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Marsimoto - Grüner Samt

Marsimoto- Grüner Samt

Four / Sony
VÖ: 13.01.2012

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Hast Du Feuer?

Seit im Jahr 2006 das Marsimoto-Debüt "Halloziehnation" erschien, wurde Marten Laciny als Held der deutschen Underground-HipHop-Szene gefeiert, bis er 2010 als Marteria endgültig durch die Decke ging und mit "Zum Glück in die Zukunft" ein Album veröffentlichte, auf das sich viele einigen konnten. Die Mainstream-Presse bezeichnete ihn als Retter des deutschen HipHop, wobei nicht ganz klar wurde, wovor genau er dieses Genre gerettet haben soll. Die bis dahin bereits veröffentlichten Marsimoto-Alben dürften nämlich genau dem Feindbild der begeisterten Tageszeitungen entsprochen haben. Nach Zeilen wie "Ein Joint muss tun, was ein Joint tun muss" wurde der gebürtige Rostocker scheinbar plötzlich zum intelligenten Gesellschaftskritiker, dessen Sprüche nicht weniger cool wurden, es aber in die Köpfe von wesentlich mehr Menschen schafften. Nun hat Marten Laciny also wieder die grüne Maske aufgesetzt und seine Stimme bis zum Anschlag hochgepitcht, um erneut als Marsimoto Deutschland aufzumischen.

Die Beats der in Spanien entstandenen neuen Platte klingen sauberer und besser durchdacht als die der älteren Marsimoto-Alben, so aufwändig wie die von The Krauts produzierten Instrumentals auf "Zum Glück in die Zukunft" sind sie jedoch nicht. Wobei das wohl auch nicht zum Gesamtkonzept gepasst hätte. Während aber Marteria schwächere Textzeilen durch dicke Beats unauffällig ausgleichen konnte, gelingt dies Marsimoto wesentlich weniger gut.

"Endlich wird wieder gekifft" – so beginnt der Opener und Titeltrack "Grüner Samt", der mit einem entspannten Dub-Beat daherkommt und gleich zu Beginn deutlich macht, dass Marihuana auf dieser Platte wieder eine wichtige Rolle spielt. Auf "Wellness" explodiert mit Synthie-Bläsern ein Beat, der den musikalischen Höhepunkt des Albums darstellt, der aber noch mehr Spaß machen könnte, wäre er etwas mutiger ausgebaut worden. Lines wie "Ab jetzt schläfst du wieder mit Kissen unterm Messer" machen aber Spaß und zeigen, dass der von Marteria bekannte Wortwitz auch in Grün funktioniert. Vollständig ohne Ernsthaftigkeit, aber sehr humorvoll geht es in "Mein Kumpel Spalding" zu – einer Liebeserklärung an einen Basketball à la "Ich sag bitte und Du dunkst aus dem Stand." "Für Uwe" klingt, auch wenn die Thematik eine etwas andere ist, ein bisschen nach einer Anlehnung an Caspers "Michael X", die allerdings darunter leidet, dass die Familienportion Selbstironie, die sich durch das ganze Album zieht, keine wirkliche Ernsthaftigkeit erlaubt und nicht die richtige Stimmung aufkommen lässt. Besser funktioniert das etwa in "Blaue Lagune", wo die Ironie kurzzeitig abgeschaltet und das Pathos beschränkt wird.

"Grüner Samt" bietet durch Sprachwitz und viel Ironie großes Potenzial, was aber nur unzureichend ausgeschöpft wird. Viel zu schnell ist ein Track vorbei, nachdem gefühlt gerade einmal das Intro gelaufen ist und Lust auf mehr gemacht hat. Es finden sich einige Marteria-Anspielungen ("Ich spring von Leben zu Leben zu Leben"), und auch Rapper wie Sido bekommen ihren Moment ("In meinem Viertel weiß es jeder / Ich rauch Gras"). Thematisch geht leider wenig ohne Kiffen. Da sich Marsimoto dabei aber nie zu ernst nimmt, machen die Texte, die wild zwischen flach und tiefgründig hin und her springen, im Großen und Ganzen viel Spaß. Und wer den Konsumgewohnheiten Marten Lacinys folgen möchte, dürfte sich über die, einer speziellen Deluxe-Edition beigelegten, "Marsi Weed-Box" freuen. Das ist doch mal was anderes.

(Konrad Spremberg)

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Highlights

  • Grüner Samt
  • Wellness
  • Blaue Lagune

Tracklist

  1. Grüner Samt
  2. Wellness
  3. Der springende Punkt
  4. Indianer
  5. Ich Tarzan, du Jane
  6. Grünes Haus
  7. Marsi der Zigeuner
  8. Mein Kumpel Spalding
  9. Alice im WLAN Land
  10. I Got 5
  11. Absinth
  12. Blaue Lagune
  13. Angst
  14. Wo ist der Beat
  15. Für Uwe
  16. Der Sänger von Björk

Gesamtspielzeit: 55:13 min.

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