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Serengeti - Family & friends

Serengeti- Family & friends

Anticon / Indigo
VÖ: 05.08.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Lachen im Halse

Freunde sind Gottes Entschuldigung für die Familie. Aber meist eine ziemlich schlechte. Zumindest wenn den Geschichten auf "Family & friends" von Serengeti Glauben geschenkt werden darf. Und das von einem Typen, der einmal die Fahne hochhielt, um dem HipHop den Spaß zurückzubringen. Aber EmCee David Cohn aus Chicago geht sowieso seinen eigenen Weg. Vielleicht ist da auf seiner achten Platte irgendwo ein Treppenwitz, der verstanden werden will. Wenn, ist er aber clever versteckt. Zum Lachen ist auf Serengetis Debüt auf Anticon aber nichts. Da spritzen sich Vater und Sohn zusammen Drogen, Hoffnungen klammern sich an Werbefiguren, und die Liebe zerspringt regelmäßig auf den Beats, die halb-halb Yoni Wolf von Why? und Advance Base begesteuert haben.

Dementsprechend dünn ist das Konstrukt, auf das sich Cohn da einlässt. Die ganze Sache mit dem LoFi ist auf "Family & friends" stetig kurz vorm Auseinanderbrechen. Auf eine ranzige Gitarre und einen bröseligen Beat startet "Tracks", und mit jedem Rhyme von Cohn zeichnen sich mehr die Risse ab. Nur "California" schrammelt vor sich hin und schiebt vor einem Bass seinen rudimentären Rhthmus. Dazu passend schüttelt Cohn eine Runde Schüttelreime aus dem Ärmel. Nett, that's it. Jeder Track ist eine kurze Nummer ohne Pointe. Einzig "The whip" geht über fünf Minuten und fabuliert über einen Kämpfer. die Beats steigern sich ein einziges Mal in eben diesem Moment auf der Platte, und die Spannung löst sich erst in einem sonderbaren Sample. In "Flutes" sind es einzelne Flecken im Track und eine Hook mit sachter Melodie, die den Track beisammen halten. Die Produktion ist abgestanden und gerade deswegen so anbiedernd anders. Streicher und Bläser sind mit drin, drängen sich aber nie nach vorne. Können sie auch gar nicht, denn den Platz nimmt Cohn mit seinem Geschichten ein.

Die meiste Zeit ist "Family & friends" die typische Platte, die einem Leute brühwarm auf die Ohren drücken, wenn sie den Beweis antreten wollen, dass es auch intelligenten HipHop gibt. Und wenn dieser Mist nervig genug wäre, man könnte Serengeti einfach als Hipster-Klamotte abtun und neben Fixie Bike und V-Ausschnitt abstellen. Allerdings besitzt Cohn weit mehr Technik als Haltung, weit mehr Geschichten als Wortspiele. Wozu eine ironische Brechung, wenn sich "Ha-Ha" auch so über die Klinge schicken lässt? Und doch bleibt Serengeti unnahbar, lässt sich nicht in die Karten schauen und mischt fröhlich Autobiographie mit Fiktion. Das Besondere liegt auf "Family & friends" im Alltag. Und das ist nun manchmal nur Trinken, Vögeln, Lesen. Cohn nimmt die bare Münze und tauscht sie gegen Schokotaler ein. Die Selbstoffenbarung schrammt an der Karikatur vorbei. Am Ende sind alle genauso schlau wie zuvor. Konzept oder Kalkül ist egal, denn für die großen Stories braucht es Stoff, unterfüttert durch die abgekratzten Reste von HipHop, Electronica und Indie. Anticon as usual. Wer da zuletzt lacht, wird sich noch zeigen.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • PMDD
  • Ha-Ha
  • The whip

Tracklist

  1. Tracks
  2. PMDD
  3. Long ears
  4. Ha-Ha
  5. A.R.P.
  6. Godammit
  7. Flutes
  8. California
  9. The whip
  10. Family & friends
  11. Dwight

Gesamtspielzeit: 31:45 min.

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