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Papier Tigre - Recreation

Papier Tigre- Recreation

Africantape / Murailles / Cargo
VÖ: 13.03.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Wider das Bedeutungslos

Das Label-Duo Collectif-Effervescence und Africantape macht seit einigen Jahren nicht nur als europäisches Auffangbecken für Bands aus der schmerzlichen Konkursmasse von Touch And Go Records von sich reden. Darüber hinaus haben sie auch einiges Heimkontinentales im Köcher, das dem amerikanischen Underground der letzten Jahrzehnte bis in die letzten Winkel folgt, um ihn beharrlich in die Jetztzeit zu musizieren. Papier Tigre aus Nantes waren bereits auf beiden Labels aktiv. Und auch mit ihrem dritten Album "Recreation" weiß das Dreiergespann nach wie vor ganz genau, wie das geht mit dem Noise-inspirierten Dingens namens Mathrock.

Die Beats sind trocken, aber robust, die Gitarren ein heilloses, scharfkantiges Durcheinander, das sich in periodischen Wutausbrüchen zu brennenden Riffs zusammenschiebt oder aber hymnische, melancholisch-euphorische Tapping-Figuren andeutet. Sänger Eric Pasquereau schickt dazu das typische rhythmische Stakkato durch seine Stimmbänder, das weniger skandiert als rezitiert. Und die Rhythmen fahren ihre Funk-Miniaturen mit Punk und Art-Rock ebenso kraft- wie genussvoll vor die Wand. Um es einmal so zu sagen: Wäre dieses Album von Steve Albini produziert worden, es würde um keine Note und keinen Ton anders klingen.

Stattdessen saß mit The Paper Chases John Congleton ein weiterer Big Player aus Donnerwetter, Illinois an den Lärmpegeln - und eben jene waren die von Albinis Electrical Audio Studio in Chi-Chi-Chicago. Alles an seinem Platz also. Was auf die Musik von "Recreation" folgerichtig nur bedingt zutrifft. Denn auch der Sound dieses Albums knarzt und knirscht wie Boxhandschuhe aus grobkörnigem Schleifpapier. Dabei werfen Papier Tigre "I'm someone who dies", "Home truth" und "The later reply" durch klickernde Percussions, was ihren Songs durchaus die angeknackste Spielfreude, teils gar die Poschüttel-Garantie der verblichenen Q And Not U verleiht. "Chimera", "Teenage lifetime" und "This and that and more of this and that" gründen sich hingegen auf übersprudelnde Pickings der Marke Hot Club De Paris, wollen von deren Brit-Pop-Dekonstruktionen allerdings rein gar nichts wissen.

Stattdessen sind in diesem Konglomerat aus Widrigkeiten "Demand" und "Afternoons" die kleinen, zickigen Hits, durchaus im Sinne einer Neujustierung von Fugazis Anfangswumms und teils mit der stimmlichen Kraft von Walter Schreifels zu Quicksand-Zeiten ausgestattet. Und auch sonst tut die Konsequenz, mit der Papier Tigre einem längst vergessenen Underground folgen, hörbar gut. Die sehr speziellen Landmarken ihrer Musik verdichten sich zu einem kaum nostalgischen Trip in die Abgründe der Kratzbürstigkeit. Dass das heutzutage kaum noch jemanden interessiert, bedeutet lediglich die Redundanz eines Jetzt, das nur noch aufsteigende Äste aus Gebrauchswerten kennt. Da muss das Dagegen wenigstens in der Indie-Disco ordentlich ballern, um nicht stirnrunzelnd weggewunken zu werden. All das knallen einem Papier Tigre mit "Recreation" einmal links und rechts um die Ohren. Sie haben alles Recht dazu.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Chimera
  • This and that and more of this and that
  • Afternoons
  • Wandering cage

Tracklist

  1. I'm someone who dies
  2. Chimera
  3. Home truth
  4. This and that and more of this and that
  5. The later reply
  6. Demand
  7. Afternoons
  8. Teenage lifetime
  9. Parents and neighbours
  10. Wandering cage

Gesamtspielzeit: 43:03 min.

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  • Papier Tigre (6 Beiträge / Letzter am 08.12.2007 - 01:07 Uhr)

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