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Destroyer - Kaputt

Destroyer- Kaputt

Dead Oceans / Cargo
VÖ: 10.06.2011

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Flatterhaft

Dan Bejar hatte stets ein großes Talent darin, sich zu verändern und sich auf vielfältigste Weise weiterzuentwickeln. Schließlich gleicht der Mann einem Soundchamäleon und verabscheut Wiederholungen: Neben Destroyer ist Bejar Mitglied beim Indiepop-Kollektiv The New Pornographers und greift darüber hinaus bei den ungleich schrulligeren Swan Lake in die Saiten. Der Typ muss wahrlich ein Workaholic sein. Was sich sukzessive und auf sehr sachte Weise andeutete, wird nun mit dem neunten Destroyer-Album "Kaputt" Gewissheit: Hier bastelt jemand wie besessen an der Ehrenrettung softpornöser Fahrstuhlmusik und errichtet diesem wunderbaren Nicht-Genre ein epochal anmutendes Denkmal.

Diese Entwicklung will nicht groß überraschen beim experimentierfreudigen Charakter Bejar, der sich bereits auf früheren Releases anderen abseitigen Genres gewidmet hat. Das so wundersam betitelte "Kaputt" brilliert mit schnauzbärtiger Saxophon-Pop-Ästhetik irgendwo zwischen Steely Dan und Gayngs, die vor einem Jahr mit "Relayted" ein ähnlich gepoltes Werk veröffentlichten. Auch die allseits gelobten Bon Iver reisten auf ihrem neuen Meisterwerk in die fabelhafte Welt des Softrocks - allmählich wird ein oftmals belächeltes Genre von etablierten Indiegrößen wachgeküsst und mit fabelhaft spinnerten Alben bedacht, die weit weniger ironisch gebrochen sind, als es vielleicht zunächst den Anschein hat. Zumindest wenn man den entsprechenden Interviews Glauben schenken darf.

Wobei Humor im Destroyer-Kosmos durchaus eine Rolle spielt. So ist das Video zum Titelsong ein wahnsinniges Statement amüsanter Clipkunst, in dem sich ein dickbebrillter Trottel in eine Traumwelt mit leicht bekleideten Mädchen und fliegenden Walfischen rettet. Passenderweise sprechsingt Bejar dazu betörende Zeilen: "Wasting our days / Chasing some girls, alright / Chasing cocaine / Through the backrooms of the world all night." Dass man sich hier ein lakonisches Augenzwinkern dazudenken muss, sollte klar sein. Nichtsdestotrotz steckt jede Menge aufrichtige Leidenschaft in den neun Stücken von "Kaputt": Wie es sich das herrlich eklektische "Chinatown" zwischen Synthies und Saxophon bequem macht oder Bejar im ätherisch fließenden "Blue eyes" dem Hörer stimmlich ganz nah ans Ohr rückt - das ist schon bemerkenswert.

Im besten Song des Albums, dem achtminütigen Mini-Epos "Suicide demo for Kara Walker", lassen sich Destroyer Zeit und genehmigen dem Stück den nötigen Anlauf, um im in der Folge diese unfassbare Entrücktheit zu erlangen, die es eben manchmal braucht: Gitarren und Synthies flattern im Wind, bis die Bläser die Oberhand gewinnen und kurzerhand alles niederprusten. Das abschließende "Bay of pigs (Detail)" gab es in einer anderen Version bereits auf der gleichnamigen EP aus dem Jahr 2009: Hier konstruieren Bejar und Co. eine von Nebelschwaden verschleierte Ambient-Kathedrale, die man in ihrer ganzen Verwinkelung kaum begreifen kann. Nebenbei ändert das Stück alle paar Augenblicke seine Richtung. Eben ganz so, wie es Bejar auch immer für sich beansprucht. Wie ein Fähnlein im Wind.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • Chinatown
  • Suicide demo for Kara Walker
  • Kaputt
  • Downtown

Tracklist

  1. Chinatown
  2. Blue eyes
  3. Savage night at the opera
  4. Suicide demo for Kara Walker
  5. Poor in love
  6. Kaputt
  7. Downtown
  8. Song for America
  9. Bay of pigs (Detail)

Gesamtspielzeit: 50:08 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
jutzt
2013-07-03 20:08:29 Uhr
=nutzt
The 0rphan
2013-07-03 20:05:02 Uhr
Höre seit 2,5 Jahren hin und wieder rein...ist schon gewöhnungsbedürftig was stimme und text angeht..aber die Musik ist bis auf die longtracks zugänglich.

Chinatown müsste jedem Menschen gefallen. ;)

Zur Zeit ist Song for America mein Ohrwurm, bay of pigs ist so ein track bei dem man glaubt dass man ihn nie voll erschliessen werden wird, aber dafür jutzt er sich auch so gut wie gar nicht ab.
Leck mich
2012-09-20 18:12:58 Uhr
Immer noch ziemlich geile platte
Gewinner
2012-09-20 18:11:11 Uhr
Auf meiner richtig teuren Anlage klingt es erst so richtig gut.
Morrissey
2012-09-20 17:48:29 Uhr
Ich hör das Album immernoch sehr gerne.
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