Lacuna Coil - Dark adrenaline
Century Media / EMI
VÖ: 20.01.2012
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Feines Tuning
Wenn sich eine Band aus Europa mit zwei aufeinanderfolgenden Alben die US-Independent-Charts von oben anschaut, dann sind zunächst einmal Glückwünsche und Respekt angebracht. Ebenso allerdings sollte ein wenig Skepsis dabei sein, denn allzu oft wird das Erfolgsrezept für weitere Platten schlicht kopiert - die Anzahl der Bands, die für den vermeintlichen Erfolg den Preis künstlerischer Stagnation zahlen, ist Legion. Die Tatsache, dass Lacuna Coil für "Dark adrenaline" auf dasselbe Team wie beim Vorgänger "Shallow life" zurückgreifen, ist also zunächst einmal wahlweise Berechnung oder schlicht Selbstbewusstsein.
Und während der Hörer noch hierüber sinniert, wird er vom geradezu magischen Refrain von "Trip the darkness" gefangengenommen. Diese Fähigkeit, dieses Gespür für Ohrwürmer lässt sich eben nicht berechnen, das ist pure Spielfreude und Kreativität. Erst recht, wenn "Kill the light" jede einschlägige Tanzfläche im Sturm nehmen dürfte und der Pop-Appeal von "Give me something more" vermutlich auch Fans der alten, weniger ruppigen Ausrichtung zufriedenstellt.
Die relativ lange Zeit im Studio hat den Italienern hörbar gut getan: noch mehr Hitpotenzial, eine geradezu beängstigende Kompaktheit und Songs, die sich nach einigen Durchläufen förmlich im Hirn festfressen. Auch wenn "Upside down" anfangs mit arger Modern-Metal-Schlagseite daherkommt und "End of time" die Grenzen der Pop-Belastbarkeit ausloten will - wirklich diskutabel ist lediglich die Coverversion des R.E.M.-Gassenhauers "Losing my religion", die sich zwar nahtlos in den Kontext des Albums einfügt, aber im Vergleich zum spröden Original allzu überladen wirkt.
Dennoch schaffen es Lacuna Coil, die eingangs geäußerten Bedenken zu zerstreuen. Als wichtigster Trumpf dürfte sich herausstellen, dass "Dark adrenaline" eben kein Schnellschuss zur Kontofüllung ist, sondern dass die Italiener insbesondere das überaus erfolgreiche "Shallow life" akribisch hinterfragt und das Konzept in vielen Nuancen weiter verbessert haben. Die erfolgreichste Rockband Italiens sind Lacuna Coil bereits jetzt. Und mit dieser Evolution wird sich daran trotz ausbleibender Revolution auch so schnell nichts ändern.
Highlights
- Trip the darkness
- Kill the light
- Intoxicated
Tracklist
- Trip the darkness
- Against you
- Kill the light
- Give me something more
- Upside down
- End of time
- I don't believe in tomorrow
- Intoxicated
- The army inside
- Losing my religion
- Fire
- My spirit
Gesamtspielzeit: 45:08 min.
Referenzen
Nightwish; Delain; The Gathering; Moonspell; Evanescence; Flowing Tears; After Forever; Leaves' Eyes; On Thorns I Lay; Therion; Lullacry; Epica; Sinergy; Edenbridge; Visions Of Atlantis; Within Temptation; Xandria; Cascade; To/Die/For; HIM; Anathema; Sentenced; Tristania; Theatre Of Tragedy; Tiamat; Paradise Lost; Fields Of The Nephilim; The Sisters Of Mercy; Siouxsie & The Banshees; The Nymphs; The Cranes
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