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Digitalism - I love you, dude

Digitalism- I love you, dude

V2 / Cooperative / Universal
VÖ: 17.06.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Sternenkinder

Es würde zu kurz greifen, wenn man in Digitalism nur die bestmögliche deutsche Variante jenes feierwütigen Elektro sähe, den insbesondere französische Trendsetter wie Daft Punk und Justice einst auf den Weg brachten. Natürlich waren und sind Jens Moelle und Ismail Tuefekci die Musterschüler und einheimischen Quasi-Statthalter des bratzigen Sounds von Ed Banger und Kitsuné, der House vor einigen Jahren die nötige Portion Aggressivität und Derbheit verpasste, um damit Rockfans in aller Welt einen einfachen Zugang zur elektronischen Abfahrt in der Indie-Disco zu verschaffen. Daneben war das Produzenten-Duo aber auch immer der Elektro-Act, der mehr nach Indierock und Gitarren, nach Hamburger Schule und norddeutscher Melancholie klang als alle anderen.

Auf "I love you, dude", dem seit dem Debüt "Idealism" erst zweiten Digitalism-Album, verstärkt sich dieser Eindruck: Zwar wirkt der bereits von der letztjährigen "Blitz"-EP bekannte Opener"Stratosphere" oberflächlich betrachtet mit Synthie-Keyboards und schmatzendem Zerr-Bass wie eine französische Blaupause eines hypnotisch-tanzbaren Ausflugs zu den Sternen. Doch einerseits ist der Sound hier ein gutes Stück luftiger und offener gehalten als bei der Konkurrenz, und andererseits stehen solchen Stücken auch verliebt dahinseufzende Tanzflächenfüller in bester Indierock-Tradition gegenüber. Mit "2 hearts" fährt das Duo beispielsweise einen waschechten Sommerhit inklusive Achtelbass und Sechzehntel-Hi-Hat auf, dessen elektronische Note an The Killers und The Postal Service erinnert.

Auch "Circles" steht eher in dieser Tradition, und spätestens beim leichtgängigen, von Gitarren durchstoßenen Elektro von "Forrest Gump", das in E-Mail-Kooperation mit Strokes-Sänger Julian Casablancas entstand, hat man den Eindruck, es mit einer Zwei-Mann-Band und nicht mit Soundtüftlern zu tun zu haben. Für all jene, denen "Idealism" soundästhetisch als das Nonplusultra galt, bietet das Album neben dem bereits erwähnten Opener und dem sternenbestäubten "Blitz" noch den cool-dramatischen, leicht verätzt groovenden Elektro-Smasher "Miami showdown". Und ganz Nostalgische kommen beim Flat-Eric-Techno von "Antibiotics" und den an The Prodigy gemahnenden Breakbeats von "Reeperbahn" sicher auch auf ihre Kosten.

Homogen ist "I love you, dude" also nicht direkt, eher liefert dieses Album einen Überblick über die Facetten und Spielarten, die Digitalism beherrschen. Was sie zweifellos tun, denn jeder Track ist handwerklich souverän und stilsicher umgesetzt. Allerdings wird man das Gefühl nicht los, dass hier nur Trends bedient werden, die ihren Zenit bereits überschritten haben. Das Feiervolk verarzten Digitalism damit zwar noch immer exzellent und vor allem intelligenter als viele der krawalligen, sloganverhafteten Electroclasher, und vor den Zeltbühnen der Sommer-Festivals werden sich zu Recht wieder Zehntausende zu diesem Sound in die Glückseligkeit tanzen. Was aber 2007 noch für die Speerspitze einer Bewegung reichte, ist 2011 nur noch sehr gut - und könnte in ein paar Jahren schon zu wenig sein.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights

  • Stratosphere
  • 2 hearts
  • Miami showdown

Tracklist

  1. Stratosphere
  2. 2 Hearts
  3. Circles
  4. Blitz
  5. Forrest Gump
  6. Reeperbahn
  7. Antibiotics
  8. Just gazin'
  9. Miami showdown
  10. Encore

Gesamtspielzeit: 38:28 min.

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