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Wolfgang Frisch - Watering the land

Wolfgang Frisch- Watering the land

Monoscope / Rough Trade
VÖ: 14.10.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

In der Druckklammer

Wer sich wie Wolfgang Frisch mit Sofa Surfers und diversen Film-Soundtracks eher den Fußnoten der Musikgeschichte verschrieben hat, der definiert Erwartungshaltungen sicherlich anders als andere. Zumal wenn er sich mit jedem seiner Projekte zumindest äußerst formbar bis formidabel zeigte. "Watering the land", Frischs zweites Album unter eigenem Namen, schwingt nun zwischen Indietronics, Midtempo-Schlurf-Beats sowie ein wenig mehr Nachtarbeit im Groove. Und zu diesen Rahmenbedingungen haut die formidable Formbarkeit selbstverständlich erneut ganz wunderbar hin.

Denn Frisch ergibt sich auf "Watering the land" vor allem dem Diktat seiner zahlreichen Gastsänger und achtet dabei sorgsam darauf, dass jeder auch genau das bekommt, was er verlangt. Klar sind dann die Damen der Runde rasch in verträumt-trauernden Häschenpuschen, die Herren hingegen auf düsteren Entdeckerpfaden unterwegs. Doch was soll's? Schließlich ist das hier weder Riot Grrrl noch Tarantino oder ein Gender-Studies-Seminar. Weshalb auch diese Rezension vollkommen ohne Binnenmajuskel auskommt.

So vertiefen "Friendly fires (Excerpts from the red book)" und "Don't you dream" die Bässe oder schaffen einfach die untenrum grollende, obenrum angeschiggerte Kulisse für ein typisch männliches Nightlife-Protokoll. Und bei "New forms of psychic abilities" schnurrt die Gitarre beinahe schon populistische Powerchords. Doch die kommen nach dem eher atmosphärisch gestimmten Beginn genau zur rechten Zeit und werden zudem vom Flummi-Groove des vorangehenden "Velvet" kongenial vorbereitet. Natürlich stampft der Hörer den Tanzboden auch hier eher weniger zum Erdkern, hüpft aber immerhin beschwingt zum Pausentee an die Bar - schließlich muss auch dabei nicht immer nur "Young folks" laufen.

"Lionheart" und "Your sun who followed" sind hingegen zum Zerschmelzen freundlich und sonnig gehalten. Leichte Variationen im Rhythmus, auf den Stimmen jedoch engelsgleicher Hall, dazu Akustikgitarrenpickings: Nur die unbedingten Schnarchnasen unter den Nerds halten das bereits für die Erdbeertorte der Zuckerbäckerei. Alle anderen freuen sich über die Abwechslung - und bei der ist nun mal jeder alte Trick, wenn er sticht, ebenso zielführend wie der neue. Der Rest ergibt sich aus den Spannungsfeldern: "Heights" zwängt Marilies Jagschs Gesang durch depressive Postrock-Akkorde, während "Juxtaposed" Pieter Gabriel in die Feenwelt hinabzieht, allerdings nicht ohne elegische Bläser zur Unterstützung hinterherzuschicken. Damit wird das Pozential von Österreichs vielleicht bester Atmo-Folk-Interpretin und Österreichs liebstem Robin-Proper-Shepard-Pendant bis zum letzten Tropfen ausgewrungen, ohne dass es irgendjemandem wehtut.

Auch insgesamt gelingt es Frisch, sowohl Variation als auch Konsistenz durch sein Album zu drücken, ohne dass der Druck freilich zu groß wird. Kein Wunder, bedenkt man, wer er ist und woher er kommt. Auch die Musik von Sofa Surfers hielt ja schon immer eher jenen Samstagnacht-Moment fest, in dem allein deshalb Spannung in der Luft liegt, weil sie entweder in einem finalen Abwinken münden kann oder aber den nächsten Euphorie-Ausbruch vorbereitet. "Watering the land" gibt sich hier glücklicherweise eindeutiger. Die ruhigen Momente dominieren. Und sie machen das ganz wunderbar, so ganz ohne Druck.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Juxtaposed
  • Your sun who followed
  • Heights
  • In disguise

Tracklist

  1. Lionheart (with Ana Gardel)
  2. Juxtaposed (with Pieter Gabriel)
  3. Your sun who followed (with Ana Gardel)
  4. Velvet (with Ana Gardel)
  5. New forms of psychic abilities
  6. Friendly fires (Excerpts from the red book) (with Wolf Van Den End)
  7. Heights (with Marilies Jagsch)
  8. Don't you dream... (with Son Of The Velvet Rat)
  9. In disguise (with Wolf Van Den End)

Gesamtspielzeit: 45:29 min.

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