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Sick Puppies - Tri-polar

Sick Puppies- Tri-polar

Virgin / EMI
VÖ: 01.04.2011

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die neuen Alten

Radiomoderatoren und Boulevardjournalisten haben mehr gemeinsam, als man zunächst denken mag. Denn genau wie die Schreiberlinge der bunten Zeitungen dürfen auch die Dampfplauderer bei den großen Sender ungeniert Fakten verdrehen und können dafür nur schwer juristisch belangt werden. Wenn etwa ein Pop-Hit von The Offspring über den Äther dudelt, wird die kalifornische Botoxcombo zum härtesten Punkbrett Amerikas ausgerufen, "neben Green Day und Nofcks". Als es Kings Of Leon vor wenigen Jahren mit "Sex on fire" und "Use somebody" in die Radio-Playlists schafften, wurden der Hörerschaft quasi einfach mal die ersten drei Alben der Followills vorenthalten - "die neue Rocksensation aus Amerika" war auf der Erde gelandet. Mit einem ähnlichen Terminus preist Deutschlands Hausfrauen-Radio nun Sick Puppies an. Und dabei handelt es sich in Wirklichkeit um eine Band, die gegründet wurde, als unser Bundeskanzler noch Helmut Kohl hieß.

Doch egal, wie viele Jahre das australisch-amerikanische Trio nun schon auf dem Buckel hat: Der eingängige Alternative-Sound auf "Tri-polar", dem dritten Album von Sick Puppies, entstammt jedenfalls klar den späten Neunzigern. Passt also so gesehen wunderbar ins Radio, das ja momentan schwer auf der 90s-Revival-Welle surft. Die Gitarren bratzen in den lauten Momenten los, das Schlagzeugblech scheppert - und Sänger Shimon Moore hat in der Scott-Stapp-Akademie für bedeutungsschwangeres Keifen gut aufgepasst. Allerdings hält die Hochglanzproduktion den Lärm stets in einem für Jedermann erträglichen Rahmen. Jede Art von Ecken und Kanten blieb dabei auf der Strecke. Auch bei den Texten haben sich Sick Puppies ganz und gar der amerikanischen Tradition verpflichtet: "I hate the way I need you / When I don't know where you are", daran lässt sich der gesamte Textkosmos auf "Tri-polar" festmachen. Der Albumtitel ist also irreführend: Richtig wäre "Bi-polar" gewesen. You and me, laut und leise, schnell und langsam, wütend und melancholisch - stets pendeln Sick Puppies zwischen zwei Polen.

Das ist in musikalischer Hinsicht natürlich alles arg vorhersehbar, und doch schafft es das Trio, einer komplett ausgelutschten Musikrichtung stellenweise interessante Momente abzuringen. Im Opener "All the same" schwingt verblüffend viel Anmut mit, weil die Band hier den Holzhammer stecken lässt. Und klar, anderswo sind die Melodien so stark, dass die abgedroschenen Arrangements kaum noch stören. Der stark gepushte Radiohit "Maybe" etwa gehört definitiv zu den besseren seiner Art. Schade nur, dass Sick Puppies für jeden richtig schönen Moment wie das sanfte "White balloons" mindestens zwei richtig miese auf das Album packen mussten. Für dumpfes Testosteron-Gebolze in unschöner Fred-Durst-Tradition wie "You're going down" und "I hate you" sollte das Trio eigentlich zu einer Woche Radio-Dauerbeschallung verurteilt werden. Neue Rocksensation hin oder her.

(Mark Read)

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Highlights

  • All the same
  • White balloons

Tracklist

  1. All the same
  2. Riptide
  3. Maybe
  4. Odd one
  5. You're going down
  6. Should've known better
  7. Don't walk away
  8. White balloons
  9. My world
  10. Survive
  11. I hate you
  12. War

Gesamtspielzeit: 42:50 min.

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Threads im Plattentests.de-Forum

  • Sick Puppies (3 Beiträge / Letzter am 05.06.2011 - 10:19 Uhr)

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