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Part Time - What would you say?

Part Time- What would you say?

Mexican Summer / Cooperative / Universal
VÖ: 08.07.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Die Endlosschleife im weißen Anzug

Und die Taumelei in das Reich der Zitate, Kopien und großen Gefühle geht weiter. Dieses Mal: David Speck alias Part Time, Keyboardfan aus San Francisco, der das wohl konsequenteste Eighties-Tribute-Debut der vergangenen Monate veröffentlicht. So konsequent, dass es fast schon zynisch klingt. Gleich das erste Stück "Thunderbolts of love" beginnt mit einem gestöhnten "Are you alone" aus einer dunkel-kalten Ecke, bevor die hüpfende Melodie einsetzt und ein Takt anschlägt, der klingt wie ein nasses Schlagzeug in leerem Raum. Dazu Synthiewellen, die altvertraute Mischung aus tiefen New-Wave-Entblößungen in friedlicher Koexistenz mit perlmuttfarbenen Instrumenten und einem Gefühl von "Kenn ich!" oder "Uahh, mach weg!". Viel dazwischen gibt es bei Part Time nämlich nicht.

Denn solch Freude an der Kopie kann nur eines: polarisieren. Tatsächlich gäbe es ab hier nicht mehr viel zu sagen, denn entweder mag man den künstlichen Sonnenuntergang mit melodramatischem Horizont in zarten Farben oder findet das furchtbar. Trotzdem passiert beim Hören etwas Seltsames. Werden sich Freunde des oben beschriebenen Miami-Vice-Szenarios sofort auf "What would you say?" einigen können, geschieht mit allen anderen eine Metamorphose. Das anfängliche "Uahh" verwandelt sich in "Ist das noch immer dieses Album?" und wird zu einem gedankenverlorenen Blick aus dem Fenster. Ja, diese Melodien sind catchy und ja, sie sind auch nervig, und momentan kommt man schwer an ihnen vorbei. Sie spielen mit einem Reflex, gegen den man sich nur schwer wehren kann. Hochgradig schmeichelnde Popsongs, die irgendein Areal im Gehirn stimulieren (müssen!), welches vielleicht mit den Attributen "weinerlich", "sehnsüchtig", "verliebt", "selbstmitleidig", "geschmacklos" und "hochemotional" versehen ist. Denn um nichts anderes geht es auf "What would you say?". Da ist der smarte Typ allein an einem Ort (Sofa, Strand, Parkbank, Fahrrad) und philosophiert über das verschwundene/vergebene/kühle/unerreichbare Mädchen. Das großartige "She’s got the right" beispielsweise beginnt mit einer kurzen Akkordabfolge, die fluffig daherzukommen scheint und sich dann doch nach ähnlichem Thunderbolts-Prinzip entwickelt und sich als depressiver, begehrender Pop entpuppt, der bestenfalls als "Desire" umschrieben werden kann.

Ein bisschen heftiger wird es dann mit "In this filthy city", das schon arg klingt, wie das Video zu "Club Tropicana" aussieht. Und selbst ein Song wie "Riots in the streets", versehen mit E-Gitarren-Soli und Zeilen wie "Looking for a fire, looking for a fight" düdelt entspannt bis zur letzten Sekunde. Highlight aber ist "19": Auch hier Gitarren, aber manische! Das Keyboard, melodisch, aber eisig mit überschlagenden Momenten. Kreischsamples aus der Geisterbahn, der Gesang ist distanziert und böse, der Beat stapfend. "She’s playing with your mind" ist die nächste Phase im zerreißenden Irrsinnstal Liebeskummer und klingt wie ein gezücktes Messerchen, welches das Sonnenlicht in tausend schöne Farben bricht, aber dennoch Wunden verursachen kann und will. Die Vertonung von Liebe und Schmerz – mit Hilfe des Baukastensets 80er oft geschmacklos, meistens erstaunlich treffend. Und im Falle von "What would you say?" führt sie sogar zu einem ausgezeichneten Album. Aber wer gibt das schon gerne zu?

(Carolin Weidner)

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Highlights

  • She's got the right
  • 19
  • She's playing with your mind

Tracklist

  1. Thunderbolts of love
  2. I wanna take you out
  3. Living in pretend (My girl imagination)
  4. She's got the right
  5. In this filthy city
  6. What would you say?
  7. Hey Karen
  8. Riots in the streets
  9. 19
  10. She's playing with your mind
  11. Cassie (won't you be my doll)

Gesamtspielzeit: 41:00 min.

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