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Samy Deluxe - SchwarzWeiss

Samy Deluxe- SchwarzWeiss

Capitol / EMI
VÖ: 29.07.2011

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Dis interessant

Glaubwürdigkeit ist alles. Wer Rap sagt, muss auch Straße reimen. Ansonsten hagelt es Kritik. Die schlug dem guten Samy Sorge nach seiner letzten Platte "Dis wo ich herkomm" mal ordentlich ins Gesicht. Aus der Szene klatschte es an die linke Wange, dass das ja gar nichts mehr mit HipHop zu tun hat, weil der Typ ein paar Einflüsse aus anderen Genres zuließ und tatsächlich auch mal eine Zeile sang. Aus dem Feuilleton klatschte es an die rechte, dass da jemand wieder muffelnde Worte wie "Nationalstolz" auspackte. Die ewig gleichen Diskussionen im Netz inklusive. Da klatschte die Junge Union freilich auch. Willkommen in der Bürgerlichkeit. Nebenprojekte als Moderator im ZDF, Buchautor und Theatermusiker machen die Sache nicht gerade leichter. Der Titel "SchwarzWeiss" für die vierte Platte ließ nun Übles vermuten. Doch Mr. Deluxe hat seit Jahren seinen eigenen Film abgespielt. Seine Stellung im deutschsprachigen Rap hat den Sturm der Entrüstung halbwegs unbeschadet überstanden. Immerhin bleibt der Mann sich selbst treu. Kann ja auch nicht jeden Kasper die Altersweisheit mit dreißig treffen, sodass er das Mic gegen eine Klampfe eintauscht.

Okay, es gibt natürlich weit Lässigeres, als sein "Poesie Album" auf den Tisch zu knallen. Und trotz des übelsten Flows kann es sich Samy nicht verkneifen, da ein dickes Schriftsteller-Dropping einzubauen "bis ihr alle brecht wie Bertolt". Passiert natürlich nicht, dafür ist das Ding zu artig. Überhaupt eckt auf "SchwarzWeiss" nichts nirgends an. Zu viele Zeilen tummeln sich hier, die sich um den Menschen Samy drehen. Dem BabyBoomBap von "Doppelt VIP" fehlt nur ein knuffiger Rasseltakt und "Vater im Himmel" bringt den Deluxe Dad auf den Schirm. Die Ehrlichkeit ist unbehaglich. Muss sie aber auch, damit das sitzt. Wenn sich Samy allerdings an Sozialkritik versucht, funktioniert das nur selten. Der Titeltrack schlawinert sich so knapp an der Peinlichkeit vorbei, bevor es in die Hook geht. Gesungen geht der Kram leider mal gar nicht. Mit mehr Distanz wie in "Keine wahre Geschichte" funktioniert die Sache besser. Die Story läuft und, verdammt, da ist die Klampfe und auch ein Anfall von Altersweisheit drin.

Vielleicht würden viele Tracks stärker, wenn Samy Deluxe das Singen lassen würde. Ein Großteil der Hooks hat einfach keinen Soul. Dabei steht "Zurück zu wir" mitten drin, aber trotzdem war es Samy keine Lehre. Der Reggae, der Vibe, der Flow und dazu Max Herre. Besser hätte es Herr Deluxe nicht treffen können. Und dann wäre da noch "Hände hoch", dieses Feierbiest mit dickem Bass und technisch feinsten Reimen. Dabei ist die Nummer mit den Flossen zum Himmel eigentlich ausgelutscht. Ausgekoppelt mit Megaloh als Feature drückt der Track zwar noch mehr, hat es aber nur in der Solo Samy-Version auf "SchwarzWeiss" geschafft. Bei so viel Tatendrang ist eben kaum Platz für Gäste. Auch kein Thema, denn Mr. Deluxe hat wieder neben den Worten etwas zu sagen. Daran glaubt vor allem er selbst. Der Rest darf durchaus an manchen Stellen kritischer an die Sache gehen. Im Zweifel für den Zweifel. Oder so.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Keine wahre Geschichte
  • Hände hoch

Tracklist

  1. SchwarzWeiss Anfang
  2. Intro
  3. Poesie Album
  4. Ego
  5. Eines Tages
  6. Wer wird Millionär
  7. Strassen Musik
  8. Zurück zu wir (feat. Max Herre)
  9. Keine wahre Geschichte
  10. RapGenie
  11. Allein
  12. Doppelt VIP
  13. Vater im Himmel
  14. Hände hoch
  15. SchwarzWeiss
  16. Unbeschriebenes Blatt

Gesamtspielzeit: 62:57 min.

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