exhumiert . Dass der Rausschmeißer dann noch "Grave" heißt, passt nur zu gut ins Gesamtkunstwerk. Mathambos Stimme von steigt da dampfend aus dem Sud von Gitarre und Drums auf. Und trotz allem meint er es gut mit dem Hörer: "I see you're growing old with aches and pains / I won't drive you to your grave." Zumindest soweit verstanden.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Venison fingers
  • Father creeper
  • Stuck together

Tracklist

  1. Kites
  2. Venison fingers
  3. Put some red on it
  4. Let them talk
  5. Dog to bone
  6. Skorokoro (Walking away)
  7. Father creeper
  8. We can work
  9. Stuck together
  10. Grave (Intro)
  11. Grave

Gesamtspielzeit: 50:54 min.

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