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Collapse Under The Empire - Shoulders & giants

Collapse Under The Empire- Shoulders & giants

Sister Jack / Cargo
VÖ: 21.10.2011

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Aufstand der Gezähmten

Große Erwartungen erfüllt man sich am besten selbst. Das dachten sich wohl auch die Hamburger Collapse Under The Empire. Längst ist ihr Ruf bis nach Übersee gelangt - zuletzt mit dem überragenden "Anthem of 44", das es bis auf einen Labelsampler von Deep Elm schaffte. Postrock aus der Hansestadt sorgt also für fachkundige Begeisterung. Und weil man das auch nicht alle Tage hat, konzeptionierten Chris Burda und Martin Grimm gleich mal ein existentialistisches Epos, in dem es um nicht weniger geht als das menschliche Dasein zwischen technischem Fortschritt und sozialer Entfremdung. "Shoulders & giants" ist dabei lediglich Teil eins einer noch größer gefassten Idee, die im kommenden Jahr mit "Sacrifice & isolation" zum Abschluss gebracht werden soll.

Das klingt wie Science Fiction, und schon auf Vorgängern wie dem beachtenswerten Zweitling "Find a place to be safe" oder der großartigen EP "The sirens sound" zeigten Collapse Under The Empire ihre Vorliebe für cineastische Klangwolken. So lässt sich auch "Shoulders & giants" gleich auf die kristallklare Schönheit von "Shoulders" ein. In langsam anwachsenden Soundnebeln sorgt vielschichtige Perkussion für romantisches Glitzern. Gitarren baden im Hall und setzen Kontrapunkte mit dosierter Verzerrung. Neben szenetypischen Gitarrenfiguren aus singenden Zweiunddreißigsteln und wuchtigen Powerchords flechten die Hamburger reichlich elektronische Aspekte in die fantasievollen Arrangements ein. Mal erzählt ein kreiselndes Klavier die Geschichte, mal umfließen weiche Melodien aus dem Synthesizer das Geschehen.

Collapse Under The Empire skizzieren ihre Vier- bis Siebenminüter auf einer klanglichen Metaebene. Schlichte Laut-Leise-Dynamiken unterfordern ihren Intellekt. Ihre Fokus ist breiter, ihre Methoden komplexer: Was eben noch Textur schien, führt plötzlich die Melodie auf eine nächste Ebene. Auch Genregrenzen haben für sie kaum noch Relevanz. So lassen sich in Tracks wie "There's no sky" oder "The last reminder" ebenso Bezüge zu Synthpop, TripHop und Indietronica aufstellen wie Verweise auf Shoegaze, progressiven Hardrock und epischen Postrock. Collapse Under The Empire erschaffen eine verträumte Wall Of Sound, die wenig Platz hat für Dissonanz und Brachialität. Auch harte Kerle wollen letztlich doch alle nur kuscheln. Wozu also die große Keule schwingen?

Nur eine ferne Ahnung von Gesang hat sich auf "Shoulders & giants" gehalten. Das sehnsüchtige Seufzen von "Incident" wird jedoch vom treibenden Groove schnell aus der Wahrnehmung verdrängt. Effektreiche Elektronik und aufbrausende Instrumente stehen nicht im Konflikt, sondern symbolisieren gemeinsam die Risse in der Technologie. So zerfließen die Gitarren von "The sky is the limit" mit Chorus und Reverb, während schillernde Beats für wohliges Unbehagen sorgen. In "Disclosure" schleppt sich das niedergeschlagene Moll des Klaviers auf mulmige Saitenklänge zu, wird von ihnen ins Echo transzendiert und entwickelt so hypnotische Wirkung. Im abschließenden "A riot of emotion" wuchtet das synkopierte Schlagzeug gegen pulsierende Synthsphären an. Die Melodien zeichnen auch hier ein hoffnungsvolles Bild aus kristallisiertem Moll, und als plötzlich beherzte Gitarren den Wohlklang aufmischen, machen sich Zuversicht und Zufriedenheit breit. Nicht nur in diesem Momenten ist "Shoulders & giants" wie ein Eisberg in der polaren Mittagssonne: bedrohlich, aber von gleißender Schönheit.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Shoulders
  • Giants
  • The sky is the limit
  • Disclosure
  • A riot of emotion

Tracklist

  1. Shoulders
  2. Giants
  3. There's no sky
  4. The last reminder
  5. The sky is the limit
  6. Disclosure
  7. After the thaw
  8. Days of freezing
  9. Incident
  10. A riot of emotion

Gesamtspielzeit: 55:08 min.

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