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The Roots - Undun

The Roots- Undun

Def Jam / Universal
VÖ: 02.12.2011

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Das Ende ist der Anfang ist das Ende

Woher nehmen diese Herren bloß ihre Zeit? Nicht nur, dass sie erst im letzten Jahr mit "How I got over" eines ihrer besten Alben veröffentlichten, nein, nebenbei jobben Black Thought, ?uestlove und all die anderen als Hausband bei "Late night with Jimmy Fallon", spielen dort auch gerne einmal Fishbones "Lying ass bitch" als Einlaufmusik für die Republikanerin Michele Bachmann. Sie sind engagiert in karitativen Organisationen und würden wahrscheinlich auch noch Christoph Schlingensiefs Operndorf Afrika in Burkina Faso mit eigenen Händen fertig stellen, wenn sie nur davon wüssten. Und nun, da die Polls ausgezählt und allseits die Jahresmesse bereits gelesen ist, veröffentlichten The Roots aus dem Nichts mit "Undun" ihr zehntes Studioalbum. Die Redakteure der Blogs und Musikzeitschriften werden sich ganz schön in den Hintern beißen, dass sie nicht doch einmal bis zum Ende des Jahres warten konnten. Denn "Undun" hat einen prominenten Platz verdient in der nicht gerade spärlich bestückten Galerie der großartigen Roots-Alben.

Dabei sind die Voraussetzungen denkbar schlecht. Denn wie viele gestandene Musiker haben wir bereits gesehen, die sich an ihren achsowichtigen Konzept-Platten erfolglos abgearbeitet haben? Nicht so The Roots, die diesem Album zwar ein Konzept zugrunde legen, dieses aber nie über die Songs stellen. "Undun" umreißt Leben und Tod des fiktionalen Charakters Redford Stephens und erzählt dessen Geschichte rückwärts. Am Anfang steht das Ende, der Herzstillstand des Protagonisten, ein beständiges Fiepen. Nach und nach rollen die Roots das Leben des schwarzen Ghettokids auf und zeigen, wo was schiefgelaufen ist und welche Optionen Stephens hätte nutzen können. Wie Stephens es besser hätte machen können, das haben die Mannen aus Philadelphia auf dem ungleich optimistischeren "How I got over" bereits beleuchtet. Das thematisch düstere "Undun" macht klar, dass nicht Jeder die richtigen Entscheidungen trifft, nicht jedes Leben gut enden kann. Oder beginnen. Je nachdem, von welcher Seite man dieses Album liest.

Zum Glück liegt der Konzeptmantel nicht schwer wie Blei auf den Schultern von "Undun". Ganz im Gegenteil: So sehr im Flow, so leichtfüßig waren The Roots wohl noch nie auf Albumlänge. Nicht weniger als acht Songs am Stück sind pures Gold, in einer besseren Welt allesamt Hits. Von "Make my" bis zu "Tip the scale" gibt es nicht einen einzigen Ausfall. Und das, obwohl The Roots gar nicht so viel geändert haben. Die Songs wirken etwas pointierter als bisher, fransen nicht mehr so leicht aus und sind sehr warm produziert. Hinzu kommt, dass die Roots zu viel musikalisches Gespür in sich tragen, als dass sie die tollen Stücke leichtfertig dem Pop zum Fraß vorgeworfen hätten. Es gibt trotzdem wunderschöne Melodien en masse, tolle Breaks und hinreißende Soul-Refrains, die sich wie selbstverständlich zwischen Funk-, Jazz- und Rock-Einschüben einnisten. Über die fabelhaften Rap-Parts brauchen wir ja eh kein Wort mehr verlieren, das erwarten wir von den Roots, geschenkt.

So ganz konnten die Herren ihren Drang zur Kunst aber dann doch nicht unterdrücken. Die letzten vier Stücke, allesamt Instrumentals, sind unter dem Titel "Redford suite" zusammengefasst. "Redford (For Yia-Yia & Pappou)" haben sie sich von Sufjan Stevens und seinem Album "Michigan" geborgt, "Possibility (2nd movement)" betört mit Klavier und Streichern, "Will to power (3rd movement)" driftet ab in lärmenden Freejazz, der an den letzten Teil von "Water" auf "Phrenology" erinnert, bevor abschließend in "Finality (4th movement)" wieder die Streicher die Oberhand gewinnen und dieses famose Album beenden. Auf "Undun" stimmt einfach sehr, sehr vieles. Jeder einzelne Song, die Gesamtheit aller Stücke und auch das Konzept. Es könnte sein, dass "Undun" jenes Album der Roots wird, über das wir alle auch noch in einigen Jahren in der Rückschau staunen werden. Bis dahin können wir dies nur vermuten und bewundern diese Band, solange das Gefühl uns trägt.

(Kai Wehmeier)

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Highlights

  • One time (feat. Phonte & Dice Raw)
  • Kool on (feat. Greg Porn & Truck North)
  • Stomp (feat. Greg Porn)
  • Tip the scale (feat. Dice Raw)

Tracklist

  1. Dun
  2. Sleep
  3. Make my (feat. Big K.R.I.T. & Dice Raw)
  4. One time (feat. Phonte & Dice Raw)
  5. Kool on (feat. Greg Porn & Truck North)
  6. The other side (feat. Bilal Oliver & Greg Porn)
  7. Stomp (feat. Greg Porn)
  8. Lighthouse (feat. Dice Raw)
  9. I remember
  10. Tip the scale (feat. Dice Raw)
  11. Redford (For Yia-Yia & Pappou)
  12. Possibility (2nd movement)
  13. Will to power (3rd movement)
  14. Finality (4th movement)

Gesamtspielzeit: 38:50 min.

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User Beitrag

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2017-07-19 12:11:19 Uhr
Hab die doppelten Threads zusammengefügt.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19949

Registriert seit 10.09.2013

2017-07-18 22:40:00 Uhr
9/10 von mir, auf jeden Fall ihr Bestes.

Otto Lenk

Postings: 772

Registriert seit 14.06.2013

2017-07-18 21:45:15 Uhr
Zeitlos 10/10

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19949

Registriert seit 10.09.2013

2014-12-19 19:55:47 Uhr
Großartiges Album, für mich ihre Beste. Vor allem One Time und Tip the Scale sind unnormal gut, und der Abschluss ist auch wundervoll. Warum haben die hierzulande eigentlich einen so niedrigen Bekanntheitsgrad? Die Hooks sind ja mal sowas von eingängig.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31724

Registriert seit 07.06.2013

2013-12-09 15:15:26 Uhr
Schöne Platte. Tolle Melodien, entspannt vorgetragen. Und das Piano-Jazz-Geknödel am Ende funktioniert auch.
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