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Katharina Nuttall - Turn me on

Katharina Nuttall- Turn me on

Novoton / Broken Silence
VÖ: 13.05.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Eine Unwucht

Immer diese Norwegerinnen. Susanne Sundfør hat mit "The brothel" ein musikalisches Freudenhaus aufgemacht, in dem sich sogar die Kollegin Mautz wohlfühlt, und auch der Name Katharina Nuttall erweckt den unbestimmten Eindruck, als wolle seine Trägerin einem irgendwie an die, äh, Nüsse. Im Gegensatz zum Sundfør-Album flitzt "Turn me on" zu Beginn allerdings mit Affenzahn durch ein dreckiges Roadmovie statt durch alle Betten: "She was too cheap to get me drunk / We should have left her in the trunk." Mehr ein Fall für den Aus-Puff also. Ich Thelma, Du Louise. Nur die Musik ist besser - schließlich hat die inzwischen nach Schweden übergesiedelte Nuttall bereits Ane Brun und Wendy McNeill produziert. Und weiß auch auf ihrem dritten eigenen Album, was sie tut.

Seine delikate Unwucht verdankt "Turn me on" vor allem dem Wechselspiel zwischen verrucht und unschuldig, ruppig und melancholisch, den direkt die beiden Opener treffend umreißen. Der Titelsong ist einer der saftigsten Riffrocker der letzten Zeit, lässt einen sehnigen Gitarrenlauf rumoren und spielt lüstern mit Zweideutigkeiten, "Play" drosselt das Tempo für eine magische, von zeitlupenartigem Twang durchzogene Ballade, die immer wieder auf einen Höhepunkt zusteuert, an dem man die Welt oder zumindest einen geliebten Menschen umarmen möchte. Der Gesang kriecht dabei oft aus einem moderat eingestellten Effektgerät und scheint etwas zu sagen wie "Hands up - I love you". Oder ist das nur Einbildung?

Zumindest fällt einem dieser Satz immer wieder bei den Songs ein, die an die grollenden Grooves und den gekippten Swamp-Blues von Nuttalls Landsleuten Madrugada erinnern - vermutlich ein Verdienst von Co-Produzent Head, der bei letzteren schon an den Reglern saß. "Paper plane" knurrt sich in diesem Sinne zunächst mit extra tiefem Basslauf durch die Strophe, bis der Refrain psychedelische Pop-Symphonik entdeckt, während die sich Coverversion von Depeche Modes "Stripped" düsterlich beschwörend am sexuellen Subtext des Originals zu schaffen macht. Wenig später erörtert "We will never meet again" zu schleifender Rhythmusspur, was aus flüchtigen Begegnungen mit Fremden auch werden könnte - "Why don't we do it in the road?" einmal anders.

Dennoch bleibt Nuttall auf "Turn me on" stets eine Lady - und das Album ein wundersames Zwitterwesen, das genauso wehmütig seufzen wie angestochen zuschnappen kann. Selbst wenn ihr gegen Ende ein wenig die Puste auszugehen scheint, bäumt sich Nuttall bei "Not my lover" ein letztes Mal auf und stellt klar, dass mit ihr stets zu rechnen ist. Dank toller Songs voller gereizter Spannung und einer Stimme, wie sie in 15 bis 20 Jahren auch Amy Macdonald gehören könnte, wenn die erst einmal ein bisschen mehr gesehen hat als bloß Konzerthallen und Hotelzimmer auf monatelangen Popstar-Ochsentouren. Es muss ja nicht unbedingt der Kofferraum einer Rostlaube mit zwielichtigen Insassen sein.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Turn me on
  • Play
  • Paper plane
  • We will never meet again

Tracklist

  1. Turn me on
  2. Play
  3. Falling
  4. Paper plane
  5. Bricks
  6. Stripped
  7. We will never meet again
  8. Take me through to your side
  9. Silver screen
  10. Not my lover
  11. The runner

Gesamtspielzeit: 41:19 min.

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