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Big Fox - Big Fox

Big Fox- Big Fox

Popup / Hybris / Cargo
VÖ: 30.03.2012

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Einfach so einfach

Glaubt man Charlotta Perers, hält ihre Songs so etwas wie Zweikomponentenkleber zusammen. Der emotionale Prozess des Songwritings haftet an der spielerischen Herangehensweise, mit der sie Rhythmik und Melodik bestückt. Einfach soll der Klang sein, lieber als perfekt - und so hat sie das gemacht, woran sicherlich schon viele gedacht, wenige ernsthaft gesessen und die wenigsten Karrieren entwachsen sind: in den eigenen vier Wänden auf alles draufhauen, was unter Umständen klingt und Drums vergessen macht. Das bringt Perers Projekt Big Fox vielleicht voreilig den Ruf der experimentellen Singer-Songwriterin ein. Dabei ist "Big Fox" gar nicht zwingend verklausuliert.

Sicherlich, es lässt nicht immer klar herausfiltern, was da klingelt. Das Feld ist abgesteckt zwischen Xylophon, Glockenspiel und selbst arrangierten Klangkörpern und es ist auch fast zu müßig herauszufinden, mit welchen Gläsern Perers am Ende von "Grow up" anstößt, ob "Saturday" ein Packung Reis schüttelt oder doch ein gängiges Instrument, was hinter der gefakten Snare im gleichen Song steckt und mit welchen Schuhen da wohl abgebrochene Steppversuche in einem halligen Treppenhaus gemacht wurden, aus denen "Cut you out" seine Rhythmik bezieht. Eigentlich spielt es auch nicht die tragende Rolle auf dieser Singer-Songwriter-Platte einer Künstlerin, die stimmlich an Keren Ann erinnert. Es ist mehr ein Zubrot für die Quizkönige unter den Hörspielakrobaten und keine exponierte Klangwelt, in die man abtauchen muss, um "Big Fox" zu verstehen. Perers hat die Songs, die allesamt in ihrem Wohnzimmer entstanden, vordergründig zumeist an Piano und Akustikgitarre arrangiert - und das eben wohl überlegt.

Passend zur Wehklage in "Dear therapist" singt Perers zunächst mit einem ganz leisen Stimmchen und bittet um Hilfe. Der Song bauscht sich immer mehr auf und wird letztlich doch wieder ganz leise, weil die Therapeutin selbst keinen Rat geben kann, was zu tun ist. Die Schwedin überlegt genau, wie sie ihre Gedankengänge vermittelt. Wenn "Why, oh why" mit den Worten "The room is silent now" startet, kann man sich der bedächtigen Platzierung des Instrumentariums über die volle Zeit des Songs sicher sein.

"I'll cut you out / Don't take it personal it will go fast / And I promise it won't hurt.", singt Perers in "Cut you out". Es ist gut zu wissen, dass sie auch die Krallen ausfahren kann, sonst hinterließe der Pianopop auf "Big Fox" gänginge Gefühlswelten vielleicht arg bedeutungsschwanger. Morgen, so sagt sie im tollen "Tired", wird sie bereit sein, zu lieben. Man kann eben nicht nur den Haushalt auf den nächsten Tag verschieben, es geht auch bei elementareren Dingen. Selbst die einfachste aller Liebesbekundungen, "I love you", wirkt bei Perers in "Easy" nicht wie ein Ausspruch aus der Phrasenkiste. Es kommt eben darauf an, wie es verpackt ist. Wie bei ihren Songs, scheint auch bei Texten und ihrer Person zu gelten: Lieber einfach und direkt als perfekt.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Cut you out
  • Tired

Tracklist

  1. Boring ones
  2. Cut you out
  3. Grow up
  4. Why, oh why
  5. Dear therapist
  6. Saturday
  7. Tired
  8. Easy
  9. Thank you
  10. Too late

Gesamtspielzeit: 35:19 min.

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