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Primus - Green naugahyde

Primus- Green naugahyde

ATO / Prawn / Essential / Soulfood
VÖ: 09.09.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Im Feixschritt, Marsch!

Das Phänomen Primus besteht seit Jahr und Tag natürlich aus ihrem Wahnwitz und ihrer Spielfreude, aber eben auch aus ihrem Stoizismus und ihrer Direktheit - immer noch kongenial aufgefangen im Video zu "Wynona's big brown beaver", in dem ihre überdimensionierten Plastik-Cowboy-Anzüge gerade genug Bewegungsfreiheit ließen, um ein äußerst energetisches Stop-Motion zu vermitteln. Wer sich zu Primus bewegen wollte, sah stets mindestens genauso irre, steif und wuschig gewaschen aus. Wozu auch "Green naugahyde", Ehrensache, Gelegenheit genug bietet.

Unterstützung erhalten Les Claypool und Larry LaLonde auf ihrem Comeback-Album erstmals von Uralt-/Neuschlagzeuger Jay Lane, einst Drummer in den 1980ern, jedoch bereits vor dem Debüt durch Tim Alexander ersetzt. Lanes Stil ist vergleichsweise beatorientierter, was den Stoizismus auf "Green naugahyde" nochmals erhöht. Gleich "Hennepin crawler" tobt sich 4 Minuten lang auf einem Riff aus, dem Claypool und LaLonde ansprechend das Hemd über die Ohren ziehen. "Last salmon man" setzt noch zwei Minuten Spielzeit drauf und arbeitet seinen Rhythmus zu einem magischen Zuckeln aus, das durchaus bis zur Dichte von Battles' "Atlas" anschwillt. Und auch "Tragedy's a' comin'" und "Extinction burst" besitzen eben jenen scharfzüngigen Funk, zu dem man nicht die Hüften schwingen kann, ohne zugleich im Stechschritt und im Jolly Walk die Straßen abzumarschieren: ein einziges kolossales "Pimp My Legs", wenn der Hörer sich drauf einlässt.

Was diesen nahezu kompletten Irrsinn ermöglicht, war zugleich aber immer schon Primus' größte Schwäche. Es gibt wohl kaum eine Band, die derart beharrlich auf jeglichen songwriterischen Mehrwert verzichtet, damit ausgehend von dem einen einsamen Riff jeder Song von innen heraus zum Explodieren gebracht werden kann. So zerplatzt auch die Geschwindigkeit von Claypools Bass-Synkopen immer noch irgendwo zwischen Zweiunddreißigsteln und Gott-höchste-Zahl. Und die Slaps klingen, als hätten sich alle Saiten auf einmal verknotet und würden in der nächsten Millisekunde mit einem Knall wieder aufploppen. Hinzu gesellen sich mit "Jilly's on smack" und "Green ranger" eher atmosphärische, teils krautige Songs, die dann doch noch die Portion Abwechslung bringen, die der Hörer nach all dem Hoppeldipoppel bitter nötig hat.

Zumal Claypool immer noch singt, als sei er wahlweise Wedgie-Geber und -Empfänger in einer Person oder aber der Superschurke aus irgendeinem ziemlich lächerlichen Marvel-Comic. Weshalb auch nicht? Wenn die Effektgeräte bei der fünfminütigen Zappa-Minatur "Eyes of the squirrel", der dreiminütigen Faith-No-More-Miniatur "HOINFODAMAN" oder der Zirkus-Miniatur "Eternal consumption engine" kauderwelschen, dass es eine Pracht ist, dann muss auch Claypool nach wie vor in Zungen reden. Auch hier entscheidet sich alles nach der Energie, die Primus in ihren Songs anrichten können. Egal ob man vorankommt: Hauptsache gut gelaufen.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Hennepin crawler
  • Last salmon man
  • Eyes of the squirrel
  • Jilly's on smack
  • Extinction burst

Tracklist

  1. Prelude to a crawl
  2. Hennepin crawler
  3. Last salmon man
  4. Eternal consumption engine
  5. Tragedy's a' comin'
  6. Eyes of the squirrel
  7. Jilly's on smack
  8. Lee Van Cleef
  9. Moron TV
  10. Green ranger
  11. HOINFODAMAN
  12. Salmon man

Gesamtspielzeit: 50:40 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
vheissu1
2011-10-26 16:30:35 Uhr
Oh ja, gute 8/10.
Primus sucks.
noise
2011-10-26 09:22:58 Uhr
Ja, tolle Scheibe. Wie eigentlich alles von Primus. Dieser Funkmetal oder was auch immer gefällt einfach.
Wolffather
2011-10-25 22:49:21 Uhr
eines der Alben des Jahres
embele
2011-09-13 20:33:02 Uhr
Nahe am Solowerk des Songwritings wegen (eher minimalistisch alles auf einem Riff), vom Sound finde ich hört man Primus doch klar heraus.
Jay Lane hat ja auch bei einigen Projekten von Les Claypool mitgewirkt (Frog Brigade, Sausage), aber von Primus kannte man ihn bisher nicht, bzw. nur einige wenige vielleicht, die tatsächlich die Band seit ihrer Entstehung her kannten. Ich gehöre eher nicht dazu, obwohl ich bei dieser Band schon lange dabei bin.
Ich persönlich bin ein großer Fan von Tim Alexander's Schlagzeugspiel. Er war nicht selten an der Virtuosität ihrer Anfangszeit beteiligt, bzw. auch dafür verantwortlich.
Jay Lane ist da eher strait, aber er hat ein gutes Gespür für Details. Er erinnert mich mit seinem Hang zum dominanten Beckenspiel schonmal an Stuart Copeland, und das passt ja spätestens seit Oysterhead auch hervorragend zusammen.
Les Claypool hat mittlerweile eher Gefallen am Flow statt am Gefrickel und lässt letzteres nur noch pointiert hervorblitzen. Daher passt auch der Vergleich mit seinem Solowerk, diese Art von Les Claypool kennt man schon von 'Whales and woe'.
Hier hingegen sticht die für Primus absolut unersetzliche Gitarrenarbeit von Larry LaLonde heraus. Auch wenn man ihn oft nur unterschwellig wahrnimmt, er ist immer noch schrill und und verstörend.
Alles in allem bin ich mit dem neuen Album sehr zufrieden, gefällt mir besser als letzte offizielle Album 'Antipop'. Erinnert mit phasenweise an 'Frizzle fry', 'Brown Album' oder auch an '...Cheese'.Man braucht schon einige Durchläufe um so einigermaßen durchzublicken und das war immer schon ein gutes Zeichen.

("oh man, that's a juicy burger!")
Maik
2011-09-12 23:58:12 Uhr
Bei den Highlights würde ich mich Wolffather anschließen und vielleicht noch den "Salmon man" mit in den Topf werfen. Und der Rolling Stone hat wohl den Knall nicht gehört, wenn ich das mal so schreiben darf. Super Platte bisher.
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