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Michael Kiwanuka - Home again

Michael Kiwanuka- Home again

Polydor / Universal
VÖ: 09.03.2012

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Wunderbare Jahre

Erinnere Dich - an die endlosen Tage in den großen Ferien, an das Baseballfeld, an den knarzenden Sattel Deines Bonanzarades. Diese Leichtigkeit, diese Hitze, der Eiswagen. Das alles gehörte nie Deiner Kindheit. Und trotzdem hat sich der Sommer der amerikanischen Vorstädte aus den Siebziger Jahren irgendwie ins Gedächtnis gebrannt. Die leeren Straßen und die erste Liebe fielen meist weit weniger romantisch aus. Das idealisierte Bild einer Jugend machte die Enttäuschung über die Welt da draußen noch ein wenig schmerzhafter. Wunderbare Jahre. Und genau auf diesen ist auch Michael Kiwanuka hängengeblieben, britischer Songwriter - woher auch sonst? Kiwanuka orientiert sich für seinen Sound eben genau an diesen Bildern, dieser Naivität und dieser Melancholie einer verschwendeten Jugend, die nicht seine ist.

"Sing me a song, that I'll always be in / Tell me a story, that I can read / Tell me a story, that I can believe", singt Kiwanuka vor sepiafarbenen Bläsern in "Tell me a tale", während er im Video zwischen allerlei Woodstock-Publikum herumrennt. Doch "Home again" ist nicht die ewig gleiche Mär vom Authentischen, von der Suche nach dem Echten, sondern bedient sich nur dieser Mittel, um am Ende ganz tief bei der eigenen Gefühlswelt anzukommen. Soul, Blues und Folk sind dabei wie angeranzte Fotos, deren Kleber im Album kaum noch hält und die sich so übereinanderlegen. Spätenstens beim Klagelied "Always waiting" haben sich alle Kategorien allerdings aufgelöst. Der Bass, die gezupften Gitarren, der sehnsuchstvolle Chor - alles hält an der eigenen Beständigkeit fest. Warten, das ist der wichtigste Teil von "Home again", nicht aus Ungeduld oder Hektik, sondern weil es Zeit für die Dinge braucht. So wächst dem Hörer dieses Album auch mehr und mehr ans Herz. Weil es so voller Liebe zum Detail steckt, weil Kiwanuka eine einzigartige Stimme hat und weil es einen an warme Tage im Sommer erinnert, als die Themen Job und Uni nur die eigenen Eltern beschäftigten.

Langsam verschwindet die Sonne hinter den Bäumen. Dein Mädchen hat sich auch schon auf den Heimweg gemacht. Auf dem Baseballplatz sind nur noch ein paar einzelne Gestalten, die im Laufe des Lebens verschwinden werden. Eine tiefe Stimme säuselt irgendwo zwischen Staub und Abendhimmel ein Lied. "How does it feel to be flying away? How does it feel to believe today?" Antworten darfst Du nicht erwarten, einen Plan schon mal gar nicht. Mach auch keinen. "Home again" treibt dahin im Abendrot, während das Brummen der Straßenlaternen einsetzt. Und vielleicht läuft sogar ein Bär an diesem Hotel vorbei, in dem die Songs von Kiwanuka bis mitten in die Nacht hinein gespielt werden. Und während "Worry walks beside me" langsam verstummt, kribbelt es zwischen den Fingern von den Dingen, die einem da gerade durchrinnen. Alles, was einem bleibt, ist die Schönheit solcher Momente. Du musst Dich nur erinnern.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Tell me a tale
  • Always waiting
  • Worry walks beside me

Tracklist

  1. Tell me a tale
  2. I'm getting ready
  3. I'll get along
  4. Rest
  5. Home again
  6. Bones
  7. Always waiting
  8. I won't lie
  9. Any day will do fine
  10. Worry walks beside me

Gesamtspielzeit: 38:05 min.

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