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Oh Land - Oh Land

Oh Land- Oh Land

Epic / Sony
VÖ: 05.08.2011

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

All inclusive

Bei Oh Land, dem Next Big Thing des Fräuleinwunder-Pop, geraten so manche Gewissheiten ins Wanken. Jene zum Beispiel, dass der Mensch ein Mängelwesen ist, das stetig nach Techniken der Kompensation suchen muss. Oh Land nicht, alles an ihr ist so perfekt: ihr Aussehen, ihre Stimme, ihr Freundeskreis und der Inhalt ihres Kleiderschranks gleich mit. Die Dänin Nanna Fabricius, die sich hinter dem Namen verbirgt, hat für ihr zweites Album den Plattenvertrag bei Sony, eine klassische Ballettausbildung und das Geld für eine Highclass-Produktion im Gepäck. David Letterman ruft, und die Presse schreibt, natürlich. Alles zu schön, um wahr zu sein.

Da muss man es fast für Ironie halten, was sie zu Beginn in "Perfection" an schmachtenden Worten auffährt. Sie ist es hier, die den anderen für seine Perfektion begehrt, jeden seiner Schritte verfolgt und sich wundert darüber, dass sie selbst für Entzücken sorgt. Nun geraten alle Beteuerungen von menschlichen Bedürfnissen und dem Getriebensein bei dem All-Inclusive-Pop auf "Oh Land" leider zu oft zur bloßen Koketterie. In etwa so glaubwürdig wie die Geschichte von Heidi Klum und ihrer regelmäßig gestillten Leidenschaft für Burger und Fritten. "Oh Land" nämlich ist schlussendlich über alle Maßen nett und wunderbar. Oder auch: durchschnittlich.

Tatsächlich wurmt es, wie bunt und übervoll der Elektropop von Oh Land gepackt wurde, denn zweifellos funkeln die meisten Ideen des Albums in einem intimeren Rahmen ohne gleichmachende BlingBling-Produktion ungleich deutlicher, wie jeder x-beliebige Liveclip Oh Lands vorführt. So bleibt es bei vielen Akzenten, die aufhorchen lassen und die durchaus charmante Verträumtheit ihres Pops unterstreichen: Dann packt einen der liebliche Sprechgesang in "Helicopter", das den Owl-City-Hit "Fireflies" stalkt, in Zuckerwatte. So fixiert schaut man freudig "We turn it up" dabei zu, wie er jauchzend über den Jahrmarkt zieht und sich den Bauch mit Süßkram vollschlägt. Und natürlich kriegt man auch die Single "Sun of a gun" irgendwann nicht mehr von den Fingern.

Oh Land aber kann den Märchen, für die sie sich elf Songs lang begeistert, zu wenig Überrraschendes oder gar Abgründiges abtrotzen. Wie das gegangen wäre, hätte sie sich bei Fiona Apple und deren letztem Streich "Extraordinary machine" abschauen können, der "Oh Land" offenkundig einige Inspiration verdankt. Während Frau Apple aber offensichtlich bei jedem Kontakt mit der Musikindustrie in der Tasche das Messer aufgeht, bleibt Oh Land höflich, brav, schrecklich nett. Die Plattenfirmen, die Werbeindustrie und die Talkmaster werden ihr dafür gleichermaßen um den Hals fallen. Das zumindest ist sicher.

(Nicklas Baschek)

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Highlights

  • Sun of a gun
  • Helicopter
  • We turn it up

Tracklist

  1. Perfection
  2. Break the chain
  3. Sun of a gun
  4. Voodoo
  5. Lean
  6. Wolf & I
  7. Human
  8. White nights
  9. Helicopter
  10. We turn it up
  11. Rainbow

Gesamtspielzeit: 39:46 min.

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Threads im Plattentests.de-Forum

  • Oh Land (5 Beiträge / Letzter am 09.12.2011 - 14:40 Uhr)

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