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Trent Reznor & Atticus Ross - The girl with the dragon tattoo

Trent Reznor & Atticus Ross- The girl with the dragon tattoo

The Null Corporation / Mute / AIP / GoodToGo
VÖ: 13.01.2012

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Vertonung

Es war mehr als gerecht, dass Trent Reznor und Atticus Ross mit ihren beklemmenden Klangvisionen zu David Finchers "The social network" mit Preisen überhäuft wurden. Ängste, Verzweiflung und Resignation hatten sie in unbequeme Synthetik gepackt, was der kalten Zeitgeistästhetik des Films (und seines Objekts) ein paar bedrohliche Kanten verpasste. Und weil die beiden Komponisten offensichtlich Blut geleckt haben, wanden sie sich nicht lange, als Reznors Langzeitfan Fincher ihnen einen weiteren Film anbot: "The girl with the dragon tattoo" ist das US-Remake der Stieg-Larsson-Verfilmung "Verblendung". Die Geschichte von Lug, Betrug und Serienmorden passt offensichtlich hervorragend zu den bedrohlichen Klängen, die Reznors und Ross' Spezialität ist.

Und weil die Musik von "The social network" so gut ankam, durften die beiden jetzt gleich drei Tonträger mit düsteren Sphärenklängen füllen. Fast drei Stunden wummert und dräut und wabert und drängelt es dermaßen, dass die nächsten paar Nächte eine Ladung davon inspirierter Alpträume mitnehmen. Während also auf der Leinwand Journalist Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander in fiesen Familiengeheimnissen recherchieren, sorgen zwischen 1:48 und 8:21 Minuten dauernde Schnipsel für angemessenes Unwohlsein. Eingerahmt wird der Soundtrack von zwei Coverversionen: Zusammen mit Karen O (Yeah Yeah Yeahs) fährt Led Zeppelins "Immigrant song" sirenenartig in alle Glieder, und zum Schluss betört Mariqueen Maandigs Stimme in der triphoppig verschleppten Version von Bryan Ferrys "Is your love strong enough?".

Davon abgesehen liegt der Schwerpunkt für "The girl with the dragon tattoo" auf statisch aufgeladenen Sphärenklängen und liebevoll verstimmtem Klavier. Diese sorgen selbst dann für beharrliche Bedrohungsszenarien, wenn sie weich und zärtlich daherkommen. Zu den bevorzugten harmonischen Hilfsmitteln Tritonus, übermäßige Septimen und kleine Sekunden gesellen sich im Arrangement je nach Laune kakophone Sägezahnwellen, gläserne Perkussion und multipel verzerrte Saiten. "Another way of caring" sträubt sich auf diese Weise beharrlich gegen Zuneigung. Das stoische Pulsieren von "We could wait forever" lässt sich weder von digitalen Störfeuern noch von unterkühltem Hauchen aus der Unruhe bringen. Bei "A thousand details" legen sich resignierte Klavierläufe mit industriellem Scheppern und Jaulen an, während "Great bird of prey" beinahe stillsteht und seine Harmonierudimente zwischen wuchtigem Schlagwerk versteckt. "Infiltrator" marschiert zu elektrischem Gezwitscher vorwärts wie programmierter Zorn, der auf seinen Ausbruch wartet.

Reznor und Ross damit erneut ein monumentales Untergangsszenario gelungen, das den doppelbödigen Thriller nahezu perfekt beschallen sollte. Schon die Trailer zeigen, welche Kraft die Kombination aus Finchers gewohnt dunklen Bildern und den passiv-aggressiven Klängen entwickeln kann. Auf die Dauer von fast drei Stunden mag die bilderlose Vertonung trotz ihrer immensen Kraft vielleicht ein wenig ermüden. Die Augen fallen dennoch nie zu. Wer lässt sich schon gerne auf die dann lauernden Alpträume ein?

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Immigrant song (Karen O with Trent Reznor and Atticus Ross)
  • A thousand details
  • The same as the others
  • Oraculum
  • Great bird of prey
  • Infiltrator
  • Is your love strong enough? (How To Destroy Angels)

Tracklist

  • CD 1
    1. Immigrant song (Karen O with Trent Reznor and Atticus Ross)
    2. She reminds me of you
    3. People lie all the time
    4. Pinned and mounted
    5. Perihelion
    6. What if we could?
    7. With the flies
    8. Hidden in snow
    9. A thousand details
    10. One particular moment
    11. I can't take it anymore
    12. How brittle the bones
    13. Please take your hand away
  • CD 2
    1. Cut into pieces
    2. The splinter
    3. An itch
    4. Hypomania
    5. Under the midnight sun
    6. Aphelion
    7. You're here
    8. The same as the others
    9. A pause for reflection
    10. While waiting
    11. The seconds drag
    12. Later into the night
    13. Parallel timeline with alternate outcome
  • CD 3
    1. Another way of caring
    2. A viable construct
    3. Revealed in the thaw
    4. Millenia
    5. We could wait forever
    6. Oraculum
    7. Great bird of prey
    8. The heretics
    9. A pair of doves
    10. Infiltrator
    11. The sound of forgetting
    12. Of secrets
    13. Is your love strong enough? (How To Destroy Angels)

Gesamtspielzeit: 173:30 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Demon Cleaner
2013-03-14 10:37:43 Uhr
3 Stunden Zeit (und Geduld) muss man nur leider erst mal haben...
Das ist auch mein Problem mit dem Album. Die Instrumentals sind schon teilweise sehr faszinierend, aber die Masse erschlägt mich.
heidl
2013-03-14 09:30:54 Uhr
Grad erst die Rezi von Oliver gelesen, und ich muss sagen: Bravo! Wirklich gut geschrieben. Reznor und Ross malen Klangwelten und Stimmungen, in denen wahrlich nie die Sonne aufzugehen scheint. Einzig mit den Highlights kann ich nicht übereinstimmen. Aber bei einem so kohärenten Werk ist es ohnehin schwer, einzelne Tracks heraus zu picken. Der volle Sog etnwickelt sich nur auf Albumlänge, dann setzt sich die Musik aber so fest, dass man Tage braucht um wieder davon los zu kommen.

Fazit: Nicht ganz so "hörbar" wie noch The Social Network. Auf die Dauer gesehen aber um einiges spannender. 8/10
andy borcholte liebt es
2012-01-17 22:42:48 Uhr
http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,809213,00.html
The Bends
2012-01-10 20:42:03 Uhr
Es gibt wohl nichts Überflüssigeres als die Led-zeppelin-Coverversion.
Aber der Soundtrack an sich gefällt.
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