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Buraka Som Sistema - Komba

Buraka Som Sistema- Komba

Enchufada / Rough Trade
VÖ: 28.10.2011

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Hirn und Hintern

Nun scheint er also in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein, der Kuduro. Mit dem diesjährigen Sommerhit "Danza kuduro" von Don Omar und Lucenzo, der auch in Deutschland, die Spitze der Charts erklomm. Was dieser glattgebügelte Ibiza-Tanzpop nun tatsächlich noch mit der ursprünglichen Idee des Kuduro gemein hat, das mögen bitte die beurteilen, die in den Neunzigern in Luanda diesen Sound erfanden. Ein ähnliches Problem, wenn auch auf einer ganz anderen stilistischen Baustelle, haben aber ebenso Buraka Som Sistema, denen vor zwei Jahren der große Durchbruch mit ihrem zweiten Album "Black diamond" gelang, einer Art Kuduro mit Blick auf den europäischen Partyelektro. Kulturelle Verschmelzung traditioneller angolanischer Musik mit Techno, House und Dance, meistens sehr stumpf und direkt, jederzeit tanzbar. Und "Black diamond" wollte auch gar nicht mehr sein als ein lauter Ruf hinaus in die Welt. Hallo, hier: Kuduro! Und jetzt bitte Party. Danke.

Damals funktionierte Buraka Som Sistemas Idee von Kuduro überwiegend sehr gut, weil sie ganz einfach viel Spaß machte. Der Nachfolger hat nun aber gleich zwei Probleme am Hals. Einerseits muss er sich weiterentwickeln, denn wer will schon zwei Mal dieselbe Pampe serviert bekommen und servieren? Andererseits muss sich der Sound weiterhin auf seine Wurzeln und Traditionen besinnen, weshalb sich die Portugiesen nicht allzuweit aus dem Fenster lehnen können. Dieses Dilemma stellt Buraka Som Sistema vor arge Probleme, wie "Komba" beweist. Die Ideen sind nämlich meistens sehr gut und funktionieren zunächst, laufen sich aber genauso schnell tot. Die Songs haben durchweg großes Potenzial, sind beizeiten aber im Endeffekt über ihre gesamte Dauer einfach zu öde. Dieses Phänomen kann man sehr gut an "Hypnotized" ablesen, trotz seiner viel zu langen fünf Minuten immer noch einer der besten Tracks des Albums. Die Perkussion schrubbelt, die Sounds quieken und quäken, Tanzen ist möglich, wenn auch schwieriger als früher. Und nach rund drei Minuten wäre dieser Song hervorragend auf den Punkt gebracht. Schade.

Die Weiterentwicklung auf "Komba" erschöpft sich darin, dass Buraka Som Sistema noch viel mehr Richtung europäische Clubmusik schielen und versuchen, die ganze Chose auf ein künstlerisch höheres Niveau zu heben. So gibt es hier viel mehr Ruhepunkte als auf dem Album zuvor. Der Hintern will sich einfach nicht mehr die ganze Zeit bewegen, manchmal reicht es auch, cool in der Ecke zu stehen und mit dem Kopf im Takt zu nicken. Damit ist "Komba" weder Fisch noch Fleisch, gefangen irgendwo zwischen Anspruch und Tradition. Immer dann, wenn das Pendel in Richtung "Black diamond" ausschlägt und die Beats ab nach vorne gehen, dann ist auch "Komba" am besten. Das ist vor allem beim Dreier "(We stay) up all night", besagtem "Hypnotize" und "LOL & POP" der Fall. Es bleibt aber auch das Gefühl, dass diese Band am besten live funktioniert und dann auch die Songs von "Komba" allesamt zünden. Klar ist, dass Buraka Som Sistema mit ihrem charmant-aggressiven Kuduro nicht in der Mitte der Gesellschaft landen werden. Welch ein Glück.

(Kai Wehmeier)

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Highlights

  • Hypnotized
  • LOL & POP (feat. Blaya)

Tracklist

  1. Eskeleto (feat. African Boy)
  2. Komba (feat. Kaysha)
  3. Voodoo love (feat. Sara Tavares & Terry Lynn)
  4. Tira o pé
  5. (We stay) up all night (feat. Blaya & Roses Gabor)
  6. Hypnotized
  7. LOL & POP (feat. Blaya)
  8. Vem curtir (feat. Steretyp)
  9. Candonga
  10. Hangover (BaBaBa)
  11. Macumba (feat. Mixhell)
  12. Burakaton (feat. Bomba Estéreo)

Gesamtspielzeit: 46:26 min.

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