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Active Child - You are all I see

Active Child- You are all I see

Vagrant / Al!ve
VÖ: 21.10.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Bunte Muster

Das Klingeln zwischen den Ohren mutiert zu einem komplexen Kugelblitz der Synapsen. Mal ehrlich: Welche einigermaßen geradeaus denkende Person kommt denn auf die hirnverbrannte Idee, Soul, R'n'B, dieses "Chillwave" und sanfte elektronische Flächen zu kombinieren und dazu Harfe zu spielen? Da knallen und rattern die grauen Zellen, richtig? Der Typ, der diesen offensichtlich komischen Spagat wagt, heißt Pat Grossi, ist der Kopf hinter Active Child und hält wenig vom Denken in geregelten Bahnen. Zwischen sakralen Ausschweifungen und sexy Schlafzimmerpop sitzt Active Child gemütlich im Schneidersitz und malt in Gedanken vierdimensionale Mandalas in den buntesten Pastelltönen aus. Jedenfalls klingt sein Debüt "You are all I see" danach. Freunde und Anhänger von JJ könnten hiermit übrigens auch sehr glücklich werden. So viel Consulting am Rande.

Dem Sound von Active Child wohnt auf Grund dieser unterschiedlichen Komponenten eine geisterhafte Körperlosigkeit inne, die Songs schweben stets etwas über dem Erdboben. Könnte natürlich auch an den Harfen liegen, die schließlich immer irgendwie himmlisch anmuten. Dass die zehn Stücke von "You are all I see" dennoch eine emotionale Tiefe haben, ist eine große Qualität. Besonders herausragend ist das herrliche "Playing house", welches in Zusammenarbeit mit How To Dress Well entstanden ist. Hier treffen zwei äußerst kreative Schlauberger aufeinander und basteln an ihrer Vision von Rhythm und Blues, auch wenn es nur eine ganz leise und sachte Geschichte ist. Man muss ja auch niemanden unnötig aufwecken. Dafür ist diese Musik zu feingliedrig, zu nonchalant, vielleicht gar zu schüchtern.

Bereits der Opener und Titeltrack klingt nach der großen Liebe, nach roten und weißen Blütenblättern die von den Wolken herunterfallen. Pat Grossi legt seine hohe, androgyne Stimme darüber, wie es sonst nur ein Antony Hegarty an verschneiten und dunklen Januartagen schafft. Darüber hinaus, und das ist dann doch eine ziemliche Leistung, gewinnt Harfenmusik hier mal an ungeahnter Sexiness. Klingt vielleicht komisch, ist aber so und gelingt vor allem in den ersten drei Songs formidabel. Danach geht es etwas gemächlicher zu, elektronische Flächen ruhen sanft, während akzentuierte Beats behutsam vor sich hin tröpfeln. Das instrumentale "Ivy" zeugt von dieser Zärtlichkeit, mit der sich Active Child seinen Tracks annimmt. Wie ein manischer Puzzle-Fanatiker setzt Grossi Stück an Stück an Stück, bis das Patchwork ein sinnfreies, aber schönes Bild ergibt. Die Synapsen klickern und klackern derweil, um die wilden Muster zu erkennen: The flame is its own reflection.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • Hanging on
  • Playing house
  • Shield & sword

Tracklist

  1. You are all I see
  2. Hanging on
  3. Playing house
  4. See thru eyes
  5. High priestess
  6. Ivy
  7. Way too fast
  8. Ancient eye
  9. Shield & sword
  10. Johnny Belinda

Gesamtspielzeit: 41:18 min.

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  • active child (10 Beiträge / Letzter am 11.02.2018 - 14:38 Uhr)

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