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Smith & Burrows - Funny looking angels

Smith & Burrows- Funny looking angels

Kitchenware / PIAS / Rough Trade
VÖ: 25.11.2011

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Jahresendzeitflügelfiguren

Weihnachten ist längst kein Freudenfest mehr. Der Konsumrausch hängt viel mehr mit der Wirtschaftslage zusammen als mit Nadelbäumen, Lichterketten und Lebkuchen. Auch wenn Besinnlichkeit gerne herbeigeschrieben wird, repariert kein Kalender kaputte Beziehungen oder ausgebrannte Seelen. Auch und gerade an Weihnachten darf man an sich und der Welt zweifeln. Weil die Zeit dafür da ist. Im doppelten Sinne.

Davon, dass aber selbst der Zweifel eine gewisse Würde haben darf, erzählen Tom Smith und Andy Burrows. Der Sänger der Editors und der We-Are-Scientists-Schlagzeuger haben sich passend zu ihrem Albumtitel "Funny looking angels" ein paar schrullige Weihnachtslieder ausgesucht. Und weil sie nicht genug passende Klassiker gefunden haben, schrieben sie sich noch eine Handvoll dazu passender Seltsamkeiten dazu. Es geht um einfrierende Flüsse, um Schneeflocken und um eingeschneite Familien. An ihr erklärt liebstes Weihnachtslied - das göttliche "Fairy tale of New York" - wagten sie sich leider nicht.

So beschwört Smith in Gustav Holsts "In the bleak midwinter" und dem eigenen "When the Thames froze" mit weihevoller Eleganz fröstelnde Kälte, während Burrows durch das Titelstück tänzelt, das im Original von der hippiesken Britpop-Band Delta stammt. In "As the snowflakes fall" klingt Burrows' kieksige Stimme sogar richtig gut, weil er hier den folkigen Charme eines Elliott Smith nachempfindet. Das ist mal mindestens hübsch. Weniger schön geriet allerdings Yazoos "Only you", das mit zuckriger Kopfstimme zerschmilzt. Auch die Longpigs-Hymne "On and on" muss ohne Abseitigkeiten auskommen und bleibt daher wirkungslos.

"Funny looking angels" funktioniert nämlich immer dann am besten, wenn es mit Smiths Stimme in den Keller geht. Blacks in frostigen Akustikgothic überführtes "Wonderful life" wirkt wie ein wohliger Fremdkörper im Streichermeer. Der zwielichtige Minimalismus saugt die Besinnlichkeit noch formschöner heraus als Robert Pattinson. Für "This ain't New Jersey" begibt sich Smith immerhin in das Revier des Boss, dem er aber durch gekonntes Falsett enteilt. "You throw your drink in my face / Throw that look in my direction / And the radio plays on and on." Die läutenden Glocken übertönen das Gepöbel, und im Fernsehen will sich James Steward mal wieder in die eisigen Fluten stürzen. Ist das Leben nicht schön? Zum Abschluss flanieren die beiden Briten gemeinsam mit der bezaubernden Agnes Obel durch ein verdunkeltes "The Christmas song". Vor dem geistigen Auge sieht man, wie Knecht Ruprecht und Rentier Rudolph den Atem anhalten. Das soll "The happiest season of all" sein? Zweifel sind angebracht.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • In the bleak midwinter
  • As the snowflakes fall
  • Wonderful life
  • This ain't New Jersey

Tracklist

  1. In the bleak midwinter
  2. When the Thames froze
  3. As the snowflakes fall
  4. Funny looking angels
  5. Wonderful life
  6. Only you
  7. On and on
  8. Rosslyn
  9. This ain't New Jersey
  10. The Christmas song (with Agnes Obel)

Gesamtspielzeit: 35:39 min.

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