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The Mars Volta - Noctourniquet

The Mars Volta- Noctourniquet

Warner
VÖ: 23.03.2012

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Das Flüstern im Weltraum

"Wie haltet Ihr es denn diesmal mit der Zugänglichkeit?" Das ist die Gretchenfrage, die The Mars Volta zu jedem Album neu beantworten müssen. Zum einen liegt das sicherlich an der auf ewig währenden Erinnerung an At The Drive-In, deren Songs zwar nicht immer simpel, aber zumindest direkt und schnörkellos waren. Und zum anderen liegt es an der arroganten Haltung, mit der die Protagonisten zumindest in den Anfangszeiten von The Mars Volta ihre Liebe und Fähigkeit zur verschwurbelten Komplexität nach außen getragen haben. Seit mittlerweile ein, zwei Alben rückt die kalkulierte Überforderungshaltung bei The Mars Volta allerdings in den Hintergrund.

Und "Noctourniquet" tritt damit in die Fußstapfen von "The Bedlam in Goliath" und "Octahedron". Unter einer mal um sich schießenden und mal majestätisch getragenen Spacerock-Oberfläche verbergen sich einige schlaue und ideenreiche, aber auch ein paar allzu abgedroschene und dahinvegetierende Songs. Cedric Bixler Zavala und Omar Rodriguez Lopez, die bei ihren Namen neuerdings kreativerweise auf die Bindestriche verzichten, machen auf ihrem sechsten Album einfache Musik mit komplizierten Mitteln. Vor allem auf der ersten Hälfte der Platte gelingen ihnen dabei ein paar großartige Momente, die sich aus dem Zusammenspiel von simplen Songgerüsten und bis ins Kleinste detailverliebten Einzelteilen ergeben.

Da legt sich zum Beispiel die Gesangsmelodie der Strophe von "The whip hand" über einen irritierend zerlegten Schlagzeugbeat, den im Refrain ein elektronisch verfremdetes Gitarrenriff notdürftig zusammenkittet. Der Song selbst tut nichts Spektakuläres, sondern lebt von den ausgeklügelten, miteinander verzahnten Dynamiken, die in einer gleichzeitig dissonanten wie eingängigen Bridge gipfeln. In "Dyslexicon" packt die Band von der ersten Sekunde an diverse Schichten an Keyboards und Gitarren übereinander, die abwechselnd in den Vordergrund drängen und genau dann mit Wucht ineinandergreifen, wenn Bixler Zavala im Sprechgesang den Refrain anstimmt. Auch die unkitschigen Gänsehautharmonien des bedächtigen "Empty vessels make the loudest sound" bleiben mit ihrer raumgreifenden Weite sofort im Ohr. Und das übergeschnappte "The malkin jewel" gehört allein wegen seines Grundgerüstes aus wahnsinnig gewordener Polka zu den Höhepunkten auf "Noctourniquet".

Diese einnehmende Leidenschaft und musikalische Besessenheit verliert sich leider später in einigen uninspirierten, wenn auch weiterhin technisch brillanten Belanglosigkeiten. Die Strophe von "Lapochka" geht noch in Ordnung, der Rest des Songs führt ins Nirgendwo. Ähnlich ratlos lässt einen das zentrale "In absentia" zurück, das den größten Teil seiner siebeneinhalb Minuten antriebslos herumscheppert. Für den Abschuss des Albums in Richtung interplanetarer Spacerock reicht das Momentum an dieser Stelle der Platte nicht aus.

Es ist nicht so, dass der zweiten Hälfte von "Noctourniquet" die inspirierten Momente fehlen. Die letzten zweieinhalb Minuten von "In absentia", der hymnisch-drückende, kompakte Hardrocker "Molochwalker" oder geschmeidige Spacerock von "Vedamalady" beweisen das Gegenteil. Aber das Album verliert deutlich an Fokus und Spannung, sowohl im mechanischen Sinne als auch im Sinne der Erwartungshaltung beim Hören. "Noctourniquet" verabschiedet sich mit einem in die Länge gezogenen Flüstern, einer Zähigkeit, die sich auch nach weiteren Durchläufen nicht aufzulösen beginnt. "Trinkets pale of moon", der Titelsong und das abschließende "Zed and two naughts" ziehen wenig engagiert und etwas unmotiviert ihre Bahnen. Als ob die Band zu diesem Zeitpunkt schon mit dem Album abgeschlossen hätte.

(Maik Maerten)

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Highlights

  • Dyslexicon
  • Empty vessels make the loudest sound
  • The malkin jewel

Tracklist

  1. The whip hand
  2. Aegis
  3. Dyslexicon
  4. Empty vessels make the loudest sound
  5. The malkin jewel
  6. Lapochka
  7. In absentia
  8. Imago
  9. Molochwalker
  10. Trinkets pale of moon
  11. Vedemalady
  12. Noctourniquet
  13. Zed and two naughts

Gesamtspielzeit: 64:33 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Zappyesque

Postings: 997

Registriert seit 22.01.2014

2020-01-05 01:21:45 Uhr
Kann ich Menikmati nur zustimmen. Unheimlich gut gealtert und die fokussierteste Platte der Band. Klanglich ein Schmaus, wenn auch leicht übermäßig komprimiert.

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 10793

Registriert seit 23.07.2014

2020-01-05 00:39:47 Uhr
Auch wenn mein Favorit nicht die hier ist, ist es dennoch ein fabelhaftes Album. Verdammt atmosphärisch, das stimmt, und der poppigere Einschlag gelingt ihnen hier super gut. "Empty Vessels.." dann noch einer ihrer allerbesten Songs.

Menikmati

Postings: 467

Registriert seit 25.10.2013

2020-01-05 00:03:18 Uhr
Verdammt gut gealtert die Platte. Für mich ihre feinfühligste und insgesamt ausgewogenste. Weniger Muskelspiel, mehr Raum für Atmosphäre.

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 10793

Registriert seit 23.07.2014

2019-12-16 15:02:50 Uhr
Ah, ich höre eigentlich die De-Loused, hab mich im Thread geirrt. Aber die Aussage gilt natürlich trotzdem.

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 10793

Registriert seit 23.07.2014

2019-12-16 15:00:03 Uhr
Verdammt, ist das Album gut!
Zum kompletten Thread

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