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Emmy The Great - Virtue

Emmy The Great- Virtue

BMG / Rough Trade
VÖ: 21.10.2011

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Vom Leben geschrieben

Manchmal geht es eben einfach nicht. Oder nur mit viel Mühe. Oder nur, wenn man dabei eben lügt. Tatsächlich ist es bei manchen Menschen ganz schön schwer, etwas Positives über sie zu sagen. Da soll noch mal einer sagen, in jedem stecke ein guter Kern. Pah! Uninteressant. Dann gibt es aber auch jene, die man einfach mag. Bei denen einem beim ersten Blick schon tausend Dinge auffallen, die man klasse findet. Und je mehr man sich mit ihnen beschäftigt, desto besser findet man sie. Bei Emma-Lee Moss ist das zum Beispiel so. Die Engländerin mit den chinesischen Wurzeln kann bereits auf eine kleine, aber feine Karriere zurückblicken, die vier EPs beinhaltet und ein Album. Und wer die kennt, weiß: Die sind durchweg gut. Mit den coolsten der Coolen hat sie zusammengearbeitet, darunter Lightspeed Champion und Florence Welch (ohne The Machine). Ash-Sänger Tim Wheeler darf sich ihr Freund nennen und findet sie bestimmt noch eine Spur toller als alle anderen. Emma-Lee Moss weiß ja im Grunde, dass sie eine Gute ist. Waurm sonst sollte sie sich Emmy The Great nennen? Eben.

Das macht sie nicht mal unsympathisch. Vielmehr ist es gerade die augenzwinkernde Selbstbebauchpinselung, die man noch mehr an ihr mag. Umso schöner, dass nach gut zweieinhalb Jahren - und lachhaften fünf Monaten Verspätung in Deutschland - endlich der Nachfolger zu ihrem antifolkigen Debüt "First love" erscheint. Und das Feuer der ersten Liebe lodert auf "Virtue" munter weiter. Dabei geht's eigentlich um die ganz harten Geschichten: Moss wurde von ihrem Verlobten (der übrigens nicht Tim Wheeler war) kurz vor der Hochzeit verlassen und packte die Wut, den Hass und vor allem den Liebeskummer in die Songs. Enstanden sind so zehn düster-schwermütige Song, deren bittere Süße die Kälte des Augenblicks zu wärmen versuchen. Im Opener "Dinosaur sex" erklärt sie anhand des scheinbar sinnlosen Geschlechtsaktes der früheren Erdenbewohner ihre eigene Zukunfts- und Lebensangst, das melancholische "Cassandra" beschränkt sich zunächst auf Emmy The Great und ihre Gitarre und erinnert in seiner Simplizität an ihre frühesten Werke. Allgegenwärtig ist die Verwendung weiblicher Namen, vier an der Zahl, die die Sängerin nach eigener Aussage vor Bösem beschützen sollen.

Gar nicht böse ist "Paper forest (In the afterglow of rapture)", ganz im Gegenteil sogar. Beginnend mit den Worten "You're not unlucky / You're just not very smart", steigert sich der Song schnell zum Geheimtipp dieses Albums. Eindringlich erklärt Moss, dass man trotz all des Pechs, das passieren kann, dennoch "blessed" ist, und sie benutzt dieses Wort im beachtlichen Refrain, unterstützt von einem Chor und Bläsern, als müsse sie es sich selbst immer wieder versichern. Währenddessen erzählt sie im bluesigen "North" von ihrem eigenen Paradies, baut dabei mal ohne große Anstrengung die nachhaltigste Melodie des Albums zusammen und findet in der Pianoballade "Trellick tower" zum Schluss den perfekt emotionalen Abschluss eines perfekt emotionalen Albums, das so schwer wie beflügelnd ist. Genau das macht Emma-Lee Moss, oder Emmy The Great, eben aus. Und so bleibt es dabei: Es ist fast unmöglich, etwas Schlechtes über sie zu sagen.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Paper forest (In the afterglow of rapture(
  • Exit night / Juliet's theme
  • North
  • Trellick tower

Tracklist

  1. Dinosaur sex
  2. A woman, a woman, a century of sleep
  3. Iris
  4. Paper forest (In the afterglow of rapture)
  5. Cassandra
  6. Creation
  7. Sylvia
  8. Exit night / Juliet's theme
  9. North
  10. Trellick tower

Gesamtspielzeit: 46:08 min.

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